Streaming-Dienst Simfy am Ende Deezer nimmt Spotify aufs Korn
04.05.2015, 13:18 Uhr
Der Streaming-Dienst Simfy hat dichtgemacht.
(Foto: Simfy)
Nach Grooveshark macht jetzt auch Simfy dicht. Deezer übernimmt den Streaming-Dienst und baut damit seine Position in Deutschland weiter aus. Im Visier ist vor allem der Marktführer Spotify.
Auf dem hart umkämpften Markt der Musikstreaming-Dienste herrscht viel Bewegung. Nachdem Grooveshark am 30. April sein Angebot eingestellt hat, ist jetzt auch Simfy am Ende. Seit dem 1. Mai wird Bestandskunden angeboten, zu Deezer zu wechseln, Neukunden werden direkt dorthin weitergeleitet. In einer aktuellen Pressemitteilung ist von einer strategischen Partnerschaft mit Deezer die Rede. Simfy ging 2010 in Deutschland, Österreich und der Schweiz an den Start. Jetzt verzichte man auf große Teile des Katalogs und schließe sich mit Deezer zusammen, um sich auf dem deutschen Streaming-Markt behaupten zu können.
Im August 2014 hatte der Dienst bereits den Streaming-Anbieter Ampya übernommen. Die Kooperation mit Simfy sei nun ein weiterer Schritt, um in Deutschland Marktanteile zu gewinnen. Ob auch lizenzrechtliche Probleme zum Aus des Streaming-Dienstes geführt haben, ist nicht bekannt. Bereits im Februar zeichnete sich jedoch ab, dass Simfy Schwierigkeiten hatte – die "Wirtschaftswoche" meldete, dass Warner Music dem Dienst die Rechte entzogen hatte und auch die Musik kleinerer Labels nichts mehr verfügbar war.
Streaming boomt
Das Geschäft mit dem Musikstreaming läuft gut: Laut einer Erhebung des Bundesverband Musikindustrie (BVMI) war der Umsatz aus abonnemenbasierten und werbefinanzierten Streaming-Diensten im ersten Halbjahr 2014 fast doppelt so hoch wie im Jahr zuvor, 22 Prozent machte laut dem Weltverband der Phonoindustrie "IFPI" das digitale Geschäft in 2014 am Gesamtumsatz in Deutschland aus.
Die Nutzerzahlen haben sich laut einer vom Branchenverband "Bitkom" in Auftrag gegebenen Umfrage innerhalb eines Jahres verdreifacht. Vor allem bei jüngeren Internetnutzern ist das Streaming beliebt. In Deutschland, dem drittgrößten Musikmarkt der Welt, zahlen 16 Prozent der Nutzer für ein Abo. Laut "Statista" nutzten 2014 rund 6,5 Prozent der deutschen Internetnutzer sein Angebot. Soundcloud folgte als zweitbeliebtester Streaming-Dienst mit 2,6 Prozent, gefolgt von last.fm (2,3), Simfy (0,5) und MyJuke (0,3). Deezer taucht in der Statistik nicht auf.
Aktuell gibt es 14 Streaming-Anbieter in Deutschland, Spotify ist der beliebteste. Laut IFPI sind daneben Napster und Deezer die wichtigsten Dienste. Alle drei sind Partnerschaften mit den großen Telefonanbietern eingegangen, Spotify kooperiert mit der Deutschen Telekom, Napster mit O2 und E-Plus, Deezer mit Vodafone. Für die Streaming-Anbieter seien solche Partnerschaften wichtig, ein großes Publikum zu erreichen, ohne viel Geld in Werbung zu investieren. Die Mobilfunkanbieter können derweil ihren Kunden mit Sonderkonditionen und vergünstigten Streaming-Paketen einen Mehrwert bieten und so an sich binden.
Neben den großen Diensten versuchen aber auch viele andere, sich am Markt durchzusetzen: Google betreibt mit Play Music All Access ein ähnliches Angebot wie Spotify und Co., Apple versucht mit der Übernahme von Beats, einen eigenen Dienst aufzubauen. Amazon setzt auf Prime Music und Anfang April 2015 stellte Musik-Mogul Jay-Z seinen eigenen Dienst Tidal vor.
Quelle: ntv.de, jwa