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EZB hebt erneut Leitzinsen an Was die Zinserhöhung für Verbraucher bedeutet

Die Kreditzinsen dürften weiter steigen.

Die Kreditzinsen dürften weiter steigen.

(Foto: imago images/MiS)

Mit einer erneut saftigen Leitzinserhöhung der EZB von 0,75 auf nunmehr 2 Prozentpunkte verbessert sich die Perspektive für Sparer immer mehr. Allerdings werden im Gegenzug Kredite teurer, was vor allem bei der Immobilienfinanzierung deutlich spürbar wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut auf die hohen Inflationsraten im Euroraum reagiert und den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf 2 Prozent erhöht. Und: Der EZB-Rat "geht davon aus, dass er die Zinsen weiter anheben wird". Die nächste Ratssitzung erfolgt bereits im Dezember. Das klingt für Sparer erstmal gut, schließlich wurde lange Jahre über Null- und Niedrigzinsen geklagt.

Allerdings sind viele Menschen nicht nur Sparer, sondern auch Kreditnehmer. Vor allem Immobilienkäufer profitierten bei der Finanzierung ihrer Objekte von den traumhaften Konditionen der vergangenen Jahre. Auch wenn das die Nachfrage und - wegen des beschränkten Angebots - die Preise in die Höhe trieb.

Und ohne jenen, die den Schritt der EZB begrüßen, die Stimmung zu vermiesen, darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Teuerungsraten in der Euro-Zone mit 9,9 Prozent und in Deutschland auf 10 Prozent auf einem Rekordhoch liegen. Womit die Zinsen weiterhin real stark negativ sind. Dafür ist das Ende der leidigen Verwahrentgelte nahe. Laut dem Vergleichsportal Verivox weisen aktuell aber immer noch rund 30 Banken Negativzinsen für Privatkunden aus.

Darauf, was die Erhöhung der Leitzinsen für Verbraucher bedeutet, haben diverse Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Tages- und Festgeldkonten

Bereits die EZB-Entscheidungen von Juli und September hatten für steigende Zinsen auf Tagesgeldkonten gesorgt, auch bei neu abgeschlossenen Festgeldern war ein deutlicher Zinsanstieg spürbar. Laut dem Finanzvergleichsportal Biallo stehen die Zinsen demnach so hoch wie seit Anfang 2013 nicht mehr. Alle Vergleichsportale gehen derzeit davon aus, dass sich der Trend zu höheren Zinsen im Jahresverlauf weiter fortsetzt und möglicherweise beschleunigt. Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind derzeit 1,75 Prozent Zinsen zu holen. Bei Geldhäusern in der EU sind es bis zu 2,2 Prozent (Crédit Agricole). Bei Laufzeiten von zwei bis drei Jahren gibt es laut Biallo bis zu 2,35 Prozent beziehungsweise 2,55 Prozent. Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland sogar bis zu 3,50 Prozent Zinsen (Bausparkasse Mainz).

Fürs Tagesgeld sind schon jetzt bei einer deutschen Einlagensicherung Neukundenangebote für über 1,1 Prozent zu holen (Bank11).

Tagesgeldkonten im Vergleich

Im aktuellen Umfeld können Sparer die Treppenstrategie nutzen. Hierbei liegt nicht das ganze Sparvermögen auf einem einzigen Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt. Flexibilität ist somit im aktuellen Umfeld wichtig, daher sollten Sparer nicht ihr ganzes Vermögen in langfristige Anlagen stecken.

Festgeldkonten im Vergleich

Ratenkredite

Gleichzeitig klettern wie erwähnt aber auch die Zinsen bei Verbraucherkrediten in die Höhe. In den letzten Monaten sind die Zinssätze von Konsumentenkrediten im Bundesdurchschnitt von Monat zu Monat im Schnitt um rund 3 Prozent auf 6,33 Prozent im August gestiegen, berichtet das Kreditvergleichsportal Smava und prognostiziert in den nächsten Monaten im Bundesdurchschnitt voraussichtlich um die 7 Prozent. Für Banken wird die Refinanzierung von Ratenkrediten teurer und damit auch für Verbraucher. Ob und wie die nächsten Anpassungen bereits eingepreist sind, weiß dann aber nur die jeweilige Bank.

Das Check24 beobachtete bereits vor der Zinsanhebung im September, eine deutlich größere Spanne an vergebenen Zinssätzen. Dies bedeutet, dass Banken Kreditkunden genauer auswählen, insbesondere bei einer knappen Haushaltsrechnung. Was einen Kreditvergleich noch wichtiger macht. Zum Beispiel hier:

Ratenkredite im Vergleich

Bauzinsen

Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn bereits mehr als vervierfacht. Laut dem Darlehensvermittler Dr. Klein beträgt der effektive Jahreszins für ein Fünf-Jahres-Darlehen derzeit im Schnitt von rund 700 Banken 3,78 Prozent, für ein Zehn-Jahres-Darlehen 3,95 Prozent. Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmten maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden. Doch Check24 hatte sich bereits im September festgelegt und prognostiziert, dass sich in jedem Fall die durchschnittliche Baufinanzierung bis Ende dieses Jahres um einige Tausend Euro innerhalb der Laufzeit verteuert. Zudem agieren Banken restriktiver bei der Kreditvergabe. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich hingegen nichts.

Baugeldzinsen im Vergleich

Dispozinsen beim Girokonto

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Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist. Vor allem in Zeiten steigender Zinsen. Abgesehen davon, steigen auch die Dispozinsen durch die Zinswende, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der aktuelle Durchschnittszins eines Dispokredits laut Biallo bei 10,07 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt bereits 12,39 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Girokonto-Vergleich

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 27. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, awi

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