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Kampf gegen Alzheimer Algen könnten helfen

Experten aus Sachsen-Anhalt haben in Algen neue Substanzen entdeckt, die nach ihrer Meinung für die Forschung im Kampf gegen Alzheimer wertvoll sein könnten. "Wir stehen noch ganz am Anfang mit unseren Arbeiten, die von uns gefundenen Wirkstoffe haben auch noch keinen Namen", sagt Carola Griehl, leitende Forscherin an der Hochschule Anhalt in Köthen. "Die Entdeckung wurde bei Routinetests an Extrakten der Algenpflanzen Eustigmatos und Scenedesmus gemacht", sagt sie. Eigentlich hätten die Forscher nach Algen gesucht, die für die Produktion von Biodiesel eine Rolle spielen könnten. Die Wissenschaftlerin arbeitet nach eigenen Angaben seit 2002 an der technischen Nutzung von Mikroalgen.

Alzheimer ist eine bislang unheilbare Erkrankung des Hirns, bei der - mit der Folge von Gedächtnis- und Orientierungsstörungen - die Nerven befallen werden. Dabei sind für die fortschreitende Hirnschwäche bestimmte Eiweißablagerungen in den Hirnzellen verantwortlich, sogenannte Plaques. Die bislang auf dem Markt befindlichen Medikamente gegen Alzheimer beeinflussen den Krankheitsverlauf laut Griehl nur kurz.

Umfangreiche Labortests notwendig

Die Idee, potenzielle Wirkstoffe aus Algen zu gewinnen, sei in der Alzheimerforschung ein neuer Ansatz. "Die neuen Wirkstoffe könnten die mit diesen Ablagerungen im Hirn verbundenen Prozesse beeinflussen und damit die Zerstörung von Nervenzellen verhindern", meint der Wissenschaftler und Vorstand der Probiodrug AG, Hans-Ulrich Demuth. Die Hochschule Anhalt arbeitet auf dem Gebiet der Algenbiotechniologie mit der Firma aus Halle zusammen. "Ob sich aus der Algenchemie ein neues Alzheimer-Medikament für Menschen machen lässt, wird sich allerdings erst in mehreren Jahren entscheiden", räumt Demuth ein.

Zunächst müsse in umfangreiche Labortests die pharmakologische Wirkung der Algenextrakte nachgewiesen werden. Danach gehe es in klinischen Studien um die Wirksamkeit beim Menschen. "Das gesamte Entwicklungsverfahren ist sehr teuer und funktioniert deshalb nur mit Partnern aus der Pharmaindustrie", sagt Demuth. Die Entwicklungskosten für ein derartiges Medikament schätzt er auf mehr als 500 Millionen Euro.

Ob diese Forschungsarbeit allein in Sachsen-Anhalt geleistet werden kann, gilt als fraglich. Probiodrug hatte 2008 in der Fachwelt für Aufmerksamkeit mit ihren Forschungen auf dem Gebiet der Alzheimer-Erkrankung gesorgt. Die Firma hatte einen neuartigen experimentellen Wirkstoff entdeckt, der die Entstehung der typischen Eiweiß-Ablagerungen im Hirn bei Labormäusen um 80 Prozent verringerte. Alzheimer ist das häufigste Demenzleiden in Deutschland. Bundesweit rechnen Mediziner mit rund einer Million Demenzkranken, darunter etwa zwei Drittel Alzheimer-Patienten.

Quelle: ntv.de, Thomas Schöne, dpa

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