"Ich war ein egoistischer Arsch" LP - unter der Sonne Kaliforniens
22.12.2018, 17:39 Uhr
"Das sonnengetränkte, coole, entspannte Leben verkörpere ich gern", sagt LP.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Die US-amerikanische Singer-Songwriterin Laura Pergolizzi, die mit "Lost On You" in ganz Europa erfolgreich war, therapiert sich auf ihrem neuen Album "Heart to Mouth" beziehungstechnisch selbst und gibt im Gespräch mit n-tv.de Tipps für alle Kreativberufler.
Auch die 37-jährige LP mit dem bürgerlichen Namen Laura Pergolizzi, deren Großeltern aus Sizilien in die USA einwanderten, ist keineswegs permanent mit großartigen Einfällen gesegnet. Speziell bei der Arbeit am neuen Album "Heart To Mouth" habe sie sich durch ziemliche Hänger kämpfen müssen. Doch LP weiß, wie man kreative Krisen umschifft. "Songs zu schreiben, ist so wie Laufen gehen oder die Küche zu wischen. Du hast nicht immer Bock, aber danach fühlst du dich definitiv besser." Wenn man Songwriterin bist, kannst man halt nicht rumsitzen und warten, bis man eine Idee hat: "Die Kunden warten auf deine Arbeit, du musst jederzeit in der Lage sein, dich aufzuraffen und deinen Job zu machen, notfalls musst du dich halt dabei quälen."
LP, die vor acht Jahren von New York nach Los Angeles umsiedelte, reüssierte zunächst als Komponistin für andere, ihr größter Hit ist "Cheers (Drink To That)" von Rihanna, für die Backstreet Boys oder Christina Aguilera schrieb sie auch. Aber weit häufiger blieb ihr Schaffen weitgehend ungehört. "Die Arbeit mit fremden Künstlern hat mir eine dicke Hornhaut für meine eigene Karriere verschafft. Denn von 90 Prozent der Leute wird die Öffentlichkeit trotz toller Stimme und klasse Songs niemals etwas hören."
LP tat sich also schwer mit der eigenen Karriere. Ihren großen Durchbruch hatte sie vor zwei Jahren mit dem Song "Lost On You". Doch selbst dieser Gitarrenpopknaller erster Güte wäre fast "für immer in meinem Computer geblieben und frühestens von der Nachwelt entdeckt worden", stellt sie leicht zynisch fest: "Ich hatte großes Glück, dass ein griechisches Label den Song lizensierte. Das war wie ein Lottogewinn."
"Girls Go Wild"
Die folgenden zwei Jahre tourte sich LP einen Wolf und als sie endlich wieder nach Hause kam, galt es, den beruflichen Wirbel, aber auch die privat-amourösen Abenteuerlichkeiten der letzten Jahre zu sortieren und in den neuen Liedern aufzuarbeiten. So beschreibt die aus der Perspektive der Ex-Freundin geschriebene Ballade "Recovery", wie weh es tut, unerwartet sitzengelassen zu werden, "was ich aber erst verstand, als mir das mit meiner nächsten Freundin selbst passierte. Endlich wurde mir klar, was ich für ein egoistischer Arsch ich gewesen sein muss."
Das emotionale Gegenstück ist "Girls Go Wild", "ein Lied über uns Menschen, die an die Westküste kommen, um hier im Guten wie im Abgründigen ihre Freiheit suchen und finden." Los Angeles, so Laura, sei nach wie vor ihre große Muse. Vor acht Jahren zog Pergolizzi von New York nach Los Angeles und bis heute vergehe kaum ein Tag, an dem sie über diesen Schritt nicht total glücklich ist. "Ich habe die engen Hochhausschluchten New Yorks immer als beklemmend empfunden und seit ich in Kalifornien bin, kann ich endlich den Horizont sehen. Und natürlich das Meer." Dass die neuen Lieder an den Westcoast-Seventies-Pop der Eagles ("Dreamer") und noch mehr an Fleetwood Mac erinnern, wundere sie daher nicht. "Das sonnengetränkte, coole, entspannte Leben verkörpere ich gern", sagt sie und lacht rau. "Aber natürlich nicht ohne einen Schuss Wahnsinn."
Quelle: ntv.de