Kopernikus-Knochen analysiert Astronom hatte helle Augen
11.07.2009, 15:45 Uhr
Die sterblichen Überreste wurden 2005 gefunden.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Der große Astronom Nikolaus Kopernikus hatte vermutlich hellblaue oder hellgraue Augen. Das geht aus der genetischen Analyse seiner Knochen, Haare und Zähne hervor, berichtet ein Team polnisch-schwedischer Forscher. Die Gruppe hatte jene Gebeine untersucht, die 2008 – 465 Jahre nach dem Tod von Kopernikus – dank einer DNA-Analyse eindeutig identifiziert worden waren. Demnach handelte es sich bei den 2005 im Dom in Frombork (Frauenburg) im Norden Polens gefundenen sterblichen Überresten tatsächlich um Kopernikus.
Beisetzung 2010
Menschen ähnlichen genetischen Zuschnitts leben in Rostock, Ulm und Kopenhagen, heißt es in der ausführlichen Analyse der Knochen, die eine Gruppe um Wojciech Branicki vom Institut für Forensik in Krakau vorlegt. Sie ist in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS") nachzulesen. Die Knochen sollen im nächsten Jahr – am Rande der 700-Jahr-Feier von Frombork – feierlich beigesetzt werden.
Nach jahrelanger Suche nach den sterblichen Überresten von Kopernikus war unter einem Altar ein Schädel eines etwa 60-jährigen Mannes ausgegraben worden. Polizeiexperten rekonstruierten das Gesicht des Toten. Wie Historiker feststellten, stimmte das Gesicht mit den Porträts von Kopernikus (1473-1543) überein. Die Studie in "PNAS" beendet nun auch wissenschaftlich-offiziell eine mehr als 200-jährige Suche. Dass Kopernikus nach seinem Tod 1543 im Dom zu Frombork beerdigt wurde, war unstrittig. In der Kirche gibt es jedoch mehr als 100 Gräber, viele von ihnen ohne Namen.
Hilfreicher Haartest
Bereits Napoleon befehligte eine Suche nach den Resten des Astronomen, der als einer der größten Forscher der Geschichte gilt. Er schuf das sogenannte heliozentrische Weltbild, das statt der Erde die Sonne ins Zentrum unseres Planetensystems rückte ("kopernikanische Wende"). Der genetische Nachweis, dass es sich wirklich um Kopernikus handelt, gelang mit Hilfe eines in der Universitätsbibliothek in Uppsala (Schweden) aufbewahrten Buches, das Kopernikus jahrelang benutzt hatte. Darin wurden Haare gefunden, deren DNA mit jener aus dem Schädel identisch ist. Die Forscher konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf die sogenannte mtDNA, die in den Mitochondrien vorkommt. Diese winzigen Kraftwerke der Zellen werden nur von der Mutter an die Nachkommen weitergeben, sie eignen sich gut für Herkunftsnachweise. In einer Datenbank, die viele solcher Sequenzen aus Europa speichert, fanden sich vier Sequenzen, die jener von Kopernikus in einigen Eigenschaften ähneln, eben jene aus Rostock, Ulm und Kopenhagen. Ebenfalls aus den Genen lässt sich herauslesen, dass Kopernikus mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent blaue oder graue Augen hatte.
Der Analyse zugrunde liegen Proben aus drei Zähnen, Knochen und den Haaren aus dem alten Buch. Die DNA wurde mit größter Sorgfalt und in gleich drei Laboren parallel isoliert – die winzigen Proben sind schließlich einzigartige Dokumente aus der Vergangenheit. Um eine Kontamination der historischen mit aktueller DNA zu vermeiden, waren alle Beteiligten in dicke Schutzkleidung gehüllt und mit Atemschutzmasken ausgestattet – schon ein Molekül von ihnen könnte anderenfalls die Resultate verzerren.
Quelle: ntv.de, dpa