Dramatisches Massensterben Beizmittel vergiftet Bienen
16.05.2008, 19:18 UhrPflanzenschutzmittel ist nach Überzeugung von Wissenschaftlern schuld am dramatischen Massensterben der Bienen in Baden-Württemberg. Aus den Auswertungen des Julius Kühn-Instituts könne "eindeutig" geschlossen werden, dass die Bienen durch Abrieb des Wirkstoffs Clothianidin vergiftet wurden, teilten die Experten in Braunschweig mit. Bis auf eine Ausnahme sei bei allen 30 untersuchten Proben eine Kontaktgiftwirkung nachgewiesen worden. Damit stützen die Forscher die Vermutungen der Imker, die das Säen des mit Clothianidin behandelten Saatguts für den Tod der Bienen verantwortlich machen.
Maissaatgut wird seit längerem mit Pflanzenschutzmitteln gebeizt, das den für Menschen ungiftigen Wirkstoff Clothianidin enthält. Dadurch kann das Gut vor schädlichen Insekten wie Drahtwürmern und Fritfliegen geschützt werden. Während das Mittel nach Institutsangaben normalerweise nur auf kleineren Flächen genutzt wird, drillen die Baden-Württemberger und Bayern nach dem Auftreten des Maiswurzelbohrers die komplette Maisanbaufläche mit stärker gebeiztem Saatgut.
Die Analysen bestätigten "einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den gefundenen toten Bienen und dem Beizmittel", teilte das Institut mit. Die in Braunschweig untersuchten Proben stammen von Bienen und Pflanzen aus der Rheinebene in Baden-Württemberg, einige wenige auch aus dem Raum Passau (Bayern). "Bisher gibt es keine Hinweise auf Schadensfälle in anderen Bundesländern", teilte das Institut mit.
Die Wissenschaftler gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass "die Beizung nicht immer mit der erforderlichen Qualität erfolgt sein könnte". Dadurch könne während der Aussaat ein erhöhter Abrieb aufgetreten sein, hieß es. Es sei zudem möglich, dass das Pflanzenschutzmittel durch Wind auch "weitaus stärker als bekannt" benachbarte blühende Pflanzen wie Löwenzahn, Raps oder Obst belastet hat. "Ob Honig mit dem Wirkstoff belastet worden sein kann, ist noch unklar", teilte das Institut mit. Dies werde derzeit in Baden- Württemberg untersucht.
Quelle: ntv.de