Unterhaltung

Tidal macht Spotify Konkurrenz Was kann Jay Zs Streaming-Dienst?

Jay Z hat jetzt seinen eigenen Musik-Streaming-Dienst: Tidal.

Jay Z hat jetzt seinen eigenen Musik-Streaming-Dienst: Tidal.

(Foto: Twitter/TIDALHiFi)

Streaming-Dienste für Musik sind Abzocker. Spätestens als Taylor Swift Spotify den Vogel zeigte, hatten Anbieter ihr schlechtes Image weg. Jetzt startet Rapper Jay Z seinen eigenen Dienst, Tidal. Aber der hilft nur den Künstlern, die ohnehin schon alles haben.

Ein gekonnter PR-Coup: Madonna, Kanye West, Nicki Minaj, Rihanna, Daft Punk, Coldplay und viele mehr wurden von Jay Z und seiner Frau Beyoncé in New York alle auf eine Bühne geholt, als wären es die MTV Awards. Gemeinsam wurde dann eine Erklärung für den neuen Musik-Streaming-Dienst Tidal unterschrieben, an dem die Stars Anteile halten: Man verpflichtete sich, die Musik statt den Kommerz in den Vordergrund zu stellen.

"Die weltweit erste Musik- und Entertainment-Plattform, die den Künstlern selbst gehört", erklärte Alicia Keys das Konzept von Tidal. Aber Jay Z's neuestes Produkt ist nicht nur ein Fair-Trade-Projekt für Künstler. Schließlich hat Jay Z seine berühmten Vermarkter mit Firmenanteilen vergütet. Laut Financial Times sollen die Musiker 3 Prozent der Firma und zusätzlich 3 Millionen US-Dollar erhalten haben. Das Wichtigste zu Tidal hier in Kürze:

Was ist Tidal?

"Tidal ist die Zukunft der Musik", sagte Managerin Vania Schlogel von der schwedischen Unternehmensmutter Aspiro. Die hat Jay Z im März für 56 Millionen Dollar (knapp 52 Millionen Euro) gekauft und zusammen mit seinen Superstar-Freunden für die Verfügbarkeit in aktuell 31 Ländern aufpoliert. Tidal ist ein Flatrate-Angebot, das angemeldeten Usern für einen monatlichen Pauschalpreis Zugang zu einem Musik-Pool gewährt, in dem Songs und Videos, aber auch ein Musik-Magazin, Interviews, Empfehlungen und Playlisten von Künstlern online zur Verfügung stehen. Der einzige Unterschied zu herkömmlichen Streaming-Diensten, der auch das Konzept der Urheber-Anteile unterstreicht: Es gibt keine kostenlose, werbefinanzierte Variante - im Gegenteil, Tidal ist teurer als alle anderen.

Wie viel kostet Tidal?

Den Zugriff auf derzeit 25 Millionen Songs und 75.000 Videos kann man 30 Tage kostenlos testen. Danach bezahlt man monatlich entweder 9,99 Euro für die "Premium"-Variante oder 19,99 Euro für die "HiFi"-Variante. Beide Abos beinhalten Videos in HD-Qualität und redaktionelle Beiträge von Musik-Experten. Nur die "HiFi"-Variante verspricht allerdings einen Sound in CD-Qualität, den man als "lossless", also "verlustfrei", bezeichnet. Das heißt, dass die Musikdateien mit einer Datenrate von 1411 Kbit/s übertragen werden. Bei der Version für 9,99 Euro werden die Audio-Dateien dagegen nur mit 320 Kbit/s gelesen, was in Preis und Leistung dem Bezahlangebot von Spotify entspricht. Das allerdings wird auch als zu teuer kritisiert.

Lohnt sich die "HiFi"-Variante?

Nur wenige werden den teuren Tidal-Tarif tatsächlich genießen können. Laut dem Portal "Tech Radar" können die meisten Menschen keine Qualitätsunterschiede zwischen den "HiFi"- und den "Premium"- beziehungsweise "Spotify"-Dateien hören. Über Kopfhörer, die nicht gerade 300 Euro kosten, ist die Unterscheidung demnach für noch weniger Menschen möglich. Auf der Tidal-Website können Nutzer als Entscheidungshilfe fünf Songs in beiden Qualitätsstufen hören. "Tech Radar" schlägt zum Hörcheck einen anderen angeblich objektiveren Test vor.

Was hat Tidal im Angebot?

Was die Auswahl betrifft, gilt das Gleiche wie bei den meisten modernen Musik-Streaming-Plattformen, wie Spotify, Napster, Rdio oder der Apple-Tochter Beats: Es gibt ersten Test-Usern zufolge nahezu nichts, was es in Sachen Songs nicht gibt - selbst was deutschsprachige Musik betrifft.

Auf welchen Geräten läuft Tidal?

Auch bei den Endgeräten gibt es kaum Einschränkungen: Ob iOS oder Android, PC oder Mac. Ebenso der Download auf Mobilgeräte für den internetlosen Hörgenuss unterwegs ist möglich. Die "HiFi"-Version wird derzeit allerdings nur vom "Google Chrome"-Browser unterstützt - und manch ein User fragt sich auf Twitter, ob das ein Zufall ist.

Was halten Verbraucher von Tidal?

Nach dem Launch der dazugehörigen Social-Media-Kampagne #TIDALforALL wurden auf Twitter unter dem Hashtag #TIDALforNOONE kritische Stimmen laut, die vor allem die Preispolitik von Tidal infrage stellen: "Ich werde keine 20 Euro pro Monat bezahlen, Jay Z. Vielleicht kannst Du das ja mit Deinen Abermillionen für mich übernehmen. #TIDALforNOONE", schreibt beispielsweise eine verärgerte Twitter-Userin.

Hilft Tidal den Musikern?

Spotify wurde immer wieder Abzocke vorgeworfen. Die Künstler würden für ihre Songs zu wenig Tantieme bekommen. Wie Künstler, die nicht zu Jay Z's illustrem Freundeskreis mit Gewinnbeteiligung gehören, von Tidal profitieren sollen, bleibt fraglich. Gegenüber "Billboard" bekundete der Rapper jedenfalls beste Absichten: "Werden Künstler mehr Geld verdienen? Auch wenn das für uns weniger Gewinn bedeutet, absolut. Das fällt uns leicht. Wir können das. Weniger Gewinn für uns, mehr Geld für den Künstler; fantastisch. Lass uns das noch heute umsetzen." Spotify zahlt den Musikern übrigens 70 Prozent der Erträge aus noch bevor Belegschaft, Server, Marketing und Co. bezahlt sind. Profitabel ist das Unternehmen laut "Tech Radar" noch immer nicht.

Quelle: ntv.de, ame/spot

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