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Studie zu Kenias Nationalparksystem Artenvielfalt geht zurück

In den großen Schutzgebieten Kenias geht die Zahl wilder Tiere mit derselben Rate zurück wie außerhalb der Reservate. Das berichtet eine Gruppe um David Western, Professor für Biologie an der University of California in San Diego, im Journal "PLoS One". Es sei das erste Mal, dass ein derart umfassender Blick auf das Nationalparksystem eines Landes und zugleich auf dessen andere Gebiete geworfen wurde, ergänzt Western.

Die Studie beruht auf 270 großen Zählungen der Tiere in Kenia aus 25 Jahren.

Die Studie beruht auf 270 großen Zählungen der Tiere in Kenia aus 25 Jahren.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Seine Studie beruht auf 270 großen Zählungen der Tiere in Kenia aus 25 Jahren. In dem großen ostafrikanischen Land gibt es allein 23 Nationalparks. Deren Grenzen, so zeigte sich, berücksichtigten nicht die Wanderrouten der Tiere. Wenn also das umgebende Land für Landwirtschaft und anderen Nutzen freigegeben werde, würden wichtige Wege und Futterquellen für die Tiere zerstört. "Die Parks in Kenia wurden vor allem dort eingerichtet, wo die Menschen die größten Ansammlungen von Tieren sahen – und das ist typischerweise dann der Fall, wenn sie sich während der Trockenzeit zusammenfinden", erklärt Western.

Geänderte Ökologie

Um Elefanten und andere Tiere vor Wilderern zu schützen, wurde das Verbreitungsgebiet der Tiere auf die Parks eingeschränkt. Das ändert aber die Ökologie in diesen Gebieten, erklären die Wissenschaftler. "Elefanten brauchen viel Platz", erläutert Western. "Sie wandern weit herum. Jetzt aber sind sie auf kleinere Areale eingeschränkt, sie verringern die hölzerne Vegetation und reduzieren insgesamt die Artenvielfalt der Nationalparks. Wir sehen in den kenianischen Parks durchweg einen Wechsel hin zum Grasland." In der Konsequenz gingen Arten verloren, die andere, eher mit Bäumen bestandene Lebensräume brauchten: Giraffe, der Kleine Kudu oder die Impalas (beides Antilopen). In "PLoS One" heißt es, dass die Populationen wildlebender Tiere in Kenia – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Parks – von 1977 bis 1997 um 40 Prozent zurückgegangen sind.

Konkurrenz zwischen Park und Mensch

Weitere Probleme mit Nationalparks: Viele Menschen würden gezwungen, außerhalb dieser Areale zu siedeln. Daher sähen einige Stämme die Parks als eine Bedrohung für ihr Überleben. In der Folge steige die Bereitschaft, Wilderer einzuladen, um die Tiere loszuwerden. "Das verstörendste Resultat unserer Studie ist, dass die größten Parks keinen Schutz vor dem Verlust der wildlebenden Tiere bieten", berichtet Western. "Tatsächlich treten die größten Verluste in den größten Parks auf." Ein großer Park sei viel schwieriger vor Wilderern zu schützen als ein kleiner.

Um die wilden Tiere Kenias von weiteren Rückgängen zu bewahren, so empfehlen die Wissenschaftler, müsste die Regierung die Profite des Ökotourismus mit der lokalen Bevölkerung teilen – auch mit jener außerhalb der Parks. Statt die Gewinne den Reiseveranstaltern, Hoteliers und den Behörden zukommen zu lassen, müsse die Bevölkerung eigene Lodges betreiben, eigene Parkführer aufstellen und sich selbst und aus eigenem Interesse um den Erhalt der Arten kümmern. Wenn es eine enge Verbindung zwischen der Bevölkerung und den Parks gebe, seien die Verluste "viel, viel geringer".

Quelle: ntv.de, dpa

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