Arabische Staaten mit im Boot Obama eröffnet neue Front gegen IS
23.09.2014, 19:54 Uhr
Nächtliche Angriffe aus der Distanz: Der im Persischen Golf positionierte Lenkwaffenkreuzer "USS Phillippine Sea" feuert Marschflugkörper vom Typ "Tomahawk" auf IS-Stellungen in Syrien.
(Foto: REUTERS)
US-Präsident Obama will den Kampf gegen den Islamischen Staat ins Zentrum der diesjährigen UN-Generaldebatte rücken. Wie ernst es Obama meint, zeigte er bereits: Bevor er nach New York aufbrach, wurden erstmals Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien geflogen.
Pentagonsprecher John Kirby hat die USA auf einen umfassenden Krieg aus der Luft gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien eingestimmt. "Die Angriffe von gestern Nacht waren erst der Anfang", sagte Kirby. "Angriffe wie diese können in Zukunft erwartet werden", pflichtete ihm Generalleutnant William Mayville bei. Der genaue Zeitpunkt für weitere Schläge werde von den "Fakten am Boden" bestimmt. Öffentlich angekündigt würden sie aber nicht.
Bei den Angriffen gegen Extremisten in Syrien hat die US-Luftwaffe erstmals ihren Tarnkappen-Jagdbomber F-22 "Raptor" eingesetzt. Das modernste Flugzeug im Dienst der US-Streitkräfte habe GPS-gesteuerte Munition abgefeuert, teilte ein Pentagonsprecher mit. Die US Air Force verfügt als einzige Luftwaffe der Welt über den neuesten sogenannten Luftüberlegenheitsjäger.
Nach den ersten Luftangriffen auf Extremisten in Syrien hatte bereits US-Präsident Barack Obama die Koalition der eingebundenen arabischen Staaten auf einen längeren Einsatz eingeschworen. Die Angriffe auf die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat brauchten Zeit, aber er werde "tun, was notwendig ist", um den IS zu besiegen, sagte Obama in Washington. Dass fünf arabische Länder die Attacken unterstützten, zeige der Welt, "dass dies nicht alleine der Kampf der USA ist".
Breites Bündnis gegen IS
Die US-Luftwaffe hatte in der Nacht unterstützt von Bahrain, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten Angriffe auf Extremisten-Ziele im Osten Syriens gestartet. Bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am Mittwoch dürfte Obama dies als Beleg für das breite Bündnis gegen die Dschihadisten anführen. "Die Stärke dieser Koalition macht der Welt deutlich, dass Amerika in diesem Kampf nicht alleine ist", sagte der Präsident, ehe er sich auf den Weg nach New York machte.
Nach Pentagon-Angaben wurde bei den Luftangriffen in der Nacht zum Dienstag auch eine Gruppe von früheren Al-Kaida-Kämpfern getötet, die Anschläge auf westliche Ziele geplant haben soll. Es werde davon ausgegangen, dass die Mitglieder der Chorasan-Gruppe "eliminiert wurden", sagte Kirby dem US-Sender ABC. Obama sagte dazu: "Wir werden keine Rückzugsgebiete für Terroristen dulden, die unsere Bürger bedrohen."
Die Zelle, die sich westlich des syrischen Aleppo gebildet hat, sei achtmal angegriffen worden, hatte das US-Militär zuvor mitgeteilt. Ziele waren demnach Ausbildungslager, eine Waffen- und Sprengstoffwerkstatt sowie Kommunikationsgebäude und ein Kommandozentrum. Die Chorasan-Gruppe soll von Syrien aus Anschläge geplant und westliche Islamisten als Attentäter rekrutiert haben. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden dabei 70 IS-Mitglieder und 50 Kämpfer mit Verbindungen zu Al-Kaida getötet.
Assad informiert?
Das syrische Außenministerium ließ nun verlauten, vorab von Washington über die Angriffswelle informiert worden zu sein. Eine Abkehr von der Isolationspolitik gegenüber Assad scheint aber kaum vorstellbar, nicht zuletzt, weil die USA nach langem Zögern moderate Rebellengruppen als Partner auf dem Schlachtfeld in Syrien auserkoren haben.
Die bewaffneten Kräfte der gemäßigten Opposition würden sowohl die "Brutalität" der IS-Miliz als auch die "Tyrannei" von Assad bekämpfen, hatte Obama vergangene Woche gesagt, als der Kongress ihm die Vollmacht zur Ausbildung und Aufrüstung der Rebellen erteilte. Das US-Außenministerium dementierte daher auch umgehend die syrischen Angaben. Damaskus sei "nicht um Erlaubnis gefragt" worden, betonte Sprecherin Jen Psaki.
Einen Kampfeinsatz von US-Bodentruppen hat Obama ausgeschlossen. Die Legitimierung für sein Vorgehen will er sich verschaffen, indem er eine breite internationale Koalition zusammentrommelt. Mehr als 50 Staaten präsentierte der Präsident als Unterstützer. Einige Länder leisten humanitäre Hilfe, andere - darunter Deutschland - liefern Waffen für den Kampf gegen die IS-Miliz. Die französische Luftwaffe beteiligt sich an den Luftangriffen im Irak.
Quelle: ntv.de, sba/rts