Eigenheim in Gefahr? Auswege bei Jobverlust
23.02.2012, 11:06 UhrWer arbeitslos wird und seinen Kredit fürs Eigenheim nicht mehr zahlen kann, muss nicht gleich mit Zwangsversteigerung rechnen. Wichtig ist es aber, mit der Bank zu reden. Im Idealfall plant der Häuslebauer seine Finanzierung aber so, dass er ein paar Monate Arbeitslosigkeit überbrücken kann.
Das eigene Haus bedeutet Sicherheit und Wohlstand – und zunächst mal ein nicht unerhebliches Risiko. Schließlich wird kaum eine Immobilie aus eigener Tasche bezahlt, stattdessen werden Kredite aufgenommen, die über Jahrzehnte hinweg abbezahlt werden müssen. Wenn einer der Käufer arbeitslos wird - im schlimmsten Fall der Haupt- oder Alleinverdiener -, dann wird es eng.
"Das Wichtigste ist: Den Kopf nicht in den Sand stecken", rät Marcus Weismantel von der Bausparkasse Schwäbisch Hall. "Das Haus ist nicht gleich weg." In vielen Fällen könnten dauerhafte Lösungen gefunden werden. Dauerhaft bedeute beispielsweise, dass die Kreditrate für die Rückzahlung heruntergesetzt werde, damit die monatliche Belastung für den Kunden sinke. Dadurch verlängere sich allerdings die Laufzeit, fügt Weismantel hinzu. "Wir können auch den Kredit stunden, das heißt, der Kunde zahlt später." Im Normalfall ändere sich durch diese Regelungen nichts am ursprünglichen Vertrag.
Wenn einem Häuslebauer weder durch niedrigere Raten noch durch Stundung geholfen werden könne, gebe es noch eine weitere Möglichkeit: "Im Einzelfall bieten Bausparkassen einen Tilgungszuschuss an." Die Rate, die der Kunde zu zahlen hat, wird dann teilweise von der Bank übernommen. Nicht umsonst: Dieser weitere Kredit muss später zurückgezahlt werden.
Ehrlichkeit muss ein
"Was man auf jeden Fall raten kann, ist, dass der Kunde sich möglichst schnell beim Kreditinstitut meldet und seine Situation schildert", sagt Eberhard Proissl von der Wüstenrot-Württembergische. Denn in der Regel könne geholfen werden. Das gelte im Fall von Arbeitslosigkeit, aber auch Kurzarbeit oder einer Scheidung.
In solchen Fällen muss der Betroffene seine finanzielle Situation ehrlich und ausführlich darlegen. Dann gilt es abzuschätzen, wie lange der finanzielle Engpass voraussichtlich andauert, zum Beispiel wie lange der Kunde für die Jobsuche brauchen wird. "Was man am einfachsten machen kann, ist, dass man die Tilgung aussetzt." Sei der Kunde noch nicht einmal in der Lage, die Zinsen zu zahlen, könne der Anbieter im Einzelfall auch diese Beträge zeitlich befristet stunden. "Dann ist aber schon fortlaufend eine Abstimmung mit dem Kreditinstitut nötig", sagt Proissl.
Rechtzeitig Polster aufbauen
Kunden sollten daher schon bei der Planung des Haus- oder Wohnungskaufes darauf achten, die Finanzierung auf so sichere Füße zu stellen, dass mögliche Engpässe nicht zu einer Privatpleite führen. "Mindestens drei Netto-Monatsgehälter sollte man zurücklegen für unvorhergesehene Ausgaben", rät Jörg Sahr von Stiftung Warentest. Nach seiner Rechnung müssten vier Nettogehälter in der Regel sogar ausreichen, um Kreditraten zehn bis zwölf Monate lang in voller Höhe zahlen zu können. In dieser Zeit finden viele Menschen schon wieder Arbeit.
Hausbauer und Wohnungskäufer sollten auf einen flexiblen Kredit achten, der ihnen erlaubt, innerhalb der Zinsbindung die Zahlungen zu variieren. Wichtig ist auch, einen Teil der Finanzierung aus Eigenkapital zu stemmen. "Die Faustregel lautet: Mindestens 20 Prozent der Gesamtsumme sollten Eigenkapital sein. Die Nebenkosten - Strom, Gas, Wasser, Versicherungen, Gebühren - sollte man auch aus eigener Tasche zahlen können", sagt Sahr. Für einen Finanzierungsplan könnten sich Interessierte beispielsweise an Verbraucherzentralen wenden, die dazu beraten.
Blauäugigkeit beim Finanzplan
Bei Zahlungsproblemen verweist Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale auf die Schuldnerberatung . Er berät Kunden, bevor sie einen Kredit abschließen. Für einen Finanzplan vor dem Haus- oder Wohnungskauf sollten die Verbraucher eine genaue Aufstellung ihrer Lebenshaltungskosten machen. "Kleidung, Urlaub, Haustiere - ohne Wenn und Aber" müsse alles einbezogen werden. Sei in den kommenden Jahren ein Kind geplant, müssten Paare damit rechnen, dass eines der Gehälter für eine gewisse Zeit ausfalle oder sich zumindest verringere. "Viele Verbraucher entdecken an sich ein Sparpotenzial, das unrealistisch ist", weiß Hentschel aus Erfahrung.
Da die Zinsen zurzeit niedrig lägen - zwischen drei und fünf Prozent -, sollten Kunden einen Kredit mit möglichst langer Bindung wählen, also etwa 15 bis 20 Jahre. Darüber hinaus sollten sie auf Sondertilgungsmöglichkeiten achten. Hentschel weist auf Fördermöglichkeiten durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau und Töpfe einzelner Bundesländer hin, über die die Landesbanken informierten. Hier seien die Zinsen niedrig, was einem auch im Falle einer Arbeitslosigkeit zugute kommen könne.
Quelle: ntv.de, dpa