Lecker ist das nicht Hähnchenschenkel mit Bakterien
26.09.2013, 15:30 UhrGekocht, gegrillt, gebraten: Tonnen von Hähnchenschenkeln landen jährlich in den Mägen hungriger Esser. Doch egal, wie frisch das Geflügel auch ist, einige Beilagen gibt es extra dazu. Stiftung Warentest zeigt, welche Produkten besonders mit Keimen und Bakterien belastet sind.
Eins vorneweg: Es gibt keine Organismen ohne Keime und Bakterien. Das eint Menschen, Möhren und auch Hähnchenschenkel. Ob Keime und Bak terien zu Erkrankungen führen, hängt von deren Art, ihrer Anzahl und dem Gesundheitszustand des Empfängers ab.
Doch da Menschen nicht in den Kochtopf gehören und Möhren nicht Gegenstand der Untersuchung waren, bleibt zunächst festzustellen, dass neun von 20 durch die Stiftung Warentest mikrobiologisch untersuchten Hähnchenschenkel-Produkte kurz vor dem Verbrauchsdatum nur "ausreichend" oder "mangelhaft" abschnitten. Das heißt, ihnen hafteten zu viele Verderbnis- oder Krankheitskeime sowie antibiotikaresistente Bakterien an. Immerhin, Salmonellen fanden sich nicht.
Doch ausgerechnet bei zwei Bio-Geflügel-Produkten (Frische Paradies/Le Marensin und Bio Geflügel) fanden sich mehr Listerien-Bakterien als von der EU erlaubt. Diese können zu Gehirnhautentzündungen führen. Bei anderen Produkten waren oft die Richt- und Warnwerte der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie überschritten, etwa für Pseudomonaden oder Enterobakterien. Ferner ermittelten die Tester in acht Produkten Campylobacter, einen Durchfallerreger und typischen Hühnerhofbewohner.
Bio hat Vor- und Nachteile
Nur fünf Produkte sind mit "gut" beurteilt worden (Friki Geflügellaune, Kaufland, Aldi Süd, Rewe/Wilhelm Brandenburg, Globus/Fair Trade). Sechs Produkte schnitten hingegen "mangelhaft" ab (Maître Coq Le Volailler Poulet Fermier Bio, Karstadt Excellent, Norma Gut Langenhof, Alnatura/Packlhof Bio-Metzgerei, Frische Paradies/Le Marensin und Bio Geflügel).
Bio-Hähnchenschenkel enthielten auffällig viele Verderbnis- und Krankheitskeime. Darum schneidet nur eines der getesteten Produkte "befriedigend" ab (Rewe). Dafür fanden sich nur in einem der fünf Bio-Produkte antibiotikaresistente Bakterien - aber bei 11 der 15 konventionellen. Eine mögliche Erklärung ist, dass bei Bio-Tieren der Antibiotikaeinsatz stark beschränkt ist. Diese dürfen die Medikamente nur einmal in ihrem Leben erhalten. Solche Regeln gelten in der konventionellen Landwirtschaft nicht.
Doch der Masseneinsatz von Antibiotika bei Menschen und Tieren macht Bakterien unempfindlich gegen die Medikamente. So fanden die Tester in fünf Hähnchenschenkeln MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Dieser Keime sollten gesunden Menschen nicht schaden. Doch bei einer Immunschwäche droht Gefahr. Ob und wie gefährlich von Tieren stammende resistente Keime für Menschen tatsächlich sind, ist wissenschaftlich allerdings noch unklar. Vorsorglich empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, den Einsatz von Antibiotika auf das unbedingt notwendige Maß zu begrenzen.
Hygiene, Hygiene, Hygiene
Aufgrund der Ergebnisse fordert Stiftung Warentest dazu auf, die Verbrauchsfrist mancher Hähnchenschenkel zu verkürzen.
Doch auch die Verbraucher sind dazu aufgefordert, auf Hygiene zu achten. Damit Keime und Bakterien nicht überhandnehmen, gehören gekaufte Keulen sofort in den Kühlschrank, nach deren Ablauf hingegen in den Müll. Vor und nach der Zubereitung sollten sorgfältig die Hände gewaschen werden. Rohes Geflügel, Fleisch und Fisch werden am besten in einem gesonderten Küchenbereich, mit eigenen Messern und Brettchen zubereitet.
Aber immerhin, das vollständige Durchgaren oder -braten tötet Keime und Bakterien, auch die schädlichen und resistenten.
Quelle: ntv.de, awi