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EZB hebt Leitzinsen weiter an Was erneute Zinserhöhung für Verbraucher bedeutet

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Die Kreditzinsen dürften weiter steigen.

(Foto: imago images/MiS)

Mit einer erneuten Leitzinserhöhung der EZB um 0,5 auf nunmehr 2,5 Prozentpunkte verbessert sich die Perspektive für Sparer weiter. Im Gegenzug werden aber auch Kredite teurer, was vor allem bei der Immobilienfinanzierung deutlich spürbar wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut auf die hohen Inflationsraten im Euroraum reagiert und den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz um einen halben Prozentpunkt auf 2,5 Prozent erhöht. Und: Der EZB-Rat stellt weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Die nächste Ratssitzung erfolgt Anfang Februar 2023. Das klingt für Sparer erstmal gut, schließlich wurde lange Jahre über Null- und Niedrigzinsen gemurrt.

Und ohne jenen, die den Schritt der EZB begrüßen, die Stimmung zu verderben, darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Teuerungsraten in der Eurozone und in Deutschland im November nahezu unverändert hoch ist. Womit die Zinsen, die es fürs Ersparte zu ergattern gibt, weiterhin real stark negativ sind.

Allerdings sind viele Menschen nicht nur Sparer, sondern auch Kreditnehmer. Vor allem Immobilienkäufer profitierten bei der Finanzierung ihrer Objekte von den traumhaften Konditionen der vergangenen Jahre. Auch wenn das die Nachfrage und - wegen des beschränkten Angebots - die Preise in die Höhe trieb.

Darauf, was die Erhöhung der Leitzinsen für Verbraucher bedeutet, haben diverse Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Tages- und Festgeldkonten

Bereits die EZB-Entscheidungen von Juli, September und Oktober hatten für steigende Zinsen auf Tagesgeldkonten gesorgt, auch bei neu abgeschlossenen Festgeldern war ein deutlicher Zinsanstieg spürbar. Laut dem Finanzvergleichsportal Biallo stehen die Zinsen demnach so hoch wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Alle Vergleichsportale gehen derzeit davon aus, dass sich der Trend zu höheren Zinsen im Jahresverlauf weiter fortsetzt und möglicherweise beschleunigt. Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind derzeit 2,11 Prozent Zinsen zu holen (Bank11). Bei Geldhäusern in der EU sind es bis zu 2,84 Prozent (Klarna). Bei Laufzeiten von zwei bis drei Jahren gibt es laut Biallo bis zu 3 Prozent beziehungsweise 3,25 Prozent (beide Kommunal Kredit Invest). Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland sogar bis zu 3,10 Prozent Zinsen (SWK Bank).

Festgeldkonten im Vergleich

Im aktuellen Umfeld können Sparer die Treppenstrategie nutzen. Hierbei liegt nicht das ganze Sparvermögen auf einem einzigen Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt. Flexibilität ist somit im aktuellen Umfeld wichtig, daher sollten Sparer nicht ihr ganzes Vermögen in langfristige Anlagen stecken.

Fürs Tagesgeld sind schon jetzt bei einer deutschen Einlagensicherung Neukundenangebote für 2 Prozent zu holen (ING - begrenzt auf vier Monate).

Tagesgeldkonten im Vergleich

Ratenkredite

Gleichzeitig klettern wie erwähnt aber auch die Zinsen bei Verbraucherkrediten in die Höhe. Denn wenn die Festgeldzinsen steigen, werden von jeher auch die Ratenkredite teuer. Erwartungsgemäß haben sich daher die Zinsen für Ratenkredite seit den EZB-Leitzinserhöhungen von durchschnittlich 4,6 auf 6,0 Prozent erhöht.

Für 2023 erwartet die FMH Finanzberatung, dass die Entwicklung im selben Tempo weitergeht, sodass die Zinsen bis Ostern wohl nochmal um 0,75 Prozentpunkte steigen werden. Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich daher mehr denn je. Denn die Spanne der Angebote ist sehr groß. Wer genau hinschaut, wird daher auch in Zukunft Angebote für unter sechs Prozent finden können, auch wenn die Durchschnittszinsen im Frühjahr kommenden Jahre wohl zwischen 6,5 und 6,75 Prozent liegen dürften. Zum Vergleich: Der Mittelwert der vergangenen 20 Jahre liegt bei 6,53 Prozent.

Das Portal Check24 beobachtete bereits vor der Zinsanhebung im September eine deutlich größere Spanne an vergebenen Zinssätzen. Dies bedeutet, dass Banken Kreditkunden genauer auswählen, insbesondere bei einer knappen Haushaltsrechnung. Was einen Kreditvergleich noch wichtiger macht. Zum Beispiel hier:

Ratenkredite im Vergleich

Bauzinsen

Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn bereits mehr als vervierfacht. Laut FMH liegt der Durchschnittszinssatz für ein Fünf-Jahres-Darlehen derzeit im Schnitt bei aktuell 3,60 Prozent, für zehn Jahre zahlen Kunden nur 3,50 Prozent, 15 Jahre fest kosten 3,70 Prozent und 20 Jahre fest gibt es für 3,78 Prozent. Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmten maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden. Doch Check24 hatte sich bereits im September festgelegt und prognostiziert, dass sich in jedem Fall die durchschnittliche Baufinanzierung bis Ende dieses Jahres um einige Tausend Euro innerhalb der Laufzeit verteuert. Zudem agieren Banken restriktiver bei der Kreditvergabe. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich hingegen nichts.

Wer vor der Entscheidung für eine längere oder kürzere Zinsbindung steht, muss daher überlegen, welche Zinsentwicklung er erwartet. Geht man davon aus, dass die Zinsen in fünf Jahren deutlich niedriger sein werden als heute, empfiehlt sich eine kurze Laufzeit. Geht man hingegen davon aus, dass sich die Zinsen eher nach oben bewegen, wäre eine langfristige Absicherung von 20 Jahren sinnvoll. Sicherheit kostet Geld, schafft aber langfristige Gewissheit über die eigene Belastung.

Baugeldzinsen im Vergleich

Dispozinsen beim Girokonto

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Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist. Vor allem in Zeiten steigender Zinsen. Abgesehen davon, steigen auch die Dispozinsen durch die Zinswende, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der aktuelle Durchschnittszins eines Dispokredits derzeit bei 10 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt über 12 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Girokonto-Vergleich

Quelle: ntv.de, awi

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