Schnauze voran Echse schwimmt im Sand
15.10.2008, 12:26 UhrTrotz seines Namens ist der Sandfisch eine Echse. Sie bewegt sich aber ähnlich elegant wie ein echter Fisch im Wasser durch den Wüstensand. Forscher aus Aachen und Bonn haben nun erstmals beobachtet, wie genau der auch Apothekerskink genannte Sandfisch (Scincus scincus) unter der Oberfläche den Sand durchpflügt. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, industrielle Fördertechniken für Getreide oder Sand zu verbessern. Das berichten die Wissenschaftler von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn.
Signale vom Sandfisch-Gewebe
Um den Sandfisch zu beobachten, wandten die Forscher um Werner Baumgartner von der RWTH ein Kernresonanzspektroskopie-Verfahren an, das für den Nachweis von Wasserstoff-Atomen entwickelt wurde. Sie steckten die Echse dazu in einen Behälter mit Sand, der genau in den Tomographen hineinpasste. Da der trockene Sand keine Wasserstoffatome enthält, bekamen die Forscher nur Signale von dem Sandfisch-Gewebe. Dank dieses Tricks konnten sie die Bewegungen der Echse von oben und von der Seite aufzeichnen. Sie erhielten Aufnahmen des Echsenkörpers im Abstand von 120 Millisekunden, berichten sie im Journal "PloS One".
Die Auswertung ergab, dass der Sandfisch seine Beine entgegen früherer Annahmen nicht an den Körper anlegt, sondern trotz des Widerstandes des Sandes aktiv vor und zurück bewegt. Die Forscher vermuten, dass die Bewegungen der Echse den Sand abwechselnd verdichten und auflockern, so dass das Tier sich quasi abstoßen und seine Beine dann wieder heranziehen kann. Wenn sein Oberkörper sich etwa nach links schlängelt, kann das rechte Vorderbein den dann dort eher lockeren Sand durchkämmen. Auf der linken Körperseite hingegen schiebt der Oberkörper den Sand zusammen und verdichtet ihn - das linke Vorderbein stößt sich ab.
Schnell mit drei Bewegungen pro Sekunde
Weitere Versuche zeigten, dass der Sandfisch sich immer mit der gleichen Frequenz bewegt: Mit genau drei Hertz, das sind drei Bewegungen pro Sekunde. Bei dieser Frequenz muss das Tier am wenigsten Kraft aufbringen.
Skinke leben in Wüstengegenden von der Westküste Afrikas über die Sahara und die arabische Halbinsel bis nach Jordanien, Irak und den Südwesten Irans. Auf der Flucht vor ihren Feinden tauchen die Tiere - Schnauze voran - in den Sand; sie können sich aber auch über lange Strecken unter der Oberflächen fortbewegen. Ihr Körperbau spiegelt die Anpassung an den sandigen Lebensraum wider: Die Schnauze ist spatelförmig abgeflacht, die Ohröffnungen sind verkleinert und die Finger und Zehen zum besseren Graben fransig gespalten.
Quelle: ntv.de