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Krabbeln muss es Bei Bienen angekommen

Was krabbelt, kreucht und fleucht interessiert Jürgen Tautz brennend. Möglichst klein sollten die Tiere sein, dann stoßen sie bei dem Würzburger Wissenschaftler auf Interesse. Dass sich der bekannteste Bienenexperte Deutschlands früher eher Schmetterlingsraupen, Ameisen oder Fröschen gewidmet hat, ist durch seine gut 20 Jahre dauernde Arbeit mit Honigbienen vielen nicht bekannt. "Die Bienen sind die längste Phase bis jetzt. Ich habe das Gefühl, dabei bleibe ich jetzt", sagt der 59-jährige Professor, der seit 18 Jahren am Biozentrum der Universität arbeitet und 2004 den Verein Bienenforschung und die "BEEgroup" des Biozentrums gründete.

Zunächst wollte der gebürtige Hesse Gymnasiallehrer werden. Er studierte Biologie, Geografie und Physik in Darmstadt und schrieb das Staatsexamen. "Bei der Doktorarbeit habe ich die Kurve bekommen", berichtet der dreifache Vater. Denn mit der Dissertation über Wespen und Schmetterlingsraupen habe er "Blut geleckt" am wissenschaftlichen Arbeiten. "Danach kam ein tropischer Laubfrosch, der Laute macht wie ein Vogel", schildert Tautz. Es folgten Arbeiten zu Fischen, Krebsen und verschiedenen Insekten.

St ändig etwas Neues anfangen

"Man gilt schnell als sprunghaft, wenn man nicht bei einer Sache bleibt", berichtet der emsig arbeitende 59-Jährige über seine Erfahrung mit Kollegen. Doch sein unnachgiebiger Entdeckerdrang bringe ihn immer wieder dazu, sich anderen Kleinstlebewesen zuzuwenden. Etwa 20 völlig unterschiedliche seien es bisher gewesen. "Es muss diese Forschertypen geben, die leichtsinnig genug sind, ständig etwas Neues anzufangen."

Von den Honigbienen scheint Tautz nicht mehr loszukommen. In seinem Büro stapeln sich Bienenbücher, Bienenzeitschriften, Bienenbilder. Titelseiten von Zeitschriften mit Bienenmotiven säumen die Wände; in den Magazinen geht es oft um seine Arbeit. Im Garten zu Hause in Waldbrunn bei Würzburg kümmert sich der Zoologe um fünf Bienenvölker. Zusammen mit Frau Rosemarie - das Paar ist seit 28 Jahren verheiratet - betreut der Wissenschaftler zudem einen Hund, eine Katze, Kaninchen und Fische. "Bei uns ist die Arche Noah vertreten." Wenn Zeit bleibt, geht es aber auch mal ohne Tiere. In seiner kleinen Werkstatt fertigt Tautz Bumerangs. "Das ist eines der kompliziertesten Fluggeräte. Ein Hubschrauber ist nichts dagegen."

Zu den Bienen kam der Wahl-Unterfranke nur zufällig. Ein Schüler des Medizin-Nobelpreisträgers Karl von Frisch (1886-1982), der Würzburger Zoologe Martin Lindauer (1918-2008), schenkte Tautz einst ein Bienenvolk. "Meine Frau war entsetzt, ich war entsetzt", erinnert er sich. Von Neugier getrieben und bequem vom Liegestuhl aus beobachtete Tautz schließlich die Insekten. "Danach habe ich angefangen, Bücher zu lesen." Da sich seine Beobachtungen teils von der Lehrmeinung unterschieden hätten, habe er Mitte der 90er Jahre erste Bienen-Projekte angeschoben.

Probleme von Regenwürmern interessiert keinen

Heute hat Tautz in seiner "BEEgroup" etwa 20 Menschen versammelt, die seine Begeisterung für die Honigbiene teilen. Mittlerweile kann der leidenschaftliche Wanderer auf international beachtete Forschungsergebnisse verweisen, zum Beispiel, dass Bienen eine besondere Art der Völkerverständigung entwickelt haben: Asiatische Honigbienen können innerhalb weniger Wochen die tänzerische Sprache ihrer weit entfernten europäischen Verwandten erlernen. Über den Tanz tauschten sie Informationen über neu entdeckte Orte wie Futterplätze, Wasser oder neue Nistmöglichkeiten aus.

Dass die Bienen-Forschung ihn immer noch reizt, habe mehrere Gründe, sagt Tautz. Die Insekten gelten seinen Worten nach als Schlüsselorganismen. Sterben viele Völker, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass die Umwelt aus den Fugen gerät. "Ich könnte auch über die Umweltprobleme an Regenwürmern erzählen, aber das interessiert niemanden."

Quelle: ntv.de, Angelika Röpcke, dpa

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