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Krank trotz Medizin Antibiotikum fördert Erreger

Strengere Hygienevorschriften im Krankenhaus konnten keinen Rückgang der Infektionen mit dem MRSA-Erreger bewirken.

Strengere Hygienevorschriften im Krankenhaus konnten keinen Rückgang der Infektionen mit dem MRSA-Erreger bewirken.

(Foto: REUTERS)

Eigentlich sollen sie gesund machen: Antibiotika wie Ciprofloxacin werden gerade in Krankenhäusern oft verschrieben, um Krankheiten vorzubeugen oder sie zu behandeln. Dass das nicht immer förderlich für die Patienten ist, fand jetzt eine britische Forschergruppe heraus.

Obwohl sie Krankheiten eigentlich bekämpfen sollen, können bestimmte Antibiotika Infektionen mit resistenten Bakterien sogar fördern. Das meldeten jetzt britische Wissenschaftler um die Medizinerin Jodi Lindsay vom St George's College der University of London. Sie hatten entdeckt, dass Infektionen mit einem verbreiteten Erreger in einem Krankenhaus zurückgingen, als der Gebrauch eines Antibiotikums eingeschränkt wurde.

Der Erreger MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus Aureus) kann ernsthafte Infektionen von Haut, Blut, Lungen und Knochen verursachen und ist sehr verbreitet in Krankenhäusern. Die Forscher beobachteten verschiedene MRSA-Untertypen im St-George's Hospital bis 2009 über insgesamt zehn Jahre hinweg und untersuchten, wie sich der Erreger in der Krankenhausumgebung verhielt.

Zahl der Infizierten halbierte sich

Über eine kurze Zeit hinweg bekamen zufällig weniger Patienten das Antibiotikum Ciprofloxacin verschrieben, statt bis zu 100 täglichen Dosierungen auf 1000 belegte Betten wurden in dieser Zeit nur 30 Dosierungen verschrieben. In der gleichen Zeit konnten die Forscher feststellen, dass sich die Zahl der mit dem MRSA-Erreger infizierten Personen von 120 im Monat auf 60 halbierte. In den letzten beiden Jahren der Untersuchungen blieb das Niveau von MRSA-Infektionen niedrig, nachdem die Krankenhausleitung den Gebrauch des Antibiotikums stark reduzierte.

Die Forscher können nicht ausschließen, dass auch andere Faktoren zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Allerdings hatten Tests, etwa mit stärkerer Hygienekontrolle, keine bemerkbaren Auswirkungen auf die Zahl der Infektionen. So konnte weder vermehrtes Händewaschen, besseres Putzen noch ein MRSA-Test der Patienten bei ihrer Ankunft im Krankenhaus großartig etwas gegen den MRSA-Erreger ausrichten - die einzige signifikante Veränderung fällt zusammen mit dem Verzicht auf Ciprofloxacin.

"Überraschenderweise waren nicht Hygiene und Händewaschen die Hauptverantwortlichen für den Rückgang der Infektionen", erklärt die Hauptautorin Jodi Lindsay. "Beides ist zwar wichtig, aber nicht genug, um MRSA zu reduzieren." Die Forschergruppe rät dazu, den Gebrauch von verschiedenen Antibiotika zu überdenken. Ciprofloxacin gehört zu den Fluorchinolon-Antibiotika, die nach Meinung der Forscher alle ähnlich genug arbeiten, um die Ergebnisse auf die ganze Gruppe zu übertragen. Ärzte sollten diese Antibiotika deshalb vorsichtiger und seltener verschreiben.

Quelle: ntv.de, bba

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