Nur mit interner Testversion Whatsapp schneidet Telefongespräche mit
29.04.2015, 10:18 Uhr
Whatsapp für Android speichert Telefongespräche, ein Update beseitigt das Problem.
(Foto: WhatsApp)
Die Meldung sorgte für Aufsehen: Whatsapp schneidet IP-Telefonate mit und speichert sie unbemerkt auf dem Smartphone ab. Inzwischen ist aber klar: Betroffen war nur eine ins Netz geleakte interne Testversion, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt war.
Ein Beitrag des Tech-Bloggers Jens Herforth verursachte gestern viel Wirbel im Internet. Herforth schreibt, bei Android-Smartphones zeichne Whatsapp in der Version 2.15.45 über die Software geführte VoIP-Gespräche mit. Der Blogger belegt dies anhand von Screenshots seines Dateimanagers, wo die Mitschnitte in drei Dateien (.wav.gz) aufgesplittet im internen Speicher im Ordner WhatsApp/Media/WhatsApp Calls liegen. Sie sind nicht verschlüsselt und können laut Herforth wie Zip-Dateien problemlos entpackt werden.
Whatsapp hat inzwischen auf den Wirbel um die vermeintliche Spion-Funktion reagiert: Bei der betroffenen Version der App handele es sich um interne Test-Software, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt war und aus Versehen ins Netz gelangt ist. Bei den regulären App-Versionen aus dem Play Store oder direkt von Whatsapp gebe es keine heimlichen Mitschnitte. n-tv.de liegt eine Stellungnahme von Whatsapp vor. Demnach sei Version 2.12.45 nur dafür gedacht, die kürzlich eingeführte IP-Telefonie auf ihre Funktion und auf Fehler zu testen. Whatsapp zeichne keine Telefongespräche auf. Nutzer, die eine inoffizielle Version des Messengers installiert haben, sollten diese durch die offizielle App aus dem Play Store ersetzen.
Experten waren bislang davon ausgegangen, dass es sich dabei um einen Fehler und um kein gewolltes Feature im Sinne einer Backup-Funktion handelt. In der App oder den Whatsapp-AGB fehlte jeder Hinweis auf die Mitschnitt-Funktion. Außerdem ist nicht nur in Deutschland der heimliche Mitschnitt von Telefongesprächen ohne Einverständnis der Gesprächspartner illegal (§ 201 VStGB). Am 27. April hat Whatsapp bereits ein Update veröffentlicht. Die jetzt über den Play Store verteilte App-Version 2.12.5 speichert offenbar keine Telefongespräche mehr auf dem Smartphone, auch die direkt bei Whatsapp erhältliche Version 2.12.64 schneidet nichts mit.
Whatsapp hat die IP-Telefonie Ende März in seine Android-App integriert, iPhone-Nutzer kamen erst drei Wochen später in den Genuss der Funktion. Dabei können sie unter anderem aus Chats heraus Whatsapp-Kontakte anrufen. Die Gespräche werden über die Internetverbindung geführt, zusätzliche Kosten fallen nicht an.
Klagen gegen Whatsapp
Weltweit nutzen inzwischen mehr als 800 Millionen Menschen Whatsapp, das seit Februar 2014 zu Facebook gehört. Der Umgang des Messengers mit den Nutzerdaten steht immer wieder in der Kritik. Whatsapp übermittelt standardmäßig alle Telefonnummern und Namen aus den Kontakten seiner Nutzer an Server in den USA, egal ob diese selbst bei Whatsapp angemeldet sind oder nicht. Dies führte bereits zu Ermittlungen von kanadischen und niederländischen Behörden.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat im vergangenen Jahr vor dem Landgericht Berlin erfolgreich gegen Whatsapp wegen dessen ausschließlich in Englisch gehaltenen AGB geklagt. Das Unternehmen legte allerdings Einspruch ein. Damit ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
Quelle: ntv.de, kwe