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Ungewollt schwanger 68.000 Tote durch Abtreibung

Bei rund 19 Millionen Abtreibungen unter prekären medizinischen Bedingungen sterben jedes Jahr etwa 68.000 Frauen. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch in Genf. In den armen Ländern ist ungeschützter und risikoreicher Sex demnach die zweithäufigste Ursache für Krankheit und Tod. In den reichen Staaten nehmen solche Probleme hingegen Rang neun ein. Die Resultate sind Teil einer globalen Studie, für die die Forscher Daten zum Sexualleben und der Sexualgesundheit der vergangenen zehn Jahre aus 59 Ländern auswerteten. Die Untersuchung erscheint im Medizinjournal "The Lancet".

Jedes Jahr werden laut den Autoren rund 80 Millionen Frauen ungewollt schwanger. 45 Millionen dieser Schwangerschaften enden in Abtreibungen. Fast die Hälfte der Eingriffe werde als medizinisch unsicher eingestuft, hieß es bei der WHO. Zu den zehntausenden Eingriffen, bei denen Frauen sterben, kämen viele Millionen Verletzungen und dauerhafte Behinderungen. "Diese Statistik ist ein fürchterlicher Katalog menschlicher Tragödien", sagte Joy Phumaphi, bei der WHO zuständig für Familiengesundheit. Viele Regierungen schienen unwillig, diese Bedrohung für die Gesundheit zu bekämpfen. Für diese Aufgabe stehe zu wenig Geld zur Verfügung.

In einer weiteren Studie räumen andere Wissenschaftler mit verbreiteten Mythen zum Sexualverhalten auf. Die Annahme, Jungen und Mädchen hätten immer früher Sex, sei - zumindest bei weltweiter Betrachtung - nicht haltbar. In fast allen Ländern erlebten die Jugendlichen ihr "erstes Mal" im Alter von 15 bis 19 Jahren, schreibt eine Gruppe um Kaye Wellings von der Londoner Hochschule für Hygiene und Tropenmedizin.

Demnach haben Mädchen in Afrika im Durchschnitt am frühesten Geschlechtsverkehr - häufig sind sie dann 15 bis 17 Jahre alt. Männer in derselben Region fangen den Daten zufolge später an. Sie verlieren ihre Jungfräulichkeit häufig im Alter von 18 und mehr Jahren. Grund für den Unterschied: Für Frauen in dieser Region sei eine frühe Hochzeit die Norm. Tendenziell heirateten sie dabei ältere Männer, heißt es in der Studie.

Auffällig alt beim ersten Sex seien die jungen Menschen in Schwellenländern. So lag das Durchschnittsalter beim "ersten Mal" in Armenien und Kasachstan bei Frauen und Männern bei 20,5 Jahren.

Im Vergleich von sieben Industrieländern starten britische Männer am frühesten in ihr Sexualleben - sie sind dann im Durchschnitt 16,5 Jahre alt. Ihre Geschlechtsgenossen aus der Schweiz und Norwegen hingegen warten im Schnitt bis zum Alter von 18,5 Jahren. Mädchen warteten ähnlich lange, schreiben die Wissenschaftler. Insgesamt erlebten junge Frauen und Männer in Industrieländern das "erste Mal" in vergleichbarem Alter. Daten aus Deutschland wurden in der Studie nicht berücksichtigt.

Quelle: ntv.de

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