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Sterben durch Milben und Pestizide Bienen finden nicht mehr zurück

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In einem Bienenstock herrscht reges Treiben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Massenhaft sterben Bienen und Hummeln. Ursachen können zum Beispiel aggressive Milben sein - aber auch Pestizide, wie Studien zeigen. Die Orientierung der Tiere wird durch die Gifte gestört. Bienen finden nicht mehr zu ihrem Stock zurück und müssen sterben.

Pestizide können nach neuen Studien eine der Ursachen für das dramatische Bienen- und Hummelsterben sein. Das bekräftigen zwei Untersuchungen im Fachjournal "Science". Die beiden Experten-Teams erforschten die Wirkung von Neonicotinoiden. Diese Gruppe gängiger Insektizide ist in zahlreichen Ländern im Einsatz.

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Eine Arbeitsbiene wird ungefähr 45 Tage alt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wissenschaftler aus Frankreich entdeckten, dass das Gift die Orientierung der Bienen stört: Die Tiere finden den Weg zu ihrem Volk nicht mehr. Ein Team aus Großbritannien entdeckte, dass Hummelvölker nach der Behandlung mit den Insektiziden stark ausgemerzt waren.

"Einige Hummelarten sind enorm zurückgegangen. Beispielsweise in Nordamerika sind manche Arten mehr oder weniger komplett vom Kontinent verschwunden", schreibt der britische Forscher Dave Goulson von der schottischen Universität in Stirling. In Großbritannien seien bereits drei Arten ausgelöscht.

Anzahl der Königinnen nimmt ab

Goulsons Team setzte Hummelvölker dem Insektizid Imidacloprid aus. Die Dosis war jener ähnlich, der die Tiere in der Natur begegnen. In einer geschlossenen Umgebung hausten die Hummeln sechs Wochen lang unter natürlichen Bedingungen. Zu Beginn und am Ende des Experiments wogen die Forscher die Nester mit dem gesamten Inhalt: Hummeln, Wachs, Honig, Larven und Pollen. Die belasteten Kolonien waren im Durchschnitt acht bis zwölf Prozent kleiner als die Kontrollgruppe.

Außerdem entdeckten Goulson und seine Kollegen, dass die behandelten Hummeln etwa 85 Prozent weniger Königinnen hervorgebracht hatten. Dies sei ein wichtiger Punkt: Die Zahl der Königinnen beeinflusse die Zahl der neuen Nester im kommenden Winter.

Bienen werden orientierungslos

Mickael Henry forscht am Nationalen Institut für Agrar-Forschung in Avignon (Frankreich). Er und sein Team klebten winzige Mikrochips an die Körper der Versuchs-Bienen. Einige der kleinen Tiere kamen in Kontakt mit dem Insektizid Thiamethoxam. Diese Bienen starben zwei- bis dreimal häufiger weit entfernt von ihrem Nest als die Tiere ohne Gift. Das Insektizid habe die Orientierung der Bienen gestört.

Die Daten aus den Mikrochips nutzten die Forscher, um Flugrouten zu berechnen. Offenbar hatten die belasteten Bienen irgendwann eine Entfernung erreicht, von der aus es schwierig war, zurückzufinden.

Milben sind weitere Bedrohungen

Nicht nur Insektizide bereiten Experten Sorge. Die aggressive Varroamilbe (Varroa destructor) gilt als größter Feind der Honigbiene. Sie beißt sich an den Insekten fest, wie ein Blutegel bei Säugern - aber mit dramatischerer Wirkung. Durch die milden Temperaturen im vergangenen Jahr waren die Milben laut Experten sehr lange aktiv und verstärkten so ebenfalls das Bienensterben.

Der Leiter des Instituts für Bienenkunde Oberursel, Bernd Grünewald, hatte in einem Gespräch betont, dass sich der Tod von fast 300.000 Bienen-Völkern im vergangenen Winter in Deutschland auch auf die Landwirtschaft auswirke. "Die Biene ist unser wichtigster Bestäuber. Wenn es weniger Völker gibt, bekommen wir Bestäubungsprobleme für Raps und viele Obstsorten."

Quelle: ntv.de, dpa

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