Usus in der Branche? Nicht nur VW trickst bei Abgaswerten
19.04.2016, 18:47 Uhr
VW muss sich wegen der Abgas-Affäre vor Gerichten verantworten.
(Foto: dpa)
Geschönte Abgaswerte sind in der Automobilbranche offenbar keine Seltenheit. Der Volkswagen-Konzern könnte mit seiner Praxis in guter Gesellschaft sein. Darauf deuten zumindest Untersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamtes hin.
Volkswagen ist nicht alleine: Offenbar ist es auch bei anderen Autoherstellern üblich, Motoren so zu konstruieren, dass der Schadstoff Stickoxid bei niedrigen Temperaturen ungefiltert in die Luft geblasen wird. Das geht aus Recherchen von SZ, NDR und WDR hervor, die sich auf Messergebnisse des Kraftfahrt-Bundesamtes (KFA) berufen.
Die Untersuchung der Behörde fand in Folge der VW-Abgasaffäre statt und erstreckte sich auf Fahrzeuge von Daimler (Mercedes), BMW, VW, Ford, Opel, Renault, Peugeot, Fiat und anderer Konzerne. Dem Bericht zufolge wurden mehr als 50 Fahrzeuge getestet - bei vielen seien gesetzliche Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten worden. Erste Hersteller seien bereits aufgefordert worden, ihre Motoren nachzubessern. Welche Fahrzeuge und Fahrzeughersteller betroffen sind, ist nicht öffentlich geworden.
Die Konzerne berufen sich den Angaben der SZ zufolge auf eine Verordnung der Europäischen Union, die eine zeitweise Abschaltung der Abgasreinigung erlaubt. Das soll angeblich Motorschäden bei niedrigen Temperaturen verhindern. Etliche Autohersteller nutzten die EU-Regel aber, um die Abgasreinigung beispielsweise erst ab zehn oder 20 Grad Außentemperatur laufen zu lassen. "Ein solches Ausmaß hätten wir uns nicht vorstellen können", heißt es aus Regierungskreisen.
Das KBA untersucht, wie hoch der Stickoxid-Ausstoß von Fahrzeugen im Straßenverkehr tatsächlich ausfällt. Bislang haben sich die Behörden innerhalb der EU oft mit Messreihen unter geschönten Bedingungen auf dem Prüfstand begnügt. Die Tests liefen nach Angaben aus Regierungskreisen bei 23 Grad Celsius ab. Jetzt wird auch bei anderen Temperaturen gemessen. Das führt zu teils dramatischen Ergebnissen, die aber bislang unter Verschluss gehalten werden. Das von Alexander Dobrindt geleitete Ministerium will erst genaue Erkenntnisse haben, bevor es an die Öffentlichkeit geht.
Quelle: ntv.de, fma