Politik

Lucke, Sonneborn & Co Alte Hasen lästern über EU-Neulinge

Henkel und Lucke.

Henkel und Lucke.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die AfD, die Titanic-Partei, die Piraten – diese Parteien sind erstmals im EU-Parlament vertreten. Doch so richtig angekommen sind deren Vertreter noch nicht. Auf den Fluren lästern die altgedienten Europa-Politiker.

Die Landung in der Realität kann hart und schmerzhaft sein. Für Euroskeptiker und unkonventionelle Neuankömmlinge wie die siebenköpfige AfD-Truppe um Bernd Lucke oder den Spaßvogel Martin Sonneborn und andere einsame Wölfe ist das Parkett des EU-Parlaments in Straßburg glatt. Auf dem Weg zu Ansehen und Respekt lauern viele Fettnäpfchen, und ungeschickte Profilierungsversuche im Plenarsaal können nach hinten losgehen.

Dementsprechend gnadenlos ist die Schelte von Kollegen etablierter Parteien. "Sie sind isoliert und nicht Teil des politischen Betriebs", sagt der SPD-Politiker Jo Leinen über die AfD-ler. "Die Musik spielt hier auf den Fluren, in informellen Absprachen und nicht in den Sälen". Lucke versuche, sich mit sinnlosen Geschäftsordnungsanträgen in Szene zu setzen, meint der Sozialdemokrat.

Der Betroffene sieht das anders: Das Verhältnis zu den Kollegen sei "freundlich", sagt Lucke, allerdings mit dem vielsagenden Zusatz, "solange keine Journalisten oder Kameras dabei sind". Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hat eine klare Linie: Störende oder uneinsichtige Anträge zur Geschäftsordnung, ob von Lucke oder anderen Kritikern, werden im Plenum geduldig angehört, zur Kenntnis genommen, und dann wird die Debatte weitergeführt, als wäre nichts gewesen.

Luckes oberlehrerhafte Auftritte

Auch bei den Christdemokraten mokiert man sich über den Volkswirtschaftsprofessor aus Berlin. Von Herrn Lucke, der die ganze Welt erklären wolle, habe er oberlehrerhafte Auftritte erlebt, sagt Herbert Reul (CDU). Der ehemalige Industriemanager Hans-Olaf Henkel von der AfD kommt da besser an. "Es gibt im Ausschuss sachliche Beiträge von Herrn Henkel, der sich in Themen einbringt", sagt Reul über den ehemaligen Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).

Jo Leinen von den Sozialdemokraten nennt den fraktionslosen "Titanic"-Schreiber Sonneborn einen "perfekten Rohrkrepierer", der "als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet ist". "Ich sehe und höre nichts von ihm. Vielleicht entzieht sich seine Aktionsebene auch meiner Wahrnehmung. Er hat jedenfalls keinerlei Bedeutung in diesem Parlament."

Le Pen wird abgeblockt

Für den Satiriker Sonneborn könnte der EU-feindliche Brite Nigel Farage inspirierend sein, wenn es um Spott und Ironie geht. Der Chef der britischen Ukip-Partei und talentierte Volkstribun hat in 15 Jahren Parlamentszugehörigkeit fleißig geübt. Farages geistreich verpackte Unverschämtheiten amüsieren auch ernsthafte Volksvertreter, egal zu welchem Thema.

Ganz im Gegensatz zur hemdsärmeligen Chefin der französischen Rechtsradikalen, Marine Le Pen. Sie ist immerhin schon seit zehn Jahren dabei, doch ihre schrillen Frontalangriffe auf alles, was den Namen EU trägt, zerplatzen unter der weißglänzenden Plenarsaaldecke wie Seifenblasen.

"Es ist widersprüchlich, im EP zu sein und gegen Europa zu arbeiten, warum sollten wir das fördern?" lautet Leinens Fazit, das auch von Kollegen anderer Fraktionen unterschrieben wird. Der Grünen-Politiker Sven Giegold legt nach: "Wenn jemand wie Bernd Lucke das Ende der gemeinsamen Währung fordert und gleichzeitig Vorsitzender des Währungsausschusses werden will, macht er sich damit keine Freunde".

Sind die Neulinge also Störenfriede, Langweiler oder Zeitverschwender? Sieben Monate nach der Europawahl fehlen ihnen jedenfalls schlagkräftige Allianzen und auch das nötige Profil, um etwas zu bewegen.

Quelle: ntv.de, Petra Klingbeil, dpa

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