"Ich bin schon ziemlich verrückt" Tarja auf allen Kanälen
06.06.2016, 19:26 Uhr
"Ich bin schon ziemlich verrückt": Tarja.
(Foto: earMusic / Tim Tronckoe)
Emotionale Momente während ihrer "The Voice Of Finland"-Premiere, die heimatliche Adelung mit einem eigenen Emoji und das Tüfteln an zwei neuen Studioalben ("The Brightest Void", "The Shadow Self"): Die jüngere Vergangenheit hielt für Tarja Turunen jede Menge Highlights bereit. Nun soll die finnische Sängerin und ehemalige Nightwish-Leaderin auch noch in einem Restaurant beobachtet worden sein, wie sie ein Glas Wein gegen ein Glas stilles Wasser tauschte. Da fragt sich der Boulevard natürlich sofort: Bekommt Tarjas kleine Tochter Naomi etwa ein kleines Geschwisterchen? Wir hingegen wollen lieber wissen, wie es war, mit Top-Musikanten wie Chad Smith und Michael Monroe zusammenzuarbeiten, wie es sich anfühlt, ein eigenes Emoji verschicken zu können und wie es um die finnische Talentlandschaft bestellt ist. Aus diesen Gründen verabredeten wir uns mit der Metal-meets-Klassik-Queen zum Interview. Und ob sie tatsächlich schwanger ist, hat sie uns natürlich auch noch verraten.
n-tv.de: Tarja, am Freitag ist das Erste von zwei neuen Studioalben erschienen, die du dieses Jahr veröffentlichst. Wie sehr nervt es dich da eigentlich, dass sich wenige Tage vor der feierlichen Release-Premiere viele Leute nur mit deiner vermeintlich zweiten Schwangerschaft beschäftigen?
Tarja Turunen: (lacht) Das gehört nun mal dazu, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Ehrlich gesagt, habe ich all diese Meldungen aber nur am Rande mitbekommen. Ich bin derzeit viel zu sehr mit meinen beiden neuen Alben beschäftigt.
Wollen wir dem Gerüchte-Spuk hier und jetzt ein Ende bereiten?
Oh, gerne.
Also: Bist du schwanger?
Nein.
Klar und deutlich.
Ich kann mich an die Situation, die das Gerücht entstehen ließ, auch gar nicht mehr erinnern. Ist aber auch egal. Fakt ist: Ich bin glücklich, so wie und mit wem ich gerade lebe. Dazu gehören mein Mann, meine Tochter und mein enges Umfeld. Es ist so schon kompliziert genug. Ich meine, ich liebe die Art wie wir leben. Wir sind wie ein kleiner Wanderzirkus, der ständig unterwegs ist. Meine Tochter kennt es auch gar nicht anders. Sie ist überall mit dabei. Aber noch ein Kind? Jetzt? Das würde dann doch das eine oder andere mühsam gebaute Gerüst wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Man will ja auch für die Kinder da sein. Ich bin jemand, der seine Liebsten ständig um sich herum haben muss. Das gibt mir Halt und Sicherheit. Mit zwei Kindern würde ich momentan definitiv an meine Grenzen stoßen. Und das will ich nicht. Dafür sind mir meine Arbeit und meine Familie einfach zu wichtig.
Apropos Arbeit: Waren die letzten eineinhalb Jahre die herausforderndsten und kräftezehrendsten deiner bisherigen musikalischen Laufbahn?
Die vergangenen Monate waren schon sehr intensiv. Da gebe ich dir Recht. Aber ich bin eigentlich immer mit irgendeinem Projekt beschäftigt. Das war vorher nicht anders.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee, in Zeiten, in denen sich immer mehr Künstler aufgrund der schwächelnden Albumverkäufe lieber auf lange Konzertreisen begeben, ein Zwei-Alben-Projekt anzugehen?
Man muss nur verrückt genug sein. (lacht) Und ich bin schon ziemlich verrückt. Und man muss die Musik, die man macht, leben und lieben. Das ist der eigentliche Grund. Natürlich kann man sich künstlerisch meist erst dann so richtig entfalten, wenn es einem der erarbeitete Status irgendwann erlaubt. Ich habe mir meine Freiheiten verdient. Ich bin schon so lange dabei. Mittlerweile höre ich nur noch auf mein Bauchgefühl. Und wenn sich wieder einmal viele Songs bei mir ansammeln und mein Innerstes mir zu verstehen gibt, dass alles im Reinen ist, dann leg ich einfach los. So war es auch diesmal wieder.
Warum kein Doppelalbum? Warum hast du dich für zwei separate Veröffentlichungen entschieden?
Auch in diesem Fall habe ich aus dem Bauch heraus entschieden. Es fühlt sich so für mich einfach stimmiger an. Die beiden Alben sind zwar textlich und musikalisch sehr eng miteinander verbunden. Sie verdienen, meiner Meinung nach, aber beide ein eigenständiges Dasein.
Du bist ja eigentlich dafür bekannt, die Kontrolle über dein Schaffen nur ungern aus der Hand zu geben. Mit der finnischen Glam Rock-Ikone Michael Monroe, dem Red Hot Chili Peppers-Drummer Chad Smith und Alissa White-Gluz von Arch Enemy hast du nun hochkarätige Kollegen mit an Bord. Wie lief da die Zusammenarbeit?
Völlig entspannt und ohne Probleme. Ich habe in den letzten Monaten viel gelernt. Niemand hatte das Bedürfnis, sein Revier abzustecken. Ich habe diese Leute ja auch nicht ohne Grund eingeladen. Michael Monroe kenne ich schon sehr lange. Mit ihm habe ich auch während der "The Voice of Finland"-Staffel zusammengearbeitet. Alissa war auch keine Fremde für mich. Und über Chad Smith muss man keine weiteren Worte verlieren. Wenn man die Möglichkeit hat mit so einem Drummer zusammenzuarbeiten, dann lässt man sich diese Erfahrung nicht entgehen. Jeder für sich hat etwas Eigenes mit eingebracht. Und genau das war auch mein Wunsch. Ich wollte Chads markanten Schlagzeug-Sound, Alissas unverwechselbare Stimme und Michaels Glam Rock-Attitüde. Das alles habe ich bekommen.
Und noch viel mehr: Als erstes Land weltweit hat Finnland sein eigenes, landestypisches Emoji-Set lanciert. Man kann nun auch ein Tarja-Emoji verschicken. Unglaublich, oder?
Ja, das ist schon eine tolle Sache. Aber um ehrlich zu sein: Ich freue mich mehr darüber, wenn sich die junge Generation an meiner Musik erfreut.
Die junge Generation ist ein gutes Stichwort. Als "The Voice of Finland"-Jurorin kannst du uns doch bestimmt vom aktuellen Talent-Zustand in deiner Heimat berichten.
Da braucht sich niemand Sorgen zu machen. Da kommt so Einiges nach.
Ich habe letztens einen Clip aus der vorletzten Staffel gesehen. In dem Video sprangst du von deinem Stuhl auf und warst drauf und dran als Duett-Partnerin mit in die Performance einzusteigen.
Oh ja, ich erinnere mich. Da hat mich Miia Kosunen mit ihrer Version des Within Temptations-Songs "Stand My Ground" umgehauen. Miia hat die Staffel dann auch gewonnen.
Und das unter deiner Regie. Auch die letzte Staffel brachte einen Sieger aus deinem Team hervor.
Ja, das stimmt. Ich habe scheinbar einen ganz guten Riecher für Talente. (lacht)
Familie, Beruf: Alles passt. Gibt es irgendetwas in deinem Leben, das sich noch nicht in Vollendung präsentiert?
Jeder neue Tag ist eine Herausforderung. Wenn man sich dessen bewusst ist, dann erreicht man auch seine Ziele. Ich bin glücklich. Aber ich arbeite und kämpfe auch für mein Glück. Das ist der Schlüssel.
Mit Tarja sprach Kai Butterweck
Quelle: ntv.de