Musik

Muss man 2014 gehört haben Auf die Zwölf - die Kracher des Jahres

Sie haben gerockt, elektrisiert, berührt und amüsiert: Ein Dutzend Platten, die ihre ganz besondere Marke hinterließen und dafür sorgten, dass 2014 nicht ganz so grau wurde.

Es ist nicht leicht, aber einer muss es ja tun. In diesem Fall sind es sogar zwei: die ntv.de-Autoren Ingo Scheel und Anja Kleinelanghorst über die zwölf musikalischen Meisterwerke, die sich 2014 in ihren Ohren festsetzten.

Jungle – "Jungle"

Jungle.jpg

Sie sehen aus, als würden sie als Bülent Ceylan zum Fasching gehen, in ihren Bollo-Hosen und Bomberjacken mit den güldenen Applikationen. Was den Jungs von Jungle jedoch an Klamottenstyle fehlt, macht ihr unglaubliches Debüt in jeder Rille wett: schwüler Soul, tighter Funk, Falsetto-Chöre, himmlische Hooks, brettdicke Bässe. Dabei sind Songs wie "The Heat", "Julia" oder die superbe Single "Time" mehr als das x-te Soul-Update, stattdessen ein uniques Konglomerat aus der frankophilen Leichtigkeit von Air, dem Falsett der Bee Gees, Nile Rodgers’ Gitarre und dem Geist alter Soulcrooner vom Schlage Smokey Robinson und Bobby Womack.

bei Amazon bestellen

... and You will Know us by the Trail of Dead – "IX"

and You will Know us by the Trail of Dead.jpg

Ihr Meisterwerk "Worlds Apart" haben sie bislang nicht toppen können. Das Album "IX" der Mannen um Multigenie Conrad Keeley aber stellt sich auf Augenhöhe mit dem Meisterwerk. Selten klang Progrock so leicht, Folk so heavy und Bratzrock so unwiderstehlich melodiös.

bei Amazon bestellen

Beck – "Morning Phase"

Beck.jpg

Lassen wir Max Fellmann von der "Süddeutschen Zeitung" sprechen, der brachte es in seiner Rezension zu Becks zwölftem Studioalbum auf den Punkt: "Musik für den Moment, wenn die letzten Feuer brennen und die Welt für ein paar Minuten durchatmet, bevor der Irrsinn wieder ausbricht." Seufz. In der Tat. Ein episches Meisterwerk zwischen Transzendenz und Aufbruch. Ein versöhnlicher Brückenschlag zwischen Trauer und Optimismus, Verlust und Neustart. Wie Pink Floyd in
ihren leichtesten Momenten, wie Air, Broken Bells und Dylan bei einer barfüßigen Jam Session auf der Terrasse eines
Landsitzes in New England.

bei Amazon bestellen

The War on Drugs – "Lost in the Dream"

war on drugs.jpg

Waren die Soundspielereien auf dem Vorgänger "Slave Ambient" noch etwas ziellos, packte Adam Granduciel hier alles an seinen Platz. Allein wie "Ocean between the Waves" zunächst wie ein Krautrock-Roboter losmarschiert, sich dann plötzlich in warme Bässe kleidet und schließlich jauchzend ins erste Gitarrensolo fällt, zählt zu den größten Momenten des Musikjahres 2014.

bei Amazon bestellen

Wilko Johnson & Roger Daltrey – "Going Back Home"

wilko.jpg

Nachdem Wilko Johnson, genialer Gitarrist (Dr. Feelgood) und Wegbereiter für Lichtgestalten wie Paul Weller, seine Krebs-Diagnose erhielt und damit die Aussicht, nur noch wenige Monate zu leben, nahm der Mann mit dem stieren Blick Abschied. Tourte rund um die Welt und veröffentlichte mit Roger Daltrey ein herrlich zähes R’n’B-Album. Die wunderbare Pointe: Johnson ließ sich entgegen aller Ratschläge operieren und gilt heute als geheilt.

bei Amazon bestellen

Mantar - "Death by Burning"

Mantar.jpg

Den besten Krach des Jahres fabrizierten in diesem Jahr Hanno und Erinc, zwei Bremer in Hamburg. Zusammen nennen sie sich Mantar und ihr Debüt sorgte nicht nur im Doom/Metallager für dicke Backen, sondern brachte ihnen auch gleich noch den Musikpreis "Hans" für die beste Produktion des Jahres ein. Ein monströses Werk, das jetzt schon neugierig auf den Nachfolger macht.

bei Amazon bestellen

(Ingo Scheel)

Gruff Rhys - "American Interior"

Gruff Rhys.jpg

Der frühere Super-Furry-Animals-Sänger Gruff Rhys hat ein paar herrlich verpeilte Platten herausgebracht und "American Interior" gehört dazu. Der Musiker erinnert hier an seinen Ahn John Evans, der im 18. Jahrhundert in Amerika nach Walisern forschte. Rhys setzt ihm mit psychedelischen Popperlen und Rockabilly-Nummern ein würdiges musikalisches Denkmal.

bei Amazon bestellen

Damon Albarn - "Everyday Robots"

albarn.jpg

Auf seinem ersten Solo-Album "Everyday Robots" philosophiert Damon Albarn zu hypnotischen Trip-Hop-Tönen, wie ihm und uns das Leben allmählich entgleitet. Die Technik hat übernommen und wir werden mit unserer Abhängigkeit von ihr selbst zu Robotern. Der Grundton ist melancholisch, wäre da nicht das muntere "Mr Tembo" über einen kleinen Elefanten - ganz so grau will uns Herr Albarn nun doch nicht mit seinem kleinen Meisterwerk zurücklassen.

bei Amazon bestellen

First Aid Kit - "Stay Gold"

first aid kit.jpg

Melancholisch können die Schwestern Söderberg auch, aber da sie ihre sehnsüchtigen Texte mit glockenklaren Stimmen begleiten, kommt es gar nicht so traurig an. Musikalisch bleiben sie bei "Stay Gold" ihrem Country-Folk-Stil treu, nur wird dieser mit satten Streichern untermalt. So kommt der Sommer selbst im kalten Winter zurück.

bei Amazon bestellen

Alvvays - "Alvvays"

Alvvays.jpg

Das Debütalbum "Alvvays" der kanadischen Band Alvvays schenkte einem den Glauben an Indie-Pop wieder. Ja, man merkt Vorbilder wie Camera Obscura oder Best Coast, aber trotzdem erliegt man Molly Rankins Charme, denn der Kanadierin gelingt es, unsentimentale Texte sehr romantisch vorzutragen, so geschehen im fantastischen "Archie, Marry Me". Eines der Debüts des Jahres.

bei Amazon bestellen

St. Vincent - "St. Vincent"

St. Vincent.jpg

Annie Clark alias St. Vincent war schon immer cool, keine Frage, aber jetzt hat sie ihre Coolness in Richtung Mainstream getragen. Der Sound auf ihrem vierten Album ist immer noch nicht von dieser Welt, aber es kristallisieren sich Melodien heraus, die ins Herz gehen - wie beim betörenden "Prince Johnny". Kein Wunder, dass alle Kritiker durchdrehen und ihr Werk zur Platte des Jahres küren.

bei Amazon bestellen

Elbow: "The Take Off and Landing of Everything"

elbow.jpg

Elbow gehören zumindest in Großbritannien zum Establishment, was Sänger Guy Garvey weiß, wenn er bei "Charge" mit spitzer Zunge singt, dass er von einer ganzen Generation Hipster ignoriert wird. Das ist deren Verlust, denn musikalisch hat sich Elbow weiterentwickelt: Ein bisschen Electronica hier, ein Spritzer John Cale dort und über allem Garveys sanfte Stimme, die uns durch den Sturm bringt.

bei Amazon bestellen

(Anja Kleinelanghorst)

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen