Rückschlag für Forschung Angeblich HIV-geheiltes Kind wieder krank
11.07.2014, 08:01 Uhr
Humane Immunschwäche-Viren (HIV) unter einem Elektronenmikroskop.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Groß sind die Hoffnungen, als im vergangenen Jahr eine US-Studie die erfolgreiche Beseitigung des HI-Virus bei einem Baby verkündet. Jetzt ist die Krankheit bei dem Mädchen wieder ausgebrochen. Der Befund bedeutet einen schweren Schlag für die Aids-Forschung.
Bei einem zunächst als von HIV geheilt geglaubtem Kind in den USA ist der Erreger erneut nachgewiesen worden. Das Mädchen war die vergangenen beiden Jahre nicht mehr mit Medikamenten behandelt worden, da in seinem Blut keine Spuren des Erregers mehr zu finden waren. Jetzt teilten Ärzte an der Universität von Mississippi mit, dass die Krankheit erneut ausgebrochen sei. Damit erhält die Hoffnung, langfristig eine Therapie für die Immunschwächekrankheit zu finden, einen herben Dämpfer.
"Dies ist natürlich eine enttäuschende Wende für das junge Kind, für seine Ärzte und für die gesamte Aids-Forschung", sagte der Direktor des US-Aidsforschungsinstitutes NIAID, Anthony Fauci. Das als "Mississippi-Mädchen" bekannt gewordene Kind hatte zuvor nach intensiver medikamentöser Behandlung als "funktionell geheilt" gegolten.
Eine Studie zu dem Fall aus dem März 2013 hatte die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass durch eine aggressive Frühtherapie Neugeborene und möglicherweise auch frisch infizierte Erwachsene von HIV geheilt werden könnten. Im Jahr 2012 steckten sich rund 2,3 Millionen Menschen neu mit der Krankheit an; 260.000 davon bei der Geburt oder unmittelbar danach.
Großversuch mit 450 Kindern auf der Kippe
Insofern stellt die Meldung des Wiederausbruchs beim sogenannten "Mississippi-Kind" eine besonders niederschmetternde Nachricht dar. Bei einer Pressekonferenz des National Institute of Health sagte die Leiterin der Pädiatrie der Universitätsklinik von Mississippi, Hannah B. Gay, dass die Neuigkeit einem "Schlag in den Unterleib" gleichkomme, wie die US-Zeitung "New York Times" schreibt. Gay war die erste, die das Mädchen auf die antiretroviralen Medikamente setzte.
Beflügelt von der Hoffnung aus Mississippi hatten Ärzte ein weltweites Programm mit rund 450 Babys starten wollen, deren mit HIV infizierte Mütter vor der Geburt keine Behandlung erhalten hatten. Sie sollten die auch beim Mississippi-Mädchen zur Anwendung gekommene Triple-Therapie durchlaufen, um die Heilungschancen bei einer großen Gruppe von Patienten zu testen. Der Plan sah vor, die Behandlung nach 48 Wochen ohne Nachweis des Erregers einzustellen.
Vor dem Mississippi-Mädchen hatte war erst in einem anderen Fall von einer HIV-Heilung ausgegangen worden. Der Erwachsene Timothy Brown, bekannt geworden als der "Berliner Patient", hatte eine Stammzellentransfusion erhalten, die seine nach intensiver Bestrahlung und Medikamentengabe ausgebrochene Leukämie eindämmen sollte.
Vergangenen März schien es dann einen weiteren Fall von Heilung bei einem Baby in Kalifornien zu geben. Die Ärzte waren in diesem Fall jedoch weniger schnell bereit, von einer vollständigen Beseitigung des Virus zu sprechen als in Mississippi.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa