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Wie der Vater so der Sohn Chemie-Nobelpreis für Kornberg

Nach den Nobelpreisen für Medizin und Physik geht auch die höchste Auszeichnung für Chemie in diesem Jahr an einen US-Forscher. Am Mittwoch wurde der 59-jährige Roger D. Kornberg von der kalifornischen Universität Stanford mit dem Chemie-Nobelpreis gekürt.

Bereits Kornbergs Vater Arthur hatte den Nobelpreis bekommen. Als dem Mediziner 1959 in Stockholm die Auszeichnung überreicht wurde, war der damals zwölf Jahre alte Roger Kornberg ebenfalls anwesend.

Arthur Kornberg hatte untersucht, wie bei der Zellteilung die Erbgutinformationen von der Mutterzelle zu den beiden Tochterzellen weitergegeben werden. Sein Sohn Roger wird in diesem Jahr nun auf ganz ähnlichem Gebiet geehrt. Er hat aufgeklärt, wie die Zelle Erbgutinformationen von der DNA in ihrem Kern auf die einzelnen Bauanleitungen für die Proteine kopiert.

Die Kornbergs sind nach der Statistik der Nobel-Stiftung das sechste Vater-Sohn-Paar von Nobelpreisträgern in der über 100-jährigen Geschichte der Auszeichnung. Auch die vorangegangenen Paare hatten meist auf ganz ähnlichem Gebiet geforscht.

Es fehlt an der Lobby-Arbeit

Nach den jüngsten Bekanntmachungen der diesjährigen Nobelpreisträger haben die USA ihren ersten Platz in der Nobel-Weltrangliste ausgebaut: Insgesamt 228 Preisträger seit 1901 hatten zum Zeitpunkt der Verleihung einen amerikanischen Pass. Die Gründe für den Erfolg sind vielfältig. "Es gibt auch in Japan und Europa erstklassige Forscher, die den Preis ebenso verdient hätten. Aber was bei uns fehlt, ist eine gebündelte Lobby-Arbeit", sagte der Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Helmut Schwarz.

In Deutschland müssten Universitäten und Forschungseinrichtungen stärker und gemeinsam ihre Kandidaten vertreten. Der frisch gekürte Chemie-Preisträger Kornberg sagte zum Erfolg der US-Forschung: "Das liegt an der beispiellosen öffentlichen Unterstützung für die Wissenschaft in den USA. Und an der Größe des Wissenschaftsbetriebs."

Der Biochemiker Kornberg hatte vor erst fünf Jahren beschrieben, wie die so genannte eukaryontische Transkription funktioniert. Dieser Vorgang sorgt bei höheren Organismen wie Hefepilzen und Menschen dafür, dass die Gene in Proteine umgesetzt werden, die fast alle Aufgaben des Lebens übernehmen. Die Aufklärung dieses biochemischen Prozesses hat weit reichende Bedeutung für das Verständnis des Lebens, aber auch für neuartige Behandlungsmethoden - in der Medizin etwa die therapeutische Anwendung von Stammzellen.

"Es besteht kein Zweifel daran, dass die Grundlagenforschung von Kornberg Früchte zum Wohl der Menschheit tragen wird. Sie eröffnet Perspektiven für neue Medikamente wie etwa bei Antibiotika", sagte Per Ahlberg vom Nobelkomitee. Kornberg selbst kommentierte die Zuerkennung: "Der Anruf aus Stockholm war so überwältigend, dass ich immer noch zittere." Roger Kornberg gilt als ausgeprägter Familienmensch. Fast täglich besuchen ihn seine Kinder im Labor, wo auch seine Frau arbeitet. In der direkten Nachbarschaft ist noch immer sein 88-jähriger Vater tätig.

Die Nobelpreise sind in diesem Jahr mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (10 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Sie werden traditionsgemäß am 10. Dezember in Stockholm überreicht, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Quelle: ntv.de

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