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Afrikanische Tiere Auf Treibgut in die Neue Welt

Wenn sich auf verschiedenen Kontinenten Populationen verwandter landlebender oder Süßwasser-Tiere finden, lässt sich das mit zwei Mechanismen erklären: Die Wesen lebten einst auf einem Erdteil, dessen Teile später auseinanderdrifteten – oder sie verbreiteten sich über das Wasser hinweg. Für eine Unterordnung der Reptilien haben Wissenschaftler nun nachgewiesen, dass afrikanische Tiere Amerika vor rund 40 Millionen Jahren auf Treibgut erreicht haben müssen. Diesen Schluss legten genetische Untersuchungen bei so genannten Doppelschleichen nahe, berichten die Forscher um Nicolas Vidal von der Pennsylvania State University.

Alte Theorie nicht mehr haltbar

Zuvor war angenommen worden, die Tiere hätten sich ausschließlich bei der Trennung Südamerikas von Afrika vor 100 Millionen Jahren auf beiden Landschollen verteilt. Die Wissenschaftler hatten die Verwandtschaft der verschiedenen Arten untersucht, indem sie einzelne Gene auswählten und prüften, ob und wie sehr sich diese bei den verschiedenen Spezies gleichen. Aus den Daten errechneten sie einen Stammbaum der Doppelschleichen. Demnach ähnelt eine Gruppe der Doppelschleichen, die Cadea auf Kuba, nicht den anderen Arten der Region, sondern bildet eine eigene Linie, die am ehesten noch Tieren der Mittelmeerregion gleicht. Zuvor sei bereits für einen Gecko Kubas nachgewiesen worden, dass sein nächster Verwandter in Europa zu finden ist, erläutern die Forscher.

Zudem ließen sich einige genetische Unterschiede der Doppelschleichen-Arten lediglich um 40 Millionen Jahre zurückdatieren. Zu dieser Zeit seien Südamerika und Afrika aber bereits von einem 3500 bis 6000 Kilometer breiten Atlantik getrennt gewesen, schreiben die Forscher. Da die Tiere unmöglich so weit schwimmen konnten, komme nur die monatelange Drift auf Treibgut aus Pflanzenmaterial infrage. Mindestens einmal seien Doppelschleichen auf diese Weise in die Neue Welt gelangt.

Wenige ähnliche Fälle

Bei landlebenden Wirbeltieren seien bisher nur sehr wenige Fälle für solche ozeanüberspannenden Reisen bekannt, betonen die Forscher. Der Nachweis einer solchen Drift bei den Doppelschleichen sei besonders bemerkenswert, da es sich um grabende, in der Erde lebende Tiere handele. Die meist 20 bis 30 Zentimeter langen Doppelschleichen (Amphisbaenia) sind eine Unterordnung der Reptilien, zu der etwa 165 Arten gerechnet werden. Das Aussehen der unterirdisch lebenden, meist beinlosen Tiere erinnert an Regenwürmer. Doppelschleichen gibt es vor allem in Afrika, Südamerika und in der Karibik – rund 150 Arten leben dort – aber auch in Nordamerika im Nahen Osten sowie in Europa. Auf dem Speiseplan der Tiere stehen vor allem Würmer, Insekten und deren Larven.

Quelle: ntv.de

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