A Show Full of Dreams Coldplay rocken in Offenbach
09.12.2015, 14:56 Uhr
Nach seinem Ehe-Aus wieder obenauf: Coldplay-Frontmann Chris Martin.
(Foto: imago/Hartenfelser)
Auf ihrer Tournee im kommenden Sommer werden Coldplay die größten Stadien füllen. Nicht so am Dienstagabend. In Offenbach spielen die Superstars einen exklusiven Gig vor lediglich 1000 Fans und beweisen: Live sind sie unschlagbar.
Pinke Buchstaben am Eingang des Capitols in Offenbach warnen einen gleich zu Beginn: Hier werden heute TV-Spots gedreht. Die britische Band Coldplay spielt dort an diesem Dienstagabend nämlich kein stinknormales Konzert - vielmehr handelt es sich um einen sogenannten "Street Gig" eines großen deutschen Telekommunikationsunternehmens. Karten gab es nicht zu kaufen, sondern nur zu gewinnen. Und obwohl gerade einmal 1.000 Besucher live dabei sind, ist es eins der größten Konzerte, das man sich vorstellen kann: 12 Millionen Menschen verfolgen den Auftritt über TV-Live-Spots und Live-Streams in ihren Wohnzimmern.
Das ist nur ein Beispiel für die riesige Marketing-Maschine, die Coldplay mittlerweile umgibt. 1996 von den vier Studienfreunden Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman gegründet, gehören Coldplay längst zu den größten Bands der Welt. Mehr als 80 Millionen Tonträger haben sie im Laufe ihrer Karriere verkauft. Die Tickets für ihre drei Stadionkonzerte in Deutschland im kommenden Sommer waren innerhalb von wenigen Tagen vergriffen. Doch als sie an diesem Abend nach langer Abstinenz wieder auf der Bühne stehen, überstrahlt die Musik schnell all den Kommerz.
Mit Gwyneth Paltrow im Duett
Es ist ein fröhliches, gutgelauntes Konzert, und das liegt vor allem daran, dass Coldplay mit "A Head Full Of Dreams" ein so lebensbejahendes, neues Album aufgenommen haben. Ziel war es, darauf all die Musik zu vereinen, die die vier Mitglieder mögen. Und so reicht das Album von aufgedrehten Popsongs über anmutige Balladen wie "Everglow" - ein Duett mit Martins Ex-Frau Gwyneth Paltrow - bis zu ziemlich experimentellen Songs. Das Instrumentalstück "Kaleidoscop" zum Beispiel enthält eine Spoken Word Passage aus dem Gedicht "The Guest House" von Jalal al-Din Rumi, einer der bedeutendsten persischsprachigen Dicher des Mittelalters. "Dieses Gedicht hat mein Leben verändert", sagte Martin dem amerikanischen Rolling Stone. "Im Grunde sagt das Gedicht aus, dass alles, was dir geschieht ist, okay ist. Die Idee dahinter ist, zu akzeptieren, was passiert, statt davor wegzulaufen - und darauf zu vertrauen, dass die Dinge schon wieder werden."
Vor gut eineinhalb Jahren sah Martins Welt nämlich noch ganz anders aus. "Depressiv und verwirrt" sei er gewesen, als Hollywood-Schauspielerin Paltrow und er nach zehn gemeinsamen Jahren das Ende ihrer Ehe eingestehen mussten. Das Resultat war "Ghost Stories", ein von Liebeskummer geprägtes, nachdenkliches Album. Er sei in jener Phase nicht so drauf gewesen, dass er gerne der Frontmann sein wollte, der diese Songs präsentiert, erklärte Martin. Deswegen ist die Band mit dem Album auch nicht auf Tour gegangen.
Die Wunden geleckt
Mittlerweile hat der Sänger seine Wunden geleckt. Unbeschwert tanzt er im Offenbacher Capitol über die Bühne. Zu der verspielten und überdrehten Single "Adventure Of A Lifetime" und der unbeschwerten Disco-Nummer "A Head Full Of Dreams". Sogar die eigentlich unsägliche R&B-Nummer "Symphony", ein Duett mit Beyoncé, funktioniert live erstaunlich gut. Dazwischen streuen Coldplay ein paar ihrer größten Hits ein, von "Yellow" bis "Clocks". Die Stimmung ist großartig, junge Frauen und gestandene Männer stimmen gleichermaßen in die für Coldplay so typischen "Oh-oh"-Chöre ein.
Die Bühne sieht dabei aus, als hätte Chris Martin vor Showbeginn einen riesigen Farbeimer entleert. Farbklekse zieren seine Klamotten, und auch seine Bandkollegen haben etwas abbekommen. Von der Decke hängen bunte Pompoms und die ebenfalls bunten Verstärker sind mit Blumengirlanden dekoriert. Dazu flimmern rosa Elefanten und kaleidoskopartige Projektionen über die große Leinwand, bevor eine Konfettikanone am Ende weiße Sterne in die Luft schießt. Im Grunde ist dieser Abend eine ins Theater komprimierte Stadion-Show. Kommerz hin oder her: Live sind und bleiben Coldplay unschlagbar. Das wird ganz großartig im Sommer.
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Coldplay geben im Sommer 2016 drei Deutschland-Konzerte: Gelsenkirchen (1. Juni), Berlin (29. Juni), Hamburg (1. Juli)
Quelle: ntv.de