
Einer der Magneten im Pariser Louvre, wo der Opa mit seiner Enkelin hingeht: die Mona Lisa von Leonardo da Vinci.
(Foto: picture alliance / Hans Lucas)
In den Augen eines Kindes stecken Neugier und die Lust auf all das Schöne dieser Welt. Monas Augen aber sehen plötzlich nichts mehr. Sie ist blind. Vorübergehend. Keiner kennt den Grund, keiner weiß, ob sie ihr Augenlicht für immer verliert. Ihr Großvater hat eine Idee, die die Welt der Zehnjährigen auf den Kopf stellt.
Mona ist absolut glücklich. Ihre Eltern lieben die Zehnjährige abgöttisch, sie selbst vergöttert ihren Großvater Henry. Mona und er haben ein ganz besonderes Verhältnis, eine Nadelschnecke an einer Schnur um ihren Hals und eine weitere, die ihr Opa trägt, machen das deutlich. Die Nadelschnecken sind ein Zeichen der Liebe, der tiefen Verbundenheit - sie stammen von Henrys Frau Colette, Monas Oma, die leider schon gestorben ist, aber ein bewegtes Leben gelebt hat. Das glaubt zumindest Mona ganz fest, tief in ihrem Herzen. Colettes Rat an ihre Enkelin: "Vergiss all das Negative, bewahre für immer das Licht in dir!"
Das Licht ist aber plötzlich aus. Dunkelheit. Absolute Schwärze. Mona ist blind. Von jetzt auf sofort und ohne Vorwarnung. Vorübergehend. Ihre Eltern sind dennoch alarmiert, die Ärzte sind es auch. Aber keiner weiß, weshalb Mona plötzlich erblindet ist, warum sie nun wieder sehen kann und ob sich das Ganze wiederholen wird. Wird Mona irgendwann für immer erblinden?
Im Auge des Betrachters
Ein Augenarzt, bei dem das Mädchen von nun an regelmäßig in Behandlung ist, schickt sie zudem zu einem Psychiater. Vielleicht kann er herausfinden, was hinter der vorübergehenden Erblindung steckt. Monas Großvater hat eine ganz andere Idee: Wenn Mona schon der Verlust des Augenlichts droht, soll sie bis dahin so viel Schönes gesehen und in sich aufgenommen haben, dass auch ein Leben in Dunkelheit ihr keine Angst bereitet. Aus der Idee wird schnell ein umfassender Plan, ein Geheimnis zwischen Henry und seiner Mona: Statt seine Enkelin jeden Mittwoch zum Psychiater zu bringen, geht er mit ihr in die Museen der Stadt, zeigt und studiert mit ihr Gemälde und andere Kunstobjekte, Skizzen und Installationen.
Henry und Mona gehen in den Louvre, ins Centre Pompidou. Sie bestaunen Werke Leonardo da Vincis, von Raffael bis Rembrandt. Sie tauchen ein in Vermeers "Der Astronom" oder Van Goghs "Die Weggabelung". Die Zehnjährige lernt Frida Kahlo bildlich kennen, erfährt etwas über ihr Schicksal und das von anderen Künstlerinnen und Künstlern, manche zu Lebzeiten bereits Stars, manche erst weit nach ihrem Tod zu Berühmtheit gelangt.
Monas Blick für die Kunst, für das Schöne, wird geschärft. Sie lernt aber auch das Düstere kennen, entdeckt Goya und dessen Monster, die sich überall verstecken, denen man sich aber stellen kann und dadurch innerlich wächst. Mona ist wissbegierig und saugt das Offenbarte der einzelnen Kunstschätze ebenso in sich auf wie die Geschichten ihres Großvaters dazu. Der vermutet irgendwann, dass Mona über das perfekte Auge verfügt, eine Sehkraft von 180 Prozent. Sie erfasst dadurch Kleinigkeiten, die ihm bislang verborgen geblieben sind. Der Stolz auf seine Enkelin wächst ins Unermessliche.
Bildungsreise, die ins Herz geht
Als nach einem Jahr und mehr als 50 Kunstgegenständen die Reise der beiden endet, muss es natürlich ein Happy End geben. Das schenkt Thomas Schlesser den Lesern und Hörern von "Monas Augen" auch, erschienen bei Piper und Hörbuch Hamburg. Wie es aussieht, wird natürlich nicht verraten. Sie müssen davor eine wunderbare Reise antreten, Gemälde und Kunstgeschichte entdecken, ein Teil von ihnen und ihr werden. Glauben Sie mir, das macht nicht nur Spaß, das bildet auch noch!
Die wunderbar klare und gefühlvolle Stimme von Hans Jürgen Stockerl trägt ihr Scherflein dazu bei, dass das Hörbuch eine schier endlos traumhafte Begegnung mit der Kunst und dem Schönen an sich ist. Die Einstellung, mit dem Bisherigen zu brechen, Neues zu wagen, Mut zu zeigen, egal wie düster die Gegenwart auch erscheinen mag - das alles ist "Monas Augen". Das alles lädt dazu ein, das Werk zu kaufen, zu verschenken, den Kindern und Enkeln zu überreichen, ja, es ihnen zu widmen. Frei nach Leonardo da Vinci und der Energie, die er mit seinen Werken wie der "Mona Lisa" geschaffen hat: Wir sollen uns dem Leben öffnen. Wir sollen das Leben anlächeln! Tun wir's - mit "Monas Augen".
Quelle: ntv.de