Musik

Ach, die Champagner-Probleme Wer ist das sexy Ding? Meghan Trainor!

Meghan Trainors neues Album klingt poppig, hat aber die falsche Message.

Meghan Trainors neues Album klingt poppig, hat aber die falsche Message.

(Foto: Sony Pictures)

Nein, so viel darf schon mal gesagt sein: Sympathiepunkte sammelt Meghan Trainor mit ihrem neuen Album nicht. Auf "Thank You" gibt sie sich gekünstelt selbstbewusst, um jungen Fans von oben herab ein paar fragwürdige Botschaften mit auf den Weg zu geben.

Mit ihrem Song "All About the Bass" stieg Meghan Trainor 2014 ziemlich weit nach oben in den Musikhimmel auf - weltweit war der Track ein Mega-Erfolg. Die Amerikanerin blieb kein One-Hit-Wonder, und so konnte sie zu Beginn des Jahres einen Grammy als beste Newcomerin mit nach Hause nehmen. Jetzt meldet sie sich mit "Thank You" zurück.

Auf ihrem neuen Album strotzt Trainor vor Selbstbewusstsein. Man will es ihr gönnen, wäre die Nummer nicht so wahnsinnig oberflächlich und unauthentisch. Aus der Blondine ist ein Rotschopf geworden. Das ist natürlich nicht irgendwie Zufall, sondern Teil eines neuen Images. Schluss mit Retro-Sound und -Optik. Ansage: Es wird wild!

"Thank You" ist eine unverschämt stimmige Pop-Platte. Der ein oder andere Hit wird da sicherlich dabei sein. Das macht die ganze Chose nur besonders gefährlich. Denn unerhört Ohrwurm-verdächtig war schließlich auch schon der Song "Dear Future Husband", mit dem Trainor ihre oftmals noch sehr jungen weiblichen Fans gar nicht mal so unoffensichtlich darauf hinwies, wie sich die Vorzüge eines historischen Frauenbilds gestalten. In dem Sinne ist Trainor ihrem Stil treu geblieben. Sie bleibt dem Knall-Pop verschrieben - und unbelehrbar.

Knalliger Sound, fragwürdige Texte

Drinks umsonst sind kein Verdienst, liebe Meghan Trainor.

Drinks umsonst sind kein Verdienst, liebe Meghan Trainor.

(Foto: Sony Music)

"Wenn ich du wäre, wäre ich auch gern ich", singt Trainor in "Me Too". Und: "Wer ist das sexy Ding? Das bin ich!" Verstanden, es läuft rund für die 22-Jährige. Niemals fürs eigene Getränk zu bezahlen sollte aber eigentlich nicht als Verdienst gelten. Schon gut, man darf sich auch mal einladen lassen. Es ist doch aber alles andere als diskutabel, dass die Schnalle an der Bar, die ihre Telefonnummer gegen Gin Tonics tauscht, selten als besonders vorbildlich in Erinnerung bleibt, oder? Meghan Trainor verlangt Respekt. Sorry, aber so wird das nichts.

Man muss ja nicht immer gleich die Feminismus-Flagge aus dem Fenster hängen. Von jemandem, der sein Music-Video wegen nachbearbeiteter Taille verdammt, darf man wohl aber etwas mehr Einfühlungsvermögen verlangen. Der Party-Track "Champagne Problems" bringt gerade genug Selbstironie mit, um nicht genervte Augen rollen zu lassen.

Petticoat-Meggy gibt schmutzige Liesel

Zweifel gibt es überhaupt nur in der Vergangenheit, wenn Trainor zu sphärischen Klängen in "Better" feststellt, dass sie mehr verdient, als sie bekommen hat. Wie wir dank "Mom" wissen, ist sogar ihre Mutter besser als unsere. Es mag einfach klingen, aber man freut sich einfach mehr mit den wenigstens ganz dezent angeknacksten Helden. "Thank You" ist zu einer Hälfte klug genutztes Potenzial, zur anderen hohle Selbstbeweihräucherung. "I Love Me"? Glückwunsch!

"Untouchable" fühlt Trainor sich in ihrer Verweigerungshymne "No", die in ihren charmanteren Momenten an die frühe Britney Spears erinnert. Im dazugehörigen Musikvideo tatscht sie dafür ordentlich an sich sowie an netzbestrumpften Grazien herum. Wirklich niemand wollte sehen, wie Petticoat-Meggy auf schmutzige Liesel macht. Vermutlich ist Trainor im echten Leben eine richtig Nette und hat dieses pseudolaszive Rumgerobbe gar nicht nötig. Und dann singt sie doch auch noch gut. Wer auch immer ihr diese Inszenierung verpasst hat, geht jetzt bitte in die Ecke und schämt sich.

"Thank You" von Meghan Trainor erscheint am 13. Mai.

Quelle: ntv.de

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