Europäische Schuldenkrise

Schuldenkrise, verzweifelte Griechen, Menschen mit Angst vor der Zukunft - und die Linke kann nicht profitieren? Ab jetzt versucht sie es. Mit markigen Angriffen auf den Kapitalismus will die Partei Boden gutmachen und Teil der weltweiten Occupy-Bewegung sein. Dementsprechend wird auch das erste Parteiprogramm sein. von Jochen Müter, Erfurt

Am Wochenende brüten die europäischen Staats- und Regierungschef wieder über die Schuldenkrise in Europa. Schon jetzt ist klar: Der Gesprächsstoff wird ihnen nicht ausgehen.

Um die Ausgestaltung des Euro-Rettungsschirms streiten derzeit Frankreich und Deutschland. Die Eindämmung der Schuldenkrise, mit umfassenden Mitteln, verzögert sich dadurch. Das ruft US-Präsident Obama auf den Plan, der ein Übergreifen auf die heimische Wirtschaft befürchtet. Ein Sechs-Augen-Gespräch wird geführt.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Hoffnungen auf eine Lösung der europäischen Schuldenkrise stützen den Handel an der New Yorker Wall Street. Gemischt ausgefallene US-Konjunkturdaten spielen nur eine marginale Rolle.

Weil Berlin und Paris uneins über Wege aus der Euro-Schuldenkrise sind, fürchten Devisenhändler eine Hängepartie auf dem kommenden EU-Gipfel. Das belastet den Kurs des Euro.

Der Steuerzahlerbund nimmt wieder einmal staatliche Ausgaben ins Visier: Die Verschwendung von Steuergeldern sei auch 2010 schlimm gewesen. Sparen statt verprassen - das sei doch besonders in Zeiten der Schuldenkrise wichtig, sagt Chefkritiker Däke.

Die Rohstoffpreise sinken weiter. Händler führen das auf die europäische Schuldenkrise und skeptische Töne der amerikanischen Notenbank zurück.

Der Unmut über das Handeln der Politik in Sachen "Griechenland-Hilfe" und "Euro-Rettung" wird in der deutschen Presse nicht nur lauter - der Ton verschärft sich auch: Während Griechenland "zum Menetekel für die Einheit der Euro-Zone und der EU" werde, tanze vor allem die deutsche Politik "auf Messers Schneide".

Lange Sandstrände, Sonnenuntergang über dem Meer und die typische weiß-blaue Inselidylle - viele Urlauber haben sich durch die Schuldenkrise nicht von Griechenland-Ferien abhalten lassen. Veranstalter zählen oft sogar mehr Gäste als im vorigen Jahr.

Zum Handelsstart am Dienstag rechnen die Beobachter am deutschen Aktienmarkt mit einem leichten Minus: Vorschnelle Hoffnungen auf eine zügige Lösung der Schuldenkrise verblassen. Die Anleger müssen sich mit einem ganzen Bündel an Unternehmenszahlen befassen. Am Vormittag könnte der ZEW-Index dem Markt eine neue Richtung geben.