Wissen

Unsichere Zukunft der Imkerei Bienen in Gefahr

Rind, Schwein und Honigbiene - das sind aus Sicht der deutschen Imker die drei wichtigsten Nutztiere der Landwirtschaft. Zum Spitzentrio gehöre die Biene nicht wegen der rund 25.000 Tonnen Honig, die hierzulande pro Jahr produziert werden, sondern weil sie die Pflanzen in Natur und Landwirtschaft bestäube, betont der Deutsche Imker Bund (D.I.B.) zu seinem 100. Jubiläum am Wochenende in Frankfurt. Auf rund zwei Milliarden Euro pro Jahr summiere sich der volkswirtschaftliche Nutzen der Insekten.

Noch geht es den Bienen in Deutschland gut, die Honigernte war in diesem Jahr nach Aussagen der Imker passabel bis gut - die Zukunft aber ist völlig ungewiss. Bienenmangel könnte für die Landwirtschaft zum Problem werden, fürchten Imker und Wissenschaftler. Geringes Interesse bei jungen Leuten hat die Zahl der Imker auf rund 81 000 schrumpfen lassen, halb so viele wie noch vor 50 Jahren. Auch die Zahl der Bienenvölker halbierte sich in dieser Zeit auf 720.000. Außerdem hat sich die Haltung von Honigbienen, die in Deutschland fast ausschließlich als Hobby betrieben wird, in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr in die Nähe von Großstädten verlagert. Auf dem Land fehlen Imker, kaum noch ein Landwirt hält selbst Bienen.

Gehe das so weiter, würden die Bauern das bald an sinkenden Erträgen spüren, betonen die Imker. Ohne Honigbienen sinke der Ertrag von Raps um 30 bis 40 Prozent, sagt der Präsident des Imker Bundes, Anton Reck. Viele andere Agrarpflanzen wie Sonnenblumen, Klee oder Obstbäume seien ebenso abhängig von der Arbeit der Bienen wie die meisten heimischen Wildpflanzen. "Die Bestäubungsleistung ist kaum erfassbar." Für einzeln lebende Wildbienen und andere Insekten sind die bewirtschafteten Flächen viel zu riesig, als dass sie komplett bestäubt werden könnten.

Bezahlt wird der Dienst der Bienenvölker im Allgemeinen nicht - nur in großen Obstanbaugebieten wie im Alten Land bei Hamburg oder am Bodensee werden zur Blütezeit "Bestäubungsprämien" von 20 bis 30 Euro pro Bienenvolk gezahlt. Ganz anders in den USA: Dort kassieren die Imker mehr Geld für die Bestäubung als für den Honig. "Mehr Bienen aufs Land" fordert Ralph Büchler, Leiter des Bieneninstituts im hessischen Kirchhain. Die Bienenhaltung trage zum Gemeinwohl bei und verdiene deshalb mehr Zuwendung und auch öffentliche Unterstützung.

Neben der sinkenden Zahl der Imker drohe noch eine weitere Gefahr, sagt Büchler. Der Streit um die sogenannte grüne Gentechnik könne zur Existenzbedrohung für die Bienen werden. Die Insekten unterscheiden nicht zwischen gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen - und würden den Pollen transgener Pflanzen kilometerweit verbreiten. Auch auf weit entfernte Felder ökologisch wirtschaftender Bauern könnten die Bienen die Pollen tragen.

Abstände von einigen hundert Metern um die Felder - wie vom Gentechnik-Gesetz vorgesehen - reichten nicht aus, um dies zu verhindern, sagt Bienenforscher Küchler: "Die Bienen werden die muntersten Überträger sein." Dies sei bei der Formulierung des Gesetzes völlig ignoriert worden. Es bestehe die Gefahr, dass niemand mehr die Pollenüberträger in der Nähe haben wolle, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen wie Raps großflächig angebaut würden.

Vorerst versuchen die Imker vor allem, ihr eigenes Nachwuchsproblem zu lösen. Um Frauen gezielt für die Imkerei zu gewinnen, hat der Imker Bund 2008 zum "Jahr der Frau" ausgerufen. "Das wird höchste Zeit", findet Bienenforscher Büchler. Bisher liegt der Anteil der Frauen unter den Mitgliedern des Imker Bundes bei unter fünf Prozent. "Das ist durch nichts zu begründen", sagt Büchler. Das Interesse der Frauen sei groß, ihr Anteil bei Lehrgängen steige, und sie hätten sich als besonders einfühlsame und aufmerksame Imker bewiesen.

Sabine Ränsch, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen