Gegen extrem resistente Keime Cannabis greift an
22.09.2008, 09:27 UhrGleich mehrere Moleküle aus der Cannabispflanze (Hanf, Cannabis sativa) haben sich als potente Waffen im Kampf gegen extrem resistente Bakterien erwiesen. Das berichtet eine Gruppe umGiovanni Appendino von der Universita del Piemonte Orientale in Novara (Italien) im "Journal of Natural Products”. Die Forscher hatten mehrere der sogenannten Cannabinoide – darunter auch solche, die nicht zu Halluzinationen führen – gegen verschiedene Varianten des Krankenhauskeims MRSA getestet.
Dieser Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) ist ein großes Problem, weil er durch zahlreiche Mutationen gegen viele Antibiotika unempfindlich geworden ist und sich mit diesen Mitteln nicht mehr bekämpfen lässt. Viele Menschen haben Staphylokokken auf ihrer Haut, was meist auch kein Problem ist. Das ändert sich aber dramatisch, wenn resistente Bakterien die Wunden immungeschwächter Patienten infizieren.
Wenn nichts anderes mehr hilft
Appendino und seine Kollegen boten für ihre Tests einige der hartnäckigsten MRSA-Varianten auf und konfrontierten sie mit den fünf hauptsächlichen Cannabinoiden. Diese erwiesen sich im Labor als ebenso effektiv wie das Notfall-Antibiotikum Vancomycin. Dieser Wirkstoff ist oft die letzte Wahl, wenn andere nicht mehr helfen.
Die Forscher betonen außerdem, dass die beiden effektivsten Cannabinoide nicht halluzinogen sind – "high" würden die Patienten also nicht davon. Ein Medikament auf dieser Grundlage lässt indes noch auf sich warten: Studien mit Menschen gibt es noch nicht.
Zudem weist die Gruppe darauf hin, dass die Substanzen ihre Wirkung im Blutserum einbüßen könnten. Die äußerliche Anwendung scheine aber aussichtsreich, heißt es in dem Journal. Appendino ergänzt, dass die Moleküle auch als nicht vollständig gereinigte Extrakte helfen können, etwa in Kosmetika oder Toilettenartikeln. Dies spare für einige Zwecke die aufwendige und damit kostenträchtige Synthese der reinen Wirkstoffe.
Quelle: ntv.de