Krisen-Region mit großen Plänen Abchasische Affen auf Mars-Mission
08.02.2010, 14:21 Uhr
Schon zahlreiche Affen sind in den Weltraum geschossen worden.
Das Ziel ist hochtrabend: Ein Versuchsaffe aus dem abchasischen Suchumi soll zum Pionier werden und eine Reise zum Mars antreten. Die Reise würde voraussichtlich 520 Tage dauern.
Das Forschungsinstitut in dem eleganten Seebad am Schwarzen Meer war einst der Stolz der sowjetischen Wissenschaft. Hier in Suchumi mit seinen palmengesäumten Uferpromenaden und prachtvollen Boulevards hatte die Medizin in den 80er Jahren bahnbrechende Erkenntnisse. Heute ist das Institut für experimentelle Pathologie und Therapie, Heim für hunderte Versuchsaffen, in der Hauptstadt der abtrünnigen georgischen Region Abchasien verwahrlost. Ein brutaler Bürgerkrieg, eiskalte Winter und Hunger haben ihre Spuren hinterlassen. Doch die Wissenschaftler haben große Pläne: Einer der Affen soll eines Tages eine Pionierreise zum Mars antreten.
Voller Stolz erinnern sich die Einwohner von Suchumi an die zwei Rhesusäffchen des Instituts, Jeroscha und Drjoma, die 1987 ins All flogen. Das Zentrum, in einem Wald über der Schwarzmeerküste gelegen, ist auch als "Affenkindergarten" bekannt. Wie ein Relikt aus besseren Tagen steht eine Pavianstatue aus der Sowjet-Ära im Hof, umgeben von Unkraut und ausgetrockneten Brunnen. Nun will der Leiter Surab Mikwabija an früheren Ruhm anknüpfen: "Wir planen, in den Weltraum zurückzukehren."
"Viele Affen wurden erschossen"
Der Niedergang des Forschungszentrums begann nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Ein bewaffneter Konflikt um die Abspaltung von Georgien zog eine Phase wirtschaftlicher Isolation nach sich. Hunderte Affen starben oder verschwanden zwischen 1992 und 1993, als sich abchasische Kämpfer Gefechte mit georgischen Truppen um Suchumi lieferten. "Viele Affen wurden erschossen. Sie wurden aus ihren Käfigen befreit und rannten in der Stadt herum", erinnert sich die Institutsangestellte Aldona, die auch als Reiseführerin arbeitet. Andere Tiere verhungerten oder verendeten an Krankheiten.

An Versuchsaffen wird geteste, wie der Körper auf die Bedingungen im All reagiert.
(Foto: REUTERS)
Nur 350 Affen sind heute noch am Leben, vor allem Paviane und Makaken, untergebracht in trostlosen Außenkäfigen. Vor dem Bürgerkrieg lebten allein in Suchumi rund 1000 Tiere, dazu kamen tausende weitere in Außenstellen des Institutes. Ein paar Dutzend Affen werden auch noch in den Bergwäldern vermutet - Nachkommen eines Experiments der 70er Jahre, als Forscher einige Tiere auswilderten.
520 Tage auf Mars-Mission
Inzwischen hätten sich die Lebensbedingungen für die Affen wieder etwas verbessert, sagt Mikwabija, der die Leitung des Zentrums im vergangenen Juli übernahm. Die Futtermischung wurde verfeinert, bald sollen die Tiere in Außengehege mit mehr Auslauf verlegt werden. Grund ist ein regelrechter Investitionsboom vor allem aus Russland, das 2008 als eines der wenigen Länder weltweit die Unabhängigkeit Abchasiens anerkannte.
Das Forschungszentrum führt bereits Vorgespräche wegen einer Marsmission mit der russischen Kosmonautenakademie. Zunächst solle ein solcher Flug simuliert werden, sagt Mikwabija, später dann solle tatsächlich ein Affe an Bord gehen. Dauer einer Marsmission nach Schätzung der europäischen Weltraumagentur ESA: 520 Tage.
Roboter soll sich um Affen kümmern
Sollten die Pläne der Abchasen wahr werden, könnte das Institut bald eine abgeschottete hochmoderne Anlage werden, in der Affen in langer Gefangenschaft für einen Flug zum Roten Planeten trainiert werden. Dabei würden sie von einem Roboter begleitet: "Er wird den Affen füttern und sauber machen", sagt Mikwabija. "Wir werden dem Affen beibringen müssen, mit ihm zu kooperieren."
Dass Affen und Technologie nicht immer reibungslos zusammen arbeiten, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 1987. Damals gelang es Jeroscha bei seinem 13-tägigen Ausflug ins All, eine Hand aus seiner Zwangsjacke zu befreien. Zum Entsetzen der Bodenkontrolle riss sich das Tier dann Sensoren vom Körper und machte sich an Knöpfen zu schaffen. Die Planer sind fest entschlossen, solcherlei Affentheater beim viel längeren und teureren Flug zum Mars zu verhindern.
Quelle: ntv.de, Alexander Osipovich, AFP