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EZB reguliert runter Was die Zinssenkung für Sie bedeutet

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Geld wird noch mal teurer.

Geld wird noch mal teurer.

(Foto: imago images/Kirchner-Media)

Mit der Leitzinssenkung durch die EZB um 0,25 auf nunmehr 4,25 Prozentpunkte verschlechtert sich die Perspektive für Sparer. Im Gegenzug werden aber Kredite etwas günstiger, ob sich das auch bei der Immobilienfinanzierung zeigen wird, bleibt hingegen fraglich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf die gesunkenen Inflationsraten im Euroraum reagiert und den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei ihr besorgen können, im Euroraum um 0,25 Prozent auf nun 4,25 gesenkt. Parken Banken hingegen Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig ebenfalls einen Viertel-Prozentpunkt weniger - nämlich 3,75 Prozent Zinsen.

Darauf, was die Zinssenkung für Verbraucher bedeutet, haben diverse Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Tages- und Festgeldkonten

Die EZB-Entscheidungen von Juli, September, Oktober und Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai und Juli 2023 hatten für steigende Zinsen auf Tagesgeldkonten gesorgt, auch bei in dieser Zeit abgeschlossenen Festgeldern war ein deutlicher Zinsanstieg spürbar. Damit ist es vorerst vorbei. Obwohl die Leitzinsen seit fast neun Monaten auf einem Rekordhoch stehen, sind bereits vor dem EZB-Entscheid die Festgeldzinsen seit ihrem Höhepunkt gegen Ende des letzten Jahres spürbar gesunken. Bundesweit verfügbare Festgelder mit einem Jahr Laufzeit brachten im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen und liegen aktuell noch bei 2,98 Prozent, wie das Vergleichsportal Verivox feststellt.

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Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind derzeit 3,6 Prozent Zinsen zu holen (Isbank). Bei Geldhäusern in der EU sind es sogar 5,83 Prozent (Freedom24) - allerdings handelt es sich hier um ein zypriotisches Geldhaus, welches lediglich eine gesetzliche Anlegerentschädigung bis 20.000 Euro durch die Einrichtung eines Anlegerentschädigungsfonds garantieren möchte. Die Banca Progetto bietet via Weltsparen 3,65 Prozent mit einer gesetzlichen Einlagensicherung bis 100.000 Euro durch den italienischen Einlagensicherungsfonds. Der Durchschnittszins für Festgeld liegt aktuell für ein Jahr bei 2,98 Prozent.

Bei Laufzeiten von drei Jahren gibt es laut FMH-Finanzberatung bis zu 3,572 Prozent (Haitong Bank aus Portugal via Weltsparen). Ohne Vermittler bietet die estnischen Bigbank 3,478 Prozent für drei Jahre. Deutsche Einlagensicherung gibt es für diesen Zeitraum bei der Aareal Bank via Weltsparen in Höhe von 3,40 Prozent. Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland bis zu 3,15 Prozent Zinsen bei der Varengold Bank oder 3,00 Prozent bei der ProCredit Bank.

Im aktuellen Umfeld können Sparer die Treppenstrategie nutzen. Hierbei liegt nicht das ganze Sparvermögen auf einem einzigen Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt. Flexibilität ist somit im aktuellen Umfeld wichtig, daher sollten Sparer nicht ihr ganzes Vermögen in langfristige Anlagen stecken.

Festgeldkonten im Vergleich

Laut Verivox haben auch die Tagesgeldzinsen ihren Zenit überschritten. Demnach sind die Durchschnittszinsen im Mai bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote den zweiten Monat in Folge leicht gesunken - von 1,74 auf 1,72 Prozent. Schon in den Vormonaten war die Phase kontinuierlich steigender Zinsen zum Stillstand gekommen. Beim Tagesgeld werben nach wie vor Banken mit vergleichbaren Sonderangeboten um neue Kunden. Offeriert werden dabei Tagesgeldzinssätze um die 4 Prozent. Die besonders attraktiven Aktionszinsen gelten in der Regel aber nur für einige Monate, danach wird das Guthaben zu meistens deutlich niedrigeren Bestandskundenkonditionen weiter verzinst.

Den höchsten Zinssatz bieten derzeit laut FMH die deutsche XTB mit 4,215 Prozent (begrenzt auf drei Monate). Bei der niederländischen Bunq sind 4,024 Prozent (vier Monate) zu holen.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Doch nach wie vor profitieren längst nicht alle Sparer von den noch recht hohen Zinsen. Laut einer aktuellen Analyse des Vergleichsportals Verivox zahlen nur rund ein Viertel (26 Prozent) aller 317 Sparkassen in der Verivox-Auswertung mindestens 1 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld, bei drei von vier Instituten sind die Zinsen niedriger. Der durchschnittlich angebotene Tagesgeldzins aller Sparkassen liegt bei 0,63 Prozent. 23 Institute und damit 7 Prozent der ausgewerteten Sparkassen bieten überhaupt keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto.

Bei den insgesamt 369 regionalen Genossenschaftsbanken in der Auswertung zeigt sich ein ähnliches Bild. Zu dieser Gruppe gehören die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. In diesem Segment bietet ebenfalls nur etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Banken einen Tagesgeldzins von mindestens 1 Prozent, im Schnitt müssen sich die Kunden mit 0,65 Prozent begnügen. Bei 32 regionalen Genossenschaftsbanken bleiben die Ersparnisse auf dem Tagesgeldkonto unverzinst. Das entspricht einem Anteil von 9 Prozent.

Der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote liegt aktuell bei 1,72 Prozent.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Ratenkredite

Mit den noch immer recht hohen Zinsen für Sparer bleiben auch Verbraucherkredite teuer. Denn wenn die Festgeldzinsen auf hohem Niveau verbleiben, werden von jeher auch die Ratenkredite nicht wesentlich günstiger. Unerfreulich aus Sicht der Verbraucher, denn die Banken nutzen die Festgeld- und Tagesgeldanlagen zur Refinanzierung von Konsumentenkrediten. Lagen die Zinsen für ein solches Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit im Januar 2022 noch bei mittleren 3,70 Prozent, waren es zum Jahresende 2022 bereits 5,95 Prozent. Derzeit liegen sie laut FMH im Schnitt bei 7,06 Prozent für den genannten Zeitraum.

Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich aber. Denn die Spanne der Angebote liegt aktuell zwischen 5,18 und 12,67 Prozent.

Ratenkredite im Vergleich

Bauzinsen

Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn 2022 bereits mehr als vervierfacht. Laut FMH liegt der Durchschnittszinssatz für ein Zehn-Jahres-Darlehen bei derzeit 3,67 Prozent. Je nach Anbieter schwankten diese zwischen 3,27 und 4,64 Prozent pro Jahr.

Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmen maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden.

Die FMH vermutet aber, dass Kreditnehmer in näherer Zukunft nicht weniger für Ihre Baufinanzierung bezahlen müssen. Denn wer wissen möchte, wie sich die Bauzinsen entwickeln, sollte nicht auf den Leitzins schauen, sondern auf die Inflationsrate. Die ist im letzten Monat nicht gefallen - und ob sie im Juni fällt, ist ebenfalls nicht sicher. Es ist die Pflicht der EZB, für eine stabile Währung zu sorgen. Wenn der Leitzins gesenkt wird, obwohl die Inflationsrate diese Entscheidung eigentlich nicht rechtfertigt, sagen sich Investoren: Deutsche Bundesanleihe ja, aber nur zu höheren Zinsen, wenn die EZB nicht für eine fallende Inflation sorgt. Eine Leitzinssenkung ist dafür bekanntlich kein geeignetes Mittel. Steigt die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe, weil Investoren höhere Zinsen fordern, steigen auch die Pfandbriefrenditen - und damit am Ende auch die Bauzinsen.

Wer vor der Entscheidung für eine längere oder kürzere Zinsbindung steht, sollte sich überlegen, welche Zinsentwicklung er erwartet. Geht man davon aus, dass die Zinsen in fünf Jahren deutlich niedriger sein werden als heute, empfiehlt sich eine kurze Laufzeit. Geht man hingegen davon aus, dass sich die Zinsen eher nach oben bewegen, wäre eine langfristige Absicherung von 20 Jahren sinnvoll. Sicherheit kostet Geld, schafft aber langfristige Gewissheit über die eigene Belastung.

Baugeldzinsen im Vergleich

Dispozinsen beim Girokonto

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Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist, vor allem in Zeiten hoher Zinsen nicht. Abgesehen davon bleiben auch die Dispozinsen trotz Zinssenkung hoch, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der Durchschnittszins eines Dispokredits derzeit laut FMH bei 12,31 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt demnach 13,43 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Girokonto-Vergleich

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 06. Juni 2024 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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