Allrounder mit Intel-Chip Dell plante perfektes Windows-10-Handy
09.11.2016, 13:07 Uhr
So sollten Dells Stack-Geräte aussehen.
Computerhersteller Dell und Chip-Riese Intel planen, das perfekte Smartphone für Windows 10 zu bauen. Das Gerät soll alle anderen Rechner überflüssig machen. Ein tolles Konzept, doch "Projekt Stack" wird wahrscheinlich nie verwirklicht. Warum?
Zunächst hat Leak-Experte Evan Blass auf Twitter Fotos eines ultraflachen Windows-Phone-Geräts gezeigt, das von einem Intel-Chip angetrieben werden sollte. Handelte es sich dabei um Microsofts geheimnisvolles Surface-Smartphone, das seit Monaten in der Gerüchteküche köchelt? Nicht wirklich, wie ein Blass-Artikel bei "Venturebeat" jetzt enthüllt. Aber das interessante Funktionsprinzip dürfte ziemlich ähnlich sein.
Laut Blass arbeiten Dell und Intel schon seit 2011 am "Projekt Stack". Dabei handelt es sich um ein 9 Millimeter dünnes Mini-Tablet mit 6,4 Zoll großem Display, das alleine oder als Rechenzentrale in größeren Geräten gleichzeitig Desktop-Computer, Laptop und Tablet sein soll. Dem Tablet sollte dann schließlich ein Stack-Smartphone mit 6 Zoll großem Display folgen. Der Gedanke dahinter ist, dass es sinnvoller ist, nur ein Gerät zu nutzen, statt Daten zwischen verschiedenen Geräten zu synchronisieren.
Smartphone-Chips zu schwach
Grundlage dafür ist Continuum, eine Windows-10-Technologie, die universelle Apps ermöglicht, die sich automatisch verschiedenen Displaygrößen und -formaten anpassen. Microsoft hat die Technik mit seinen Smartphones Lumia 950 und 950 XL demonstriert. Durchsetzen konnte sie sich aber bisher nicht, was unter anderem am Scheitern von Windows 10 als Smartphone-Betriebssystem liegt.
Auch Microsofts Vorzeige-Handys sind letztendlich zu schwach, um wirklich als PC-Ersatz dienen zu können. Für einfache Office-Aufgaben sind sie geeignet, Multitasking oder rechenintensive Programme überfordern sie aber schnell. Die üblicherweise in Smartphones verwendeten ARM-Chips sind dafür einfach zu schwach auf der Brust. Dell setzte daher laut Blass auf Laptop-taugliche Intel-Chips der Kaby-Lake-Serie mit x86-Architektur.
Hitze- und Akku-Probleme
Obwohl es sich dabei um relativ genügsame Prozessoren handelt, ist ihre Leistungsaufnahme vergleichsweise hoch. Als Tablet würde das Stack-Gerät 3,5 Watt ziehen, als Antrieb eines Desktop-Rechners sogar 12 Watt. Damit haben die Geräte sowohl Hitze- als auch Akku-Probleme.
Dell habe die Größe des Tablets auf 7 Zoll anwachsen lassen, vermutlich um mehr Platz für die Kühlung und den Akku zu haben, schreibt Blass. Was daraus geworden ist, weiß aber auch er nicht. Ob Dell jemals tatsächlich ein Stack-Produkt auf den Markt bringt, ist unbekannt. Möglicherweise wurde Projekt Stack auf Eis gelegt, weil die Hitze- und Akku-Probleme mit den derzeitigen Intel-Chips nicht in den Griff zu bekommen sind. Die Entwicklung von eventuell besser geeigneten Atom-Chips für mobile Geräte hat Intel aufgegeben.
Vielleicht habe Dell auch erst abwarten wollen, wie das Elite x3 ankommt, so Blass. Dabei handelt es sich um ein Continuum-Smartphone, das Konkurrent HP im vergangenen Sommer auf den Markt gebracht hat. Auch dieses Gerät kann zum Laptop- oder Desktop-Rechner werden, HP verwendet allerdings mit Qualcomms Snapdragon 820 einen ARM-Chip, der auch in aktuellen Smartphones zum Einsatz kommt.
Wahrscheinlich wird Dell kein Stack-Smartphone mehr verwirklichen. Das Interesse an so einem Gerät sei allerdings groß, schreibt Blass. Es habe viele positive Reaktionen auf seine geleakten Bilder gegeben. Er hofft daher, dass vielleicht Windows selbst doch noch ein Continuum-Smartphone mit x86-Chip auf den Markt bringt.
Quelle: ntv.de, kwe