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Muss man gehört haben Auf dem "Sonic Highway" ist die Hölle los

Darf ich bitten?

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(Foto: dpa)

Auf dem Trip durch acht US-Städte hat Dave Grohl nicht nur ein neues Album mit den Foo Fighters eingespielt, sondern auch eine sehenswerte TV-Serie produziert, die jetzt auf DVD erscheint. n-tv.de stellt "Sonic Highways" und weitere Rock-Dokus vor.

Kaum einer bringt die einfachen Wahrheiten des Rock'n Roll so begeistert und begeisternd unters Volk wie Dave Grohl. "Die Umgebung, in der man Musik aufnimmt, beeinflusst das Ergebnis" - für die einen eine eher schlichte Erkenntnis, für jemanden wie den multitalentierten Grohl dagegen die Grundlage für ein Mammutprojekt. In acht verschiedenen Städten hatte der Foo-Clan, unter der Ägide von Producer Butch Vig, die Zelte aufgeschlagen. In Austin, Chicago und L.A., Nashville und New Orleans, New York, Seattle und Washington begab Grohl sich auf die Suche nach den Ursprüngen und Grundlagen des ganz speziellen Sounds dieser Metropolen. Je ein Song wurde in jeweils einem besonders geschichtsträchtigen Studio der Stadt aufgenommen und en passant die Musikhistorie dieses Ortes, seiner Menschen und Musiker, der Bands und Vibes erzählt.

Dabei gelingt Grohl ein packender Querschnitt durch die verschiedenen Sounds der letzten Dekaden. In New Orleans etwa nimmt die Band in der legendären "Preservation Hall" auf und erzählt die Geschichte der Traditional Jazz Venue. Im Kontrast dazu steht etwa die Folge aus Washington, die einen Bogen von Ian Mackayes HC/Punk-Anekdoten der ersten Stunde hin zu den dicken Go-Go-Beats von Trouble Funk schlägt. In Los Angeles erinnert Gitarrist Pat Smear an alte Germs-Tage, bevor man mit Joe Walsh (Eagles) die legendäre Rancho de la Luna erzittern lässt. Die New Yorker Folge gerät zur Ode an Produzent Steve Rosenthal und sein "Magic Shop"-Studio. Der Trip nach Seattle wird zur erwartet schweren Reise zurück in die eigene Geschichte rund um Grunge, Nirvana und Weggefährte Kurt Cobain. Interviews mit so unterschiedlichen Künstlern wie Dolly Parton, Chuck D., Dan Auerbach und Billy Gibbons runden das Bild ab, selbst US-Präsident Obama gibt Grohl eine Audienz.

Im letzten Jahr lief "Sonic Highways", so ja auch der Titel des aktuellen Albums, beim US-Sender HBO. Nun erscheint die achtteilige Serie, angereichert mit über 150 Minuten bislang unveröffentlichten Extras, auf DVD. Eine Fortsetzung hat Dave Grohl bereits in Aussicht gestellt, hier sind einige US-Rock-Dokus aus den letzten zehn Jahren, die die Wartezeit bis dahin verkürzen:

"Montage of Heck" (USA, 2015 / Regie: Brett Morgen)

Benannt nach Kurt Cobains erstem Proberaum-Tape erzählt diese Doku die Geschichte des Nirvana-Frontmannes, dessen Songs ihn berühmter machten, als er sich das jemals gewünscht hätte. Nicht die erste Doku über die Seattle-Ikone, aber ganz bestimmt eine der intensivsten und besten.

"Punk Singer" (USA 2013 / Sini Anderson)

Sie sprühte "Kurt smells like teen spirit" an Cobains Schlafzimmerwand und sorgte so für einen der größten Musiktitel überhaupt, später schrieb sie ihre eigene Geschichte. Grandiose, vielschichtige Doku über Riot-Grrrl-Ikone Kathleen Hanna.

"The Devil and Daniel Johnston" (USA 2005 / Jeff Feuerzeig)

Cobain machte mit Bandshirts einst für ihn Werbung, mittlerweile hat der an einer bipolaren Störung leidende Singer/Songwriter einiges an "Berühmtheit" erlangt. Sehr berührendes Porträt eines unfreiwilligen Genies.

"New York Doll" (USA 2005 / Greg Whiteley)

Und noch ein brüchiger Outcast der Rock-Geschichte. Arthur "Killer" Kane war einst Bassist bei den New York Dolls, später zog er sich in den dunklen Archivkeller einer Bibliothek zurück. Die Welt war ihm zuviel geworden. Ausgerechnet Morrissey, Hardcore-Fan der Dolls, beförderte ihn schließlich wieder ans Licht.

"Don’t You Wish That We Were Dead" (USA 2015 / Wes Orshoski)

Überfälliges Porträt der genialen Urväter des britischen Punkrocks, The Damned. Jetzt ganz frisch in den Kinos.

"Beware of Mr. Baker" (USA 2012 / Jay Bulger)

Filmemacher Bulger geht dahin, wo es weh tut. Ginger Baker brach ihm während der Dreharbeiten mit dem Krückstock die Nase. Schillerndes, in Teilen verstörendes Porträt des Ex-Drummers von Cream und Blind Faith.

"Last Days Here" (USA 2011, Demian Fenton, Don Argott)

Bobby Liebling, Sänger der stilprägenden Metalband Pentagram, pendelt zwischen dem Messie-Keller seiner Eltern und den Festivalbühnen auf der ganzen Welt, zwischen drogenbedingter Paralyse und umjubelten Shows.

"Mistaken for Strangers" (USA 2014, Tom Berninger)

Wer die Band The National schon immer für thinking man’s Coldplay hielt, wird sich nach diesem Film nicht unbedingt inniger lieben. Tom Berninger jedoch, der Bruder von Sänger Matt, ist ein sehr sympathisches Stehaufmännchen, dessen Roadtrip mit der Band, Selbstfindung inklusive, bis zum Schluss bestens unterhält.

"You’re Gonna Miss Me" (USA 2005, Keven McAlester)

Einst prägte Roky Erikson das Genre Garage Rock mit seiner Band, den 13th Floor Elevators, später übernahmen Drogen und Schizophrenie das Kommando. Der Film erzählt von seinem verzweifelten Lebenskampf und der Rückkehr auf die Bühne.

"Sonic Highways" (USA 2014), DVD, 474 Min. - jetzt bestellen

Immer noch sehenswert: "Sound City" (2013) - David Grohls stimmiges Porträt eines der maßgeblichen US-Musikstudios in Van Nuys / Los Angeles.

Quelle: ntv.de

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