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Urwald schrumpft in dramatischem Ausmaß Borneo verliert seine seltenen Tiere

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Ein Nashorn in der Schutzstation Tabin bei Lahad Datu im Urwald von Borneo: Die Wildnis der zu Malaysia gehörenden Insel ist berühmt für seltene Tierarten. Einige leben ausschließlich dort.

(Foto: dpa)

Eigentlich ist Borneo bekannt als Naturparadies, seine Wildnis berühmt für seltene Tierarten. Einige leben ausschließlich auf der Insel. Doch Orang-Utans, Nashörner und Elefanten büßen immer mehr von ihrem Lebensraum ein. Palmölplantagen verdrängen den Dschungel.

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Ein Orang Utan in der Schutzstation in Sandakan im Urwald von Borneo.

(Foto: dpa)

Grün ist die bergige Landschaft um Tawau, sobald die Wolken kurz vor der Flugzeuglandung den Blick auf die Stadt freigeben. Das Grün in Malaysianms Bundesstaat Sabah ist aber nicht der Dschungel. Es sind die Palmenplantagen. Sie bedecken rund 14.000 Quadratkilometer - rund ein Fünftel der Fläche Sabahs. Aber auch der übrige Wald wird zum Großteil kommerziell genutzt.

Die Tropenwälder Borneos gehören zu den ältesten der Erde. Doch im Bundesstaat Sabah, der mit Sarawak den malaysischen Teil der Insel bildet, ist Palmöl längst das Haupterzeugnis. Der Geruch von Düngemitteln und Pestiziden liegt in der Luft. Umweltschützer warnen, dass die großflächige Umwandlung von Urwald in Palmöl-Plantagen und die Abholzung der Wälder die Artenvielfalt Borneos bedrohen.

Verwendung für Holzwirtschaft

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Ein Nasenaffe (Nasalis larvatus) im Urwald von Borneo.

(Foto: dpa)

Nach staatlichen Forstzahlen sind rund 36.000 Quadratkilometer Sabahs mit Wald bedeckt. Dschun gel sind aber davon nur knapp 920 Quadratkilometer. Der Rest wird vor allem für die Holzwirtschaft verwendet. Als er 1979 nach Tawau kam, sei ein Großteil Dschungel gewesen, sagt John Payne, Nashorn-Experte und Chef des Borneo-Rhino-Bündnisses. Allerdings hätten schon die britischen Besatzer im 19. Jahrhundert angefangen, die Wälder abzuholzen. "Für seine Entwicklung musste sich Malaysia als junge Nation auf seine natürlichen Ressourcen verlassen", sagt der Tierschützer. "Unglücklicherweise haben wir viele der Wälder sowie Tiere und Pflanzen, die in ihnen lebten, verloren."

Mit dem Wald schrumpft der Lebensraum für eine Reihe von Tieren, die den Ruf Borneos als Naturparadies begründen. Zu den am stärksten bedrohten Arten gehört das Borneo-Nashorn. Der prähistorische Säuger ist die kleinste Rhino-Art, die je existierte. Früher habe er ihren Bestand in Sabah auf 15 geschätzt, so Payne. Aber es könnten weniger sein: In den vergangenen zwei Jahren habe sein Team gerade einmal Spuren von zwei Rhinos in den Wäldern entdeckt. Drei der Nashörner leben kontrolliert in Malaysia: eines im Zoo in Sabahs Hauptstadt Kota Kinabalu und ein Paar in einem Schutzgebiet von Paynes Gruppe. Dort hofft man auf Rhino-Nachwuchs, bisher aber vergeblich.

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John Payne untersucht in der Schutzstation Tabin ein Nashorn.

(Foto: dpa)

Eine weitere Tierart ist direkt vom Waldschrumpfen betroffen: die Borneo-Zwergelefanten, die es nur auf der Insel gibt. Im November legte der Bundesstaat ein Waldstück nahe des Flusses Kinabatangan als Schutzgebiet für die seltenen Dickhäuter fest. Der Wald ist in keinem guten Zustand, aber der Fluss ist ein wichtiger Teil des Elefanten-Biotops. In der Gegend wurden Anfang des Jahres 19 tote Zwergelefanten gefunden - wahrscheinlich wurden sie vergiftet.

Orang-Utan heißt Wald-Mensch

Der Orang-Utan, dessen malaiischer Name "Wald-Mensch" bedeutet, lebt nur auf Borneo und der indonesischen Insel Sumatra. Auch Asiens einzige große Affenart ist nach Angaben der Umweltstiftung WWF bedroht, weil sie mehr und mehr von ihrem Lebensraum einbüßt. Die Population sei in Sabah von geschätzten 20.000 Affen Mitte der 1980er Jahre auf fast die Hälfte im Jahr 2004 geschrumpft. "Dieser Rückgang wurde durch die geplante Umwandlung von Wäldern in Plantagen in dem östlichen Tiefland bewirkt", heißt es im WWF-Bericht.

Selbiges gilt für den Malaienbär. "Der Malaienbär ist auf den Wald angewiesen. Und mit dem Wald verschwindet auch der Bär", erklärt der Chef des Schutzzentrums für Borneo-Malaienbären (BSBCC), Siew Te Wong. Eine aktuelle Zählung zu den verbliebenen Bären gibt es nach Auskunft des BSBCC-Chefs nicht. Er schätzt, dass es weniger gibt als Orang-Utans. Siew Te Wong muss in Sabahs Regierung vertrauen, dass sie die verbliebenen Wälder schützt und erodierte Landschaften aufforstet. "Die Zerstörung der Wälder ist hier in Sabah unter Kontrolle", sagt er. Im Vergleich zu anderen Gegenden sei Sabah ein letztes Refugium.

Nach Angaben von Sabahs Forstdirektor Sam Mannan plant die Regierung, den Waldanteil an der Gesamtlandesfläche wieder auszuweiten. Seit Beginn des Jahres habe seine Behörde aufgehört, Kurzzeitlizenzen für Holzfäller zu vergeben, um der Abholzung der natürlichen Wälder entgegenzuwirken. "Unser langfristiger Plan sieht zwei Millionen Hektar (20.000 Quadratkilometer) geschützter Fläche beziehungsweise 30 Prozent der Landfläche Sabahs vor", sagt er.

Quelle: ntv.de, John Grafilo, dpa

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