Musik

25? 27? Endlich erwachsen? Warum? Adele - ein junger Klassiker

Vom Schmerz zur Versöhnung - so ist das Leben.

Vom Schmerz zur Versöhnung - so ist das Leben.

Lange mussten wir auf ein musikalisches Zeichen von ihr warten. Bröckchen hat sie uns hingeworfen, wie kleinen Hündchen. Jetzt ist der Napf voll. Hat das Warten gelohnt? n-tv.de hat mal reingehört und muss ein ernstes Wörtchen mit der Diva reden.

Was soll schon schief gehen? Es ist Adele! Doch die Hysterie um ihr neues Album war groß, vor allem, nachdem man vor ein paar Tagen für ein paar Momente in ein paar Songs illegal hineinhören konnte und diese Information sich wie ein Lauffeuer im Netz verbreitete. Zwei Minuten jeweils eines Liedes und die Internetgemeinde flippte aus. Adele und ihre Plattenfirma sicher auch. Zur Strafe wird nun nicht gestreamt, so!

"Hello" kennen wir nun schon, und auch in den Song "When We Were Young" durfte man bereits hineinhören. Er ist ebenso bombastisch, schön, stimmgewaltig, auf Adele zugeschnitten, wie wir es erwarten dürfen von der 27-Jährigen, die sich so lange zurückgezogen hatte und sich ihrem Privatleben widmete. Wenn wir mal ehrlich sind, dann gefällt uns "When We Were Young" auf die Dauer vielleicht sogar ein bisschen besser als das doch sehr dahingerufene "Hello"! Das ist ja aber oft so: Es gibt den "Opener", der die Meute aufmerksam macht, und dann kommt der Knaller, in dem es um den "dream come true" geht. Hat funktioniert, also weiter.

Erwachsen, erwachsen, ich hör' immer nur "erwachsen" ...

Adele ist mittlerweile 27, und sie selbst findet, dass sie jetzt wirklich erwachsen ist. Klingt vielleicht ein bisschen blöd und von oben herab, aber diese Erkenntnis wird sie noch öfter haben, dass sie sich JETZT endlich erwachsen fühlt. Die Frage ist ja auch immer, ob das wirklich so erstrebenswert ist, erwachsen zu sein. Wenn bei diesem Alterungsprozess von Adele Laurie Blue Adkins allerdings jedes Mal so ein großartiges Album rauskommt, dann darf sie gerne weiter erwachsen werden. Aber trotzdem nicht übertreiben: Es ist schön, wenn etwas Kindliches bewahrt wird, wenn jugendlicher Übermut zu spüren ist. Adele zieht sich da aus der Affäre, indem sie ein paar Hüpfer und Schnipser mit einbaut in das Album "25", und so von ihrem Herzschmerztrip auch an manchen Stellen runterkommt.

Gut, Hüpfer und Schnipser sind Adeles Sache nicht hundertprozentig, aber in ihrem Alter darf sie sich ausprobieren. Sie soll also bitte nicht zu sehr die Diva geben, und bevor sie endgültig in Barbra Streisandsche Gefilde übergeht, erwarten wir noch viel, auch anderes, von Adele.

Man muss allerdings sagen, dass Adeles Ding tatsächlich das Getragene ist, das Schwermütige, das, wo sie ihre tatsächlich noch reifer gewordene Stimme in ganzer Bandbreite ausspielen kann. Deswegen jetzt ein kurzer Liedercheck.

"Send Me Love (To Your New Lover)": Fröhlich, zum Mitschunkeln. Passt gar nicht so zum kummerigen Flow. Also mittelerwachsen. 

"I Miss You": Dunkel. Etwas mysteriös. Verführerisch. Ganz schön erwachsen, denn das Licht bleibt an!

"Remedy": Passt perfekt in der Reihenfolge. Jeder Satz sitzt, passt, ist nachvollziehbar ab einem gewissen Alter. Natürlich ist das erwachsen.

"Water Under The Bridge": Zum Mitsingen, da so viele schöne Stimmen angeboten werden. Poppig irgendwie, passt das zu Adele? Nicht so erwachsen jedenfalls.

"River Lea": Vollkommen egal, ob erwachsen oder nicht, wir sind jetzt voll auf Adele.

"Love In The Dark": Weil wir voll auf Adele sind, sind wir jetzt auch bereit für Liebe im Dunkeln. Aber nur, damit keiner sieht, dass wir heulen, so schön ist das Lied. Merken wir an der einen oder anderen Stelle nun tatsächlich, dass Adele erwachsener, reifer geworden ist? An ihrer nach wie vor perfekten Stimme? Die noch mehr zu beinhalten scheint als vor ein paar Jahren. Die Antwort kann nur lauten: Jein. Das Licht des Feuerzeugs für die Kippe danach erhellt die Nacht, das reicht.

"Million Years Ago": Ein leichtes Chanson? Das geht, aber so was von! Sie könnte es auch auf französisch singen. Diese Leichtigkeit, definitiv grown up.

"All I Ask": Adele kann jetzt alles von uns haben. Denn nun hat sie uns vollends rumgekriegt, bei Lied 10, das Gefühl gegeben, dass sie alles für uns tut. Wir fühlen uns erwachsen. Auf angenehme Weise. Aber jetzt ist dann auch gut.

"Sweetest Devotion": Sie hat es ihrem Sohn zu verdanken, dass sie sich wieder ins Studio begeben hat, denn ihm will sie zeigen, dass sie eine hart arbeitende Mutter ist. Ist ihm dieser Song vielleicht gewidmet? Da schwingt doch irgendwo eine Schaukel im Hintergrund, oder? Man wird doch nur erwachsen, weil man dann selbst Kinder bekommen kann, um endlich wieder auf den Spielplatz gehen zu können. 

Also: "21" war der Hammer. Ein Mega-Kracher. Ein Album, das getrost als "Werk" bezeichnet werden kann. Es hatte allerdings diesen gewissen Überraschungsmoment, der dem Album "25" nun fehlt, da es ja so sehnlichst erwartet wurde und Madame sich ein bisschen mehr Zeit als übliche Pop-Stars ließ: Erstmal gucken, erstmal Kind kriegen, erstmal privat sein, erstmal wieder leben, das alles wollte sie. Hatte sie - jetzt also die Musik, und die musste raus.

Macht sich gut so kurz vor Weihnachten. Wirklich pfiffig, diese Adele. Aber: jeder Cent lohnt sich bei der Anschaffung dieses Albums, das man sich nicht stückchenweise "herunterladen" sollte.

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Quelle: ntv.de

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