Wenn Biosprit, dann aus Cellulose Besser für Klima und Gesundheit
15.02.2009, 15:23 UhrWenn der Mensch das herkömmliche Benzin durch Biosprit ersetzen will, sollte er auf Alkohol aus Cellulose zurückgreifen. Dies sei sowohl klima- als auch gesundheitsfreundlicher, berichten Forscher um David Tilman von der University of Minnesota in St. Paul (USA) in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Die Gruppe hatte untersucht, welche Folgen für das Klima und den Menschen der Einsatz und die Produktion von drei verschiedenen Kraftstoffen haben: Zuerst herkömmliches Benzin, dann Ethanol aus Maisstärke und schließlich Ethanol aus Holz (Cellulose).
Treibstoffe brauchen Energie
Benzin stammt aus Rohöl - dessen Verfeuerung ist eine der Hauptursachen des Klimawandels. Für den zweiten Kraftstoff wird - vor allem in den USA - stärkehaltiger Mais vergoren, der damit nicht mehr für die Ernährung zur Verfügung steht, das ist einer der Hauptkritikpunkte daran. Ausgangspunkt für den dritten ist Cellulose, das stabile Grundgerüst der Pflanzen. Ein für Verbrennungsmotoren nutzbarer Kraftstoff entsteht daraus, wenn sie mit Hilfe von Enzymen und Hitze in ihre Zucker-Bausteine zerlegt wird und sich diese durch Gärung weiter in Ethanol zerteilen. Zur Produktion aller Treibstoffe wird wiederum Energie benötigt.
Weniger Feinstaub
Sowohl bei der Herstellung als auch beim Verbrennen werden Kohlendioxid (CO2) und Feinstaub frei - winzige Partikel kleiner als 2,5 Tausendstel Millimeter, die die Gesundheit des Menschen auf vielfache Weise schädigen, etwa die Lungen. Auch auf diese Weise verursacht jeder Treibstoff - indirekt - Kosten für die Gesellschaft, etwa in Form von Behandlungskosten und damit Beiträgen für die Krankenkassen.
Die zusammengefassten Gesundheits- und Umweltkosten betragen 0,71 US-Dollar pro Gallone Benzin (0,14 Euro pro Liter), haben die Forscher nun berechnet. Die gleiche Menge Ethanol aus Mais schlägt mit 0,71 bis 1,45 Dollar zu Buche, abhängig vom verwendeten Verfahren. Beim Ethanol aus Cellulose sind es 0,19 bis 0,32 Dollar pro Gallone, heißt es in "PNAS". Die Kostenvorteile des Cellulose-Sprits gehen dabei zum Teil aufs Vermeiden von Feinstaub zurück. Tilman und seine Kollegen werben dafür, künftig auch die nicht unmittelbar sichtbaren Gesundheitsfolgen von Biotreibstoffen zu berücksichtigen.
Hintergrund: Nachhaltigkeit
Bei allen Überlegungen zu alternativen Kraftstoffen kommt es darauf an, auf Nachhaltigkeit zu achten. Ein besonders schlechtes Beispiel sind viele Palmöl-Plantagen in Indonesien, für die intakte Wälder weichen mussten. Ausgangsmaterial für Cellulose-Ethanol können Gräser, Holzreste, Stroh und vieles andere mehr sein. Eine effektive Energiepflanze ist die Rutenhirse. Es zeigte sich, dass die Pflanzen rund 540 Prozent mehr Energie lieferten als für den Anbau und ihre Weiterverarbeitung zu Ethanol nötig waren. Das berichtet eine Gruppe um Ken Vogel von der Universität Nebraska in Lincoln (USA), ebenfalls in "PNAS".
Zehn Farmer hatten das mehr als zweieinhalb Meter hohe Gras auf Flächen zwischen drei bis neun Hektar fünf Jahre lang in mehreren US-Bundesstaaten anbauen lassen. Bei den Pflanzungen wurde über den Verbrauch von Treibstoff, Dünger, Saatgut und den übrigen Arbeitsaufwand genau Buch geführt. Würden für die Rutenhirse hingegen intakte Wälder gerodet, gingen die Vorteile schlagartig verloren.
Quelle: ntv.de