Kino

"Terminator: Genisys" Zeit ist relativ, Action nicht

Bitte recht freundlich, dieser Terminator möchte Sie töten.

Bitte recht freundlich, dieser Terminator möchte Sie töten.

Die Cyborgs machen wieder Jagd auf Menschen. Doch sie müssen mit Widerstand rechnen. "Terminator: Genisys" prunkt durch Ironie, einen glänzend aufgelegten Arnold Schwarzenegger und eine gelungene erste Hälfte. Dann wird's verworren.

Treffen sich zwei Terminatoren. Klingt wie der Beginn eines schlechten Witzes, ist in "Terminator: Genisys" aber äußerst unterhaltsam. Denn hier kloppt sich der junge Arnold Schwarzenegger mit dem alten. Der ergraute Cyborg drischt auf seine jüngere Version ein, bis der Stahl kracht und die Zuschauer sich das Lachen nicht mehr verkneifen können.

Schwarzenegger spielt wieder seinen T-800 - nur etwas gealtert.

Schwarzenegger spielt wieder seinen T-800 - nur etwas gealtert.

Die Szene zeigt ganz gut die Stoßrichtung des Films: Er stellt sich in die Tradition der vier erfolgreichen Vorgänger, will aber gleichzeitig als Neustart wahrgenommen werden, der die Geschichte noch einen Dreh weiterspinnt - und dabei humorvoller daherkommt als das Original.

Das liegt vor allem am Schwarzenegger, der wieder ganz der Alte ist, im wahrsten Sinne des Wortes: In schöner Anspielung auf seine 67 Jahre spielt er einen gealterten T-800-Cyborg. "Alt, aber nicht veraltet" ist sein wiederkehrender Einzeiler. Doch um ihn herum versammeln sich neue Gesichter: Emilia Clarke, bekannt aus "Game of Thrones", spielt Sarah Connor. Jason Clarke ist ihr Sohn John, der Anführer der Rebellion gegen die Maschinen. Jai Courtney schließlich ist als Kyle Reese zu sehen, jenem Menschen, der bereits im ersten "Terminator"-Film von 1984 Sarah Connor beschützen sollte.

Kriegerin statt Disco-Mäuschen

Dieser erste Film von James Cameron bildet auch die Grundlage der Geschichte: 2029 haben die Menschen die Maschinen fast besiegt, da schickt das Computernetzwerk Skynet einen Terminator 800 in die Vergangenheit, um Sarah Connor zu töten und die Geburt ihres Sohnes zu verhindern. Rebellenführer John Connor sendet daraufhin seinen Vertrauten Kyle Reese hinterher, um die Mutter zu beschützen.

Jason Clarke (l.) und Jai Courtney kämpfen gegen die Maschinen.

Jason Clarke (l.) und Jai Courtney kämpfen gegen die Maschinen.

(Foto: Melinda Sue Gordon)

Doch als Reese im Jahr 1984 ankommt, trifft er nicht auf ein verängstigtes Disco-Mäuschen wie im Originalfilm. Stattdessen rettet ihn eine taffe, schwerbewaffnete Sarah Connor aus den Klauen eines T-1000. Im Schlepptau hat sie einen älteren T-800, der für sie eine Vaterfigur ist. Reese ist völlig verwirrt von dieser veränderten Vergangenheit.

Der Zuschauer dagegen hat seinen Spaß. Denn "Thor"-Regisseur Alan Taylor kopiert zu Beginn bis ins Detail Szenen aus dem ersten "Terminator"-Film (den man sich vorher nochmal anschauen sollte). Doch dann löst sich "Genisys" davon und baut seine eigene Geschichte auf. So kommt es auch zum Zweikampf zwischen den beiden Schwarzeneggers: Der eine wird von ihm selbst gespielt, sein Gegner bekam per Digitaltechnik Schwarzeneggers Gesicht von 1984 verpasst. Szenen wie diese verleihen "Terminator: Genisys" einen nostalgisch-ironischen Touch, der Fanherzen höher schlagen lässt.

Schwarzenegger hat richtig Spaß

Emilia Clarke ist als Sarah Connor nur mäßig überzeugend.

Emilia Clarke ist als Sarah Connor nur mäßig überzeugend.

(Foto: Melinda Sue Gordon)

Kyle Reese und Sarah Conner, die sich anfangs permanent kabbeln, versuchen derweil, die Apokalypse zu verhindern, die durch eine App namens "Genisys" ausgelöst werden soll. Per Zeitmaschine reisen sie dafür von 1984 ins Jahr 2017. Doch auch dort machen ihnen Cyborgs das Leben schwer. Und dann steht plötzlich John Connor vor ihnen - auch er ist in die Vergangenheit gereist und verkündet: "Ich bin keine Maschine. Ich bin kein Mensch. Ich bin mehr."

In diesem Moment wird der Film etwas verworren. Nicht umsonst beklagt ein Polizist (J.K. Simmons) irgendwann, dass er gern verstehen würde, was hier vor sich geht. Ganz einfach: Man springt munter zwischen den Jahren hin und her, wobei sich verschiedene Zeitlinien durchkreuzen, und mittendrin hauen eine Handvoll Terminatoren die Umgebung platt oder sich gegenseitig die Rübe ein - um am Ende doch wieder aufzustehen.

Ein Terminator ist nicht totzukriegen

Während die erste Hälfte durch witzige Anspielungen und eine interessante Variation der alten Geschichte überzeugt, werden danach die immer größer werdenden Handlungslücken nur noch durch krachende Action überdeckt. Schlecht ist die allerdings nicht: Busse fliegen durch die Luft, eine neue Terminator-Variante sorgt für spektakuläre Tricks und die Knarren werden auch immer größer. Doch wenn man dann zum x-ten Mal gesehen hat, wie ein bereits besiegter Terminator nochmal zum "Leben" erwacht, macht sich doch etwas Langeweile breit.

Am meisten Spaß macht es noch, Schwarzenegger zuzusehen. Nicht nur, weil er witzig ist, wie ein Terminator eben witzig sein kann. Anhand seines gealterten Cyborgs reißt der Film auch noch die Debatte an, ob Roboter menschliche Züge annehmen können. Daneben überzeugt vor allem Jason Clarke als zwielichtiger Rebellenführer, der den grübelnden Christian Bale aus "Terminator: Die Erlösung" vergessen lässt. Emilia Clarke dagegen überzeugt nur bedingt. Im Gegensatz zu Linda Hamilton, der originalen Sarah Connor, wirkt sie viel zu niedlich, um eine knallharte Kämpferin zu spielen. Aber die Produzenten haben bei der Besetzung wohl vor allem an all die "Game of Thrones"-Fans gedacht.

Immerhin: "Terminator: Genisys" ist der beste Teil der Reihe seit "Tag der Abrechnung" von 1991. Damit die folgenden Filme, die es ohne Zweifel geben wird, dieses Versprechen halten können, müssen aber schleunigst ein paar frische Ideen her.

"Terminator: Genisys" startet am 9. Juli in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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