Bis zu 3000 Kilometer große Brocken Asteroidenhagel ließ Ozeane verdampfen
31.07.2014, 06:39 Uhr
Als die Erde noch jung war, schlugen mehrere 500 bis 3000 Kilometer große Geschosse ein. Zumindest legen Berechnungen das nahe.
(Foto: imago/CHROMORANGE)
Immer wieder rasen Asteroiden knapp an der Erde vorbei. Im Frühstadium der Erdgeschichte ging das nicht so glimpflich aus. Riesige Himmelskörper krachten auf den Blauen Planeten - und verpassten ihm ein neues Aussehen.
Als junger Planet wurde die Erde offenbar mehrmals von gewaltigen Himmelskörpern mit einem Durchmesser von mehr als 1000 Kilometern getroffen. Die Einschläge ließen während des Hadaikums, dem ersten Kapitel der Erdgeschichte vor etwa 4,5 bis 4 Milliarden Jahren, mehrmals die Ozeane verdampfen und gestalteten wiederholt die gesamte Erdoberfläche um. Das ergibt sich aus Computersimulationen, die mit geologischen Daten von der Erde und vom Mond kalibriert wurden. Die Asteroiden könnten damals alles Leben, was eventuell schon existierte, ausgelöscht haben, schreiben die Forscher um Simone Marchi vom Southwest Research Institute im amerikanischen Boulder im Fachjournal "Nature".
Über die frühe Entwicklung der Erde können Geologen wenig sagen, da es kaum Gestein gibt, das älter als 3,8 Milliarden Jahre ist. Lediglich einige Zirkone, weniger als einen Millimeter große und meist in vulkanisches Gestein eingebettete Mineralien, sind nach Messungen von radioaktiven Zerfallsreihen etwa 4,4 Milliarden Jahre alt. Die Verteilung der Zirkone auf der Erde diente zum Kalibrieren der Computersimulationen. Weitere Vergleichsdaten stammten von der Menge an Metallen wie Gold, Rhenium, Osmium und Ruthenium in bestimmten Gesteinen sowie von Mondgestein.
Widerstandsfähiges Leben

Die Krater auf dem Mond dienten den Forschern als Anhaltspunkte für die Größe der Geschosse, die auf die Erde knallten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Von den Mondkratern schlossen die Forscher auf die Größe der Himmelskörper, die diese Krater verursacht haben. Marchi und Kollegen rechneten diese Einschläge und ihr jeweiliges Alter auf die Erde hoch. Sie variierten die Größe und Menge der Asteroiden und ihre Aufprallgeschwindigkeit und erstellten mithilfe statistischer Methoden ein plausibles Bild vom Bombardement während der ersten 500 Millionen Jahre.
Demnach trafen während des Hadaikums ein bis vier Himmelskörper mit einem Durchmesser von mehr als 1000 Kilometern die junge Erde. Der Größte könnte sogar mehr als 3000 Kilometer gemessen haben. Ferner schlugen den Berechnungen zufolge drei bis sieben Objekte ein, die größer als 500 Kilometer waren.
Die Geschosse brachten vermutlich weltweit sämtliche Ozeane zum Verdampfen, schreiben die Wissenschaftler, Leben entstand trotzdem. "Also war das aufkeimende Leben im Hadaikum vermutlich widerstandfähig gegenüber hohen Temperaturen und es war in der Lage, sich von stabilen Nischen aus, die damals vorhanden waren, auszubreiten."
Da die Erde anfangs nur eine dünne feste Kruste gehabt habe, seien die meisten Himmelskörper vermutlich mit ihr verschmolzen und hätten so zur heutigen Größe unseres Heimatplaneten beigetragen, schreiben die Forscher. Nach ihren Berechnungen haben etwa 17 Objekte rund 99 Prozent der Asteroidenmasse auf und in die Erde gebracht, 90 Prozent der Masse stammten von nur etwa sechs Himmelskörpern. Die Einschläge und das aus den Kratern austretende Magma hätten in den ersten 500 Millionen Jahren womöglich jeden Teil der Erdoberfläche im Durchschnitt bis zu sechs Mal umgestaltet, schreiben die Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, kse/dpa