Negative Reaktionen der Lunge Antikörper bieten keinen Schutz
12.12.2010, 15:00 Uhr
Kinder sind 2009 seltener von der Schweinegrippe betroffen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Besonders Menschen zwischen 17 und 57 Jahren sind von der Schweinegrippe häufiger betroffen. Forscher finden jetzt heraus, warum gerade in dieser Altersgruppe so schwere Fälle des Typs H1N1 auftreten.
Forscher haben herausgefunden, warum die Schweinegrippe vom Typ H1N1 des Jahres 2009 besonders bei Menschen mittleren Alters so ernste Probleme bereitete. Kinder und ältere Patienten waren bei dem weltweiten Seuchenzug hingegen weniger stark von ernsten oder tödlichen Komplikationen betroffen als erwartet.
Besonders bei Menschen von 17 bis 57 Jahren gab es schwere Fälle. Sie hatten Antikörper gegen die saisonale Grippe im Blut, die mit den neuen Erregern reagierten – aber ohne zu schützen. Dabei kommt es zu Ansammlungen von Antikörpern und viralen Proteinen in der Niere oder den Lungen. Dies führt zu Problemen nach der eigentlichen Infektion mit den Viren, berichtet ein Team um Fernando Polack von der Vanderbilt University in Nashville (US-Staat Tennessee). Die Studie ist im Journal "Nature Medicine" veröffentlicht.
Pandemie und Impfstreit
Die Schweinegrippe vom Typ H1N1 war eines der größten Themen des Jahres 2009. Menschen, die in der Öffentlichkeit niesten oder husteten, wurden argwöhnisch beäugt. Das regelmäßige und gründliche Händewaschen kam in Mode und auch der Mundschutz war plötzlich sehr gefragt. Das Wort Pandemie und der Impfstreit beherrschten wochenlang die Schlagzeilen.
Das Team untersuchte Lungengewebe von Menschen, die an den Folgen der Virusinfektion gestorben waren. Dabei zeigten sich zahlreiche Schäden in dem Gewebe – eine Folge der Immunreaktion. Polack geht davon aus, dass Kinder unter anderem deshalb weniger stark betroffen waren, weil sie bis zum Zeitpunkt der Pandemie von 2009 noch nicht so viel Zeit gehabt hatten, viele verschiedene Antikörper gegen Grippeviren anzusammeln – also auch keine, die negative Reaktionen auslösen können.
Wirksamer Schutz von 1957
Ältere Menschen wiederum hätten seit einer Influenza-Pandemie von 1957 bereits schützende Antikörper im Blut gehabt, erklärt das Team, und seien daher weniger betroffen. Die Gruppe ergänzt, dass es 1952 unter den Todesopfern eine ähnliche Altersverteilung gegeben habe wie 2009. Die seither aufbewahrten Gewebeproben zeigten zudem die gleichen Schäden wie die von 2009. "Unsere Studie liefert eine neue biologische Erklärung für die ungewöhnliche Altersverteilung der ernsten Fälle der Influenza-Pandemie", schreiben die Forscher nun.
Quelle: ntv.de, dpa