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Motten wieder auf dem Vormarsch Die Kastanien welken

Die Miniermotte zerfrisst das Blatt der Kastanie. Sie wurde erstmals 1984 in Mazedonien nachgewiesen. Seitdem breitet sie sich in Richtung Norden aus.

Die Miniermotte zerfrisst das Blatt der Kastanie. Sie wurde erstmals 1984 in Mazedonien nachgewiesen. Seitdem breitet sie sich in Richtung Norden aus.

(Foto: dpa)

Viele Kastanien bieten derzeit wieder ein erbarmungswürdiges Bild: Die Blätter welk, die Kronen licht, kämpfen die besonders bei Kindern und Biergarten-Besuchern beliebten Baumriesen auch in diesem Jahr wieder mit der Miniermotte. Deren gefräßige Larven sorgen bereits seit mehreren Jahren dafür, dass vor allem die weißblühenden Rosskastanien je nach Befall bereits im Sommer anfangen, ihre Blätter abzuwerfen.

Ein Gegenmittel gibt es nicht. Doch hat die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW, Bonn) Bürger und Kommunen erneut dazu aufgerufen, sorgfältig Kastanienlaub zu sammeln. Wird es mitsamt den darin enthaltenen Puppen verbrannt oder tief vergraben, haben die übriggebliebenen Motten im kommenden Jahr einen schwereren Start. Der Aufwand lohnt sich: Die Bäume haben im folgenden Jahr dann mehr Zeit, sich zu erholen, bevor sich die neuen Motten-Generationen wieder über sie hermachen.

Nicht akut bedroht

Akut bedroht sind die Bäume durch die Motte nicht: "Uns ist nicht bekannt, dass durch die Miniermotte ein Baum abgestorben wäre", sagt Gerlinde Nachtigall vom Julius-Kühn-Institut in Braunschweig, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Jahrelanger Befall führt jedoch zu Stresssymptomen wie Notblüten im Herbst, weniger Wachstum oder geringeren Samengewichten, so das Institut. Auch gibt es laut SDW eine höhere Anfälligkeit gegenüber Pilzen.

Mehrere Gegenmittel wurden bereits erprobt. Bisher führten sie zu keinem positiven Ergebnis, waren zu teuer oder nicht praktikabel.

Mehrere Gegenmittel wurden bereits erprobt. Bisher führten sie zu keinem positiven Ergebnis, waren zu teuer oder nicht praktikabel.

(Foto: dpa)

Nach Angaben der Schutzgemeinschaft sind die Motten bundesweit auf dem Vormarsch. "Viele Gebiete melden stärkeren oder gleich hohen Befall als im Vorjahr, in einigen Gegenden sieht es hingegen besser aus", sagt Jens Stengert vom SDW. "Wir wollen helfen, dass es der Kastanie wieder besser geht." 2008 hätten mehr als 350 Kommunen mitgemacht. In diesem Jahr hofft der Verein auf mehr als 500, darunter Essen, Bonn oder Wiesbaden, wo auch der Auftakt zu einem bundesweiten Aktionstag am 14. November stattfindet.

Gegenmittel nicht praktikabel

Kastanien hatten früher noch keine Motten-Probleme. Die Miniermotte, die den lateinischen Namen "Cameraria ohridella" trägt, wurde erst 1984 erstmals nachgewiesen - in Mazedonien. Mit dem Fernverkehr hat sie sich Jahr für Jahr weiter gen Norden verbreitet, was ihr auch den Namen "Trampermotte" eingebracht hat. Spätestens 2005 hatte sie ganz Deutschland erobert.

Die Motten, die den Winter überlebt haben, legen im Frühjahr ihre Eier auf den jungen Blättern ab. Nach dem Ausschlüpfen der Raupen geht es los: Sie bohren sich genüsslich in die Blätter und legen dort einen Fressgang an, erkennbar als weißer Strich. Werden sie älter, bauen sie ihre Mine fast kreisrund aus, spinnen sich zur Puppe ein und entwickeln sich in rund zwei Wochen zu einem neuen Schmetterling. Pro Jahr kann es je nach Witterung zu drei bis vier Generationen kommen. Die Miniermotte ist dabei auf weißblühende Rosskastanien spezialisiert. Befallen wird mitunter aber auch Bergahorn.

Mehrere Gegenmittel wurden bereits erprobt. Meist waren sie zu teuer oder nicht praktikabel. So gab es Lockstoff-Fallen für die Motten-Männchen oder in die Bäume gespritzte Stoffe. Andernorts hängt man Nistkästen für Blaumeisen auf, die die Motten gerne fressen. Hoffnungen ruhen nach wie vor auf Parasiten, die wie etwa die Schlupfwespe ihre Eier in die Larven der Motte legen könnten.

Quelle: ntv.de, Helge Toben, dpa

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