Haftstrafen nach "Operation Condor" Gericht verurteilt argentinische Ex-Militärs
28.05.2016, 03:07 Uhr
Argentniens Ex-Diktator Reynaldo Bignone (l.) und dessen damaliger General Santiago Riveros (hier bei einem Prozesstermin im Jahr 2014) wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
(Foto: AP)
Unter dem Namen "Operation Condor" kooperieren in den 70er und 80er Jahren mehrere südamerikanische Militärdiktaturen, um linke Oppositionelle zu verfolgen und zu foltern. Nun fällt ein Gericht in Argentinien ein historisches Urteil gegen die Verantwortlichen.
In Argentinien sind 15 ehemalige Armeeangehörige wegen der Verfolgung von Oppositionellen in südamerikanischen Militärdiktaturen zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Ein Gericht in der Hauptstadt Buenos Aires stufte die als "Operation Condor" bekannte grenzübergreifende Zusammenarbeit der Diktaturen in Argentinien, Uruguay, Brasilien, Chile, Paraguay und Bolivien erstmals als Bildung einer kriminellen Vereinigung ein. Die Koordination der Militärs und Geheimdienste dieser Länder in den 1970er und 1980er Jahren hatte weltweit Schlagzeilen gemacht.

Im Rahmen der "Operation Condor" wurden insbesondere in Argentinien zahlreiche Oppositionelle verschleppt, gefoltert und ermordet.
(Foto: AP)
Argentiniens letzter Militärherrscher, der mittlerweile 88-jährige Reynaldo Bignone, wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er soll nach Auffassung des Berufungsgerichts in seiner von 1982 bis 1983 währenden Herrschaft maßgeblich an der kriminellen Vereinigung teilgenommen haben, die für mehr als hundert Morde verantwortlich sei. Wegen der Verschleppung von Babys politischer Häftlinge verbüßt er bereits eine 15-jährige Haftstrafe.
Die anderen Verurteilten sollen für acht bis 25 Jahre hinter Gitter. Der argentinische General Santiago Riveros und der uruguayische Oberst Cordero Piacentini wurden zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Piacentini wurde als Schuldiger für elf Verschleppungen ausgemacht, darunter die der damals schwangeren Schwiegertochter des argentinischen Dichters Juan Gelman. Die in Gefangenschaft geborene Tochter der später ermordeten Frau wurde illegal einer uruguayischen Familie zur Adoption gegeben. Sie fand erst im Alter von 23 Jahren ihre wahre Identität heraus.
Systematische Verschleppung und Folter
Insgesamt waren in dem im Februar 2013 eröffneten Prozess 18 Menschen angeklagt. Unter ihnen war ursprünglich auch der ehemalige argentinische Diktator Jorge Videla (1976-1981) gewesen. Er starb aber 2013. Der einzige Nicht-Argentinier unter den Angeklagten, der frühere uruguayische Armeeoffizier Manuel Cordero, muss nach dem nun gefällten Urteil 25 Jahre in Haft.
Die Opfer der Verurteilten waren Uruguayer, Chilenen, Paraguayer, Bolivianer, und Argentinier, die in Zusammenarbeit der damaligen Diktaturen in Südamerika verschleppt, gefoltert und ermordet wurden. Teilweise wurden die Verschleppten illegal vom Land der Festnahme in das Geburtsland geführt. Allein in Argentinien wurden im Rahmen der "Operation Condor" 89 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, cri/dpa/AFP