Französischer Rotwein Besser für's Herz
05.10.2006, 17:00 UhrFranzösischer Rotwein schützt das Herz angeblich besser als deutscher. Französische Weine hätten einen deutlich höheren Anteil an herzschützenden Substanzen wie Flavonoiden oder Polyphenolen, berichteten Herzspezialisten auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Nürnberg. Sie wirkten deshalb stärker vorbeugend gegen Arterienverkalkung als deutsche Rebsorten. Auch Traubensaft und Weißwein hätten keinen großen Effekt, erläuterten die Experten.
Eine wesentliche Rolle für den Gefäßschutz spielen Pflanzenstoffe, die die Stickstoffmonoxid-Ausschüttung in den Adern erhöhen, wie Ulrich Förstermann von der Universität Mainz erläuterte. Stickstoffmonoxid (NO) wirke gefäßerweiternd und verhindere sowohl die Verklumpung von Blutplättchen als auch die Einwanderung von Entzündungszellen in die Gefäßwand. Jede Verminderung der NO-Konzentration in den Adern trage zu einer Beschleunigung der Gefäßverkalkung bei.
Im Experiment reagierten Zellkulturen höchst unterschiedlich auf Weine verschiedener Herkunft oder reinen Alkohol, wie Förstermann berichtete: "Französische Rotweine konnten die NO-Freisetzung in manchen Fällen vervierfachen, bei den untersuchten deutschen Weinen zeigte sich nur ein geringer Effekt, bei reinem Alkohol gar keiner."
Der gefäßschützende Effekt dürfte aber auch auf andere als französische Weine zutreffen. "Jeder Wein, der viele Flavonoide und andere herzgesunde Inhaltsstoffe enthält, könnte zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen führen. Das gilt unter anderem für kalifornische, italienische und südafrikanische Sorten", erläuterte Förstermann. Einer der wichtigen Pflanzenstoffe in diesem Zusammenhang sei das Resveratrol, der sich vor allem in der Schale und den Kernen von Weintrauben finde, weniger im Fruchtfleisch. Deshalb seien auch beim Genuss von Traubensaft und Weißwein nicht dieselben herz- und gefäßschützenden Effekte zu beobachten wie bei moderatem Rotweinkonsum.
Die Kardiologen wollen sich auf dem Kongress auch mit der Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln wie etwa Vitaminpillen beschäftigen. "Patienten geben für frei verkäufliche Ergänzungsstoffe genauso viel Geld aus, wie sie über ihre Krankenkassenbeiträge an verordneten Medikamenten bezahlen", unterstrich Tagungspräsident Andreas Mügge. Vitamine hätten neuen Studien zufolge jedoch keinen herzschützenden Effekt, hieß es. "Für viele überraschend stellte sich heraus, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin E keinen Vorteil zu bringen scheint, sie kann sogar für Patienten mit Herzschwäche ein Nachteil sein", sagte Mügge. An der bis zum Samstag dauernden Tagung nehmen rund 2.000 Ärzte teil.
Quelle: ntv.de