Lufthansa streicht 290 Flüge Gewerkschaft nennt Details für Samstag
06.11.2015, 14:11 Uhr
Erst Düsseldorf und Frankfurt, dann ab Samstag in Frankfurt einzelne Verbindungen: Die Flugbegleiter setzen die Lufthansa unter Druck.
(Foto: AP)
Deutschland erlebt den nächsten großen Streik im Flugverkehr: Unmittelbar vor Beginn der einwöchigen Arbeitsniederlegungen kündigt die Gewerkschaft der Flugbegleiter weitere Aktionen an. Die Lufthansa muss Hunderte Flüge streichen.
Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo kündigt unmittelbar vor Beginn der einwöchigen Streikaktion neue Details zum weiteren Vorgehen an: Die Mitglieder der Kabinen-Crews wollen demnach am Samstag in Frankfurt auf ausgewählten Verbindungen die Arbeit ruhen lassen. Ab 6.00 bis 23.00 Uhr werde das Kabinenpersonal dort auf den Kurz- und Mittelstreckenflügen der A320- und 737-Flotte die Arbeit niederlegen, kündigte die Gewerkschaft Ufo an.
Für Freitag hat die Lufthansa am ersten Tag des Flugbegleiter-Streiks bisher 290 Flüge komplett gestrichen, darunter 23 Interkontinental-Verbindungen. Von den vorsorglichen Absagen an den Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf seien 37.500 Passagiere betroffen, teilte die größte deutsche Fluggesellschaft mit. Reaktionen auf die Streikdetails für Samstag stehen noch aus.
Lufthansa kritisierte Ufo erneut für die Streiktaktik mit kurzfristigen Ankündigungen zu Zeit und Ort. Dies mache es für die Fluggesellschaft besonders schwierig, ihre Kunden frühzeitig zu informieren und ihnen alternative Reisemöglichkeiten anzubieten, hieß es. Die neue Taktik, nur ausgewählte Verbindungen zu bestreiken, dürfte die Arbeit an den Sonderflugplänen erschweren.
Gerechnet auf die gesamte Lufthansa-Gruppe entsprechen die 290 bislang ausgefallenen Flüge knapp zehn Prozent der für Freitag geplanten Verbindungen. Die Gewerkschaft Ufo beschränkt ihre Streikaktion allerdings nur auf die Flugbegleiter der Muttergesellschaft Lufthansa, die rund 1800 Verbindungen täglich fliegt. Nicht bestreikt werden Flüge von Air Dolomiti, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Germanwings, Lufthansa CityLine und Swiss. Die Verbindungen dieser Airlines von und nach Frankfurt und Düsseldorf finden wie gewohnt statt, heißt es.
Der Streik begann um 14.00 Uhr
Wie von der Gewerkschaft Ufo am Morgen angekündigt, traten die Flugbegleiter der Lufthansa am frühen Nachmittag an den Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf in den Ausstand. Dort seien die Mitglieder von 14.00 Uhr an bis zum Betriebsschluss gegen 23.00 Uhr zur Arbeitsniederlegung aufgerufen, teilte die Gewerkschaft mit.
Der Flughafen München werde wegen des Endes der Herbstferien in Bayern bis einschließlich Sonntag von dem Ausstand ausgenommen, hieß es. Weitere Einzelheiten für die kommenden Tage würden erst im Laufe des Tages mitgeteilt, hatte es am Morgen geheißen. "Alle Passagiere der Lufthansa müssen damit rechnen, dass ihr Flug kurzfristig ausfällt", erklärte Ufo-Chef Nicoley Baublies die flexible Streiktaktik ohne festgelegte Ankündigungsfristen.
"Großflächige" Flugausfälle
Die Lufthansa rechnete in einer ersten Reaktion bereits mit umfangreichen Auswirkungen des am Nachmittag anlaufenden Streiks der Flugbegleiter. Für gestrandete Umsteiger reservierte die Lufthansa in Frankfurt vorsorglich bereits 2500 Hotelzimmer.
"Lufthansa setzt alles daran, die Auswirkungen möglicher Streiks für ihre Fluggäste so gering wie möglich zu halten und so früh wie möglich die Passagiere zu informieren", teilte das Unternehmen mit. Flugreisende werden gebeten, sich im Internet "frühzeitig vor dem Abflug über den Status ihrer Flüge zu informieren".
Ufo erwartet "handfestes Angebot"
"Wir haben einen achttägigen Streik bis Freitag nächster Woche", stellte Ufo-Chef Baublies fest. "Wie viele Ausnahmen es dabei geben wird, hängt nicht zuletzt vom Verhalten der Lufthansa ab." Die Gewerkschaft sei nicht mehr zu unverbindlichen Sondierungen bereit. "Um den Streik zu unterbrechen, braucht es schon ein handfestes Angebot", betonte der Gewerkschafter. Die Kollegen seien empört über das Verhalten und die Verhandlungstaktik der Lufthansa.
Die Fronten zwischen Konzernführung und Mitarbeiter sind verhärtet: Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erklärte sich solidarisch mit der Arbeitnehmervertretung der Kabinen-Crews. "Diese Streikmaßnahmen zeigen erneut, dass es nicht nur für das Cockpitpersonal, sondern für alle Beschäftigten unmöglich ist, mit der Lufthansa am Tariftisch zu Lösungen zu kommen", erklärte VC-Sprecher Markus Wahl.
"Der Konzernvorstand erweckt den Eindruck, dass er bei seinen Arbeitnehmern nicht mehr an Kompromissen interessiert ist, sondern aus Prinzip die Nichteinigung das Ziel ist", sagte Wahl. "Es scheint, dass alle Lufthanseatinnen und Lufthanseaten enger zusammen rücken müssen, um endlich Gehör zu finden." Die beiden Gewerkschaften stehen demnach "auf Tarifebene" miteinander in Kontakt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts