Weltspitze muss nicht sein VW will nicht mehr ganz nach oben
21.12.2015, 15:08 Uhr
Hoch hinaus? Vielleicht - aber den Kampf um die Weltspitze spart sich VW-Chef Müller lieber.
(Foto: dpa)
Für Ex-VW-Chef Winterkorn war klar: Sein Konzern muss Weltmarktführer werden. Dieser Strategie erteilt Nachfolger Müller eine Absage - weil er sie für sinnlos hält. Statt auf Rekordwerte im Verkauf zu schielen, will Müller bei Boni und Veranstaltungen sparen.
Größter Autobauer der Welt zu werden - für Volkswagen-Chef Matthias Müller ist das kein Ziel mehr. "Ob Nummer eins, zwei oder drei beim Volumen, das ist mir egal", sagte Müller der "Wirtschaftswoche". Das "Schielen auf Stückzahlen und immer neue Verkaufsrekorde" mache aus seiner Sicht wenig Sinn. Damit bricht Müller mit der Strategie seines Vorgängers Martin Winterkorn. Dieser hatte als Ziel ausgegeben, die meisten Autos weltweit zu produzieren, und sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Toyota geliefert.
Mit Blick auf die Krise des Wolfsburger Autobauers sagte Müller dem Magazin weiter, dass VW künftig auf pompöse Veranstaltungen wie die Gala am Vorabend der Genfer Autosalons verzichten wolle: "Etwas mehr Demut und Bescheidenheit steht uns auch hier gut an. Zugleich spart uns das viel Geld, einige Millionen Euro pro Veranstaltung. Bei vier bis fünf derartigen Messen im Jahr kommt da eine erkleckliche Summe zusammen".
"Wir sind eine Familie"
Gleichzeitig sprach sich der VW-Chef für Boni-Kürzungen von Mitarbeitern und Vorständen aus. Neben den Mitarbeitern der Kernmarke VW sollten auch die der Konzerntöchter Audi und Porsche, die einen großen Teil des Konzerngewinns einfahren, auf Bonuszahlungen verzichten. "Wir sind eine Familie, das gilt in guten wie in schlechten Zeiten", sagte Müller der "Wirtschaftswoche".
Der ehemalige Porsche-Chef Müller hatte im September den Konzernvorsitz von Winterkorn übernommen, nachdem der langjährige VW-Vorsitzende im Zuge der Manipulationsaffäre zurückgetreten war. VW hatte vor gut drei Monaten zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Manipulationssoftware eingesetzt wurde, die den Stickoxid-Ausstoß im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Durch Strafen, Rückrufaktionen und Entschädigungen kommen auf den Wolfsburger Konzern Milliardenkosten zu.
Quelle: ntv.de, fma/AFP