Roboter als Kakerlaken Beeinflusstes Verhalten
27.11.2007, 10:42 UhrIn eine Kakerlaken-Gruppe integrierte Miniroboter können das gemeinschaftliche Verhalten der Tiere beeinflussen. Die Maschinen hätten die Insekten in einen Schutzraum gelenkt, den sie ohne die Beeinflussung durch die Blechgefährten nicht als Unterschlupf gewählt hätten, schreibt eine Gruppe belgischer, französischer und schweizerischer Forscher im Journal „Science“. Derartige Maschinen könnten künftig dazu genutzt werden, bei Tiergruppen neue Verhaltensmuster einzuführen oder bestehende zu verändern. „Tiergesellschaften könnten eines der ersten biologischen Systeme sein, bei denen autonom arbeitende Kunstprodukte mit natürlichen Individuen kooperieren, um Probleme zu lösen.“
Die Wissenschaftler um Jos Halloy von der Universit Libre de Bruxelles hatten Roboter entwickelt, die mit zirka drei Zentimetern etwa so groß waren wie Amerikanische Schaben (Periplaneta americana). Die eckigen Kistchen bewegen sich auf Rädern, Infrarot-Sensoren ersetzen die Fühler. Dank eines Duftcocktails aus Kakerlaken-Molekülen – auf Filterpapier aufgetragen und auf die Roboter geklebt – akzeptierten die Insekten die Maschinen.
Die autonomen Roboter waren auf das Verhalten von Schaben programmiert: Wie diese suchten sie Schutz an möglichst schattigen Plätzen und orientierten sich am Tun ihrer Gefährten. So blieben sie an einem Platz, wenn dieser dunkel war und sich andere Tiere in der Nähe befanden. Andernfalls sorgte ein Zufallsgenerator dafür, dass die Kästchen zu einem anderen Platz rollten. Die gemischte Gruppe aus zwölf echten und vier künstlichen Kakerlaken wurde in eine runde Arena gesetzt, in der zwei Plastikscheiben mit je 15 Zentimetern Durchmesser Schatten spendeten.
Waren beide Schirme gleich dunkel, versammelten sich die Schaben nach dem Zufallsprinzip unter einem von ihnen. Spendete dagegen ein Schirm etwas mehr Schatten, wählte die Kakerlaken-Gemeinde in fast drei Vierteln der Fälle diesen als Zuflucht aus. Anschließend veränderten die Wissenschaftler die Programmierung der Roboter, die daraufhin hellere Schutzräume bevorzugten. Nun suchte die gemischte Gruppe nicht in einem Viertel der Fälle den helleren Unterstand auf, sondern in 61 Prozent. Die Roboter seien keine „Anführer“, sondern ganz normale Gruppenmitglieder, die an der gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung teilhätten, schreiben die Forscher. Der Ansatz solle nun dazu genutzt werden, auch höher organisierte Tiere mit Hilfe von Roboter-Artgenossen zu beeinflussen. Dies ermögliche zum Beispiel, die Ursprünge und Gesetzmäßigkeiten sozialen Verhaltens zu analysieren.
Quelle: ntv.de