Konkrete Forderungen Bischöfe gegen Klimawandel
27.09.2006, 15:37 UhrDie katholische Deutsche Bischofskonferenz hat die Bundesbürger zu mehr Klimabewusstsein aufgerufen und steuerliche Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs empfohlen. Der globale Klimawandel sei mit größter Wahrscheinlichkeit zu einem wesentlichen Teil menschengemacht, sagte der Vorsitzende, Karl Kardinal Lehmann, bei der Herbstvollversammlung der katholischen Oberhirten in Fulda.
Daher sei neben der Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen eine Verhaltensänderung jedes Einzelnen nötig. "Die nationale und internationale Politik ist ebenso in der Pflicht wie die internationalen Organisationen und die Wirtschaft", sagte Lehmann.
Er begrüße, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel den Klimaschutz zu einem zentralen Thema der deutschen EU- und G8-Präsidentschaft machen wolle, sagte Lehmann. Der Kardinal forderte zudem, dass Staaten wie die USA, Australien und China sowie die Schwellenländer in internationale Vereinbarungen zum Klimaschutz einbezogen werden. Das Klimaprotokoll von Kyoto sei ein wichtiger, aber unzureichender Schritt gewesen.
Energieeffizienz, Energiesparen und die stärkere Förderung erneuerbarer Energien empfehlen die von der Bischofskonferenz beauftragten Experten in einem Text zum Klimawandel, den die Theologen in Fulda vorstellten. Preisinstrumente insbesondere in Gestalt von Energie- oder Klimasteuern seien ein gute Maßnahme, um die Sensibilität für den Wert von Energie zu erhöhen. "Damit kann man das Verhalten anreizen, weniger zu brauchen", sagte Lehmann.
Die Menschheit und mit ihr alles Leben auf der Erde sei in hohem Maße von der Gunst des Klimas abhängig, sagte der Mainzer Kardinal. Die in den vergangenen Jahren verstärkt auftretenden extremen Wetterphänomene wie Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Tsunamis allerdings träfen verstärkt die Armen, sagte der Freiburger Weihbischof Bernd Uhl, der Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen ist.
Der globale Klimawandel erweise sich daher als umfassendste Herausforderung für die Schöpfungsverantwortung, für Gerechtigkeit und die Solidarität mit den Armen. "Deshalb müssen die Klimaveränderungen und ihre Folgen noch weit mehr als bisher bei der Entwicklungshilfe berücksichtigt werden", betonte Uhl. Notwendig sei, dass die entwickelten Länder ihre Hausaufgaben machten. "Insbesondere die Industrieländer müssen daher größere Anstrengungen unternehmen, damit den Entwicklungsländern Raum für ihre Entwicklung bleibt", betonte auch Kardinal Lehmann.
Umweltverbände zeigten sich erfreut. Die Organisation Germanwatch erklärte, die Deutsche Bischofskonferenz reagiere mit ihrer Stellungnahme "wissenschaftlich sehr fundiert auf den moralischen Skandal des globalen Klimawandels: Verursacher und Betroffene des Klimawandels sind in aller Regel nicht dieselben." Wichtig sei, dass die Unterstützung der besonders betroffenen Menschen in Entwicklungsländern "nicht als Frage des Mitleids, sondern als Frage der Gerechtigkeit thematisiert wird".
Quelle: ntv.de