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Bauen einmal anders Ein Haus auf dem Mond

Wer in Mainz oder Mannheim ein Häuschen bauen will, muss einige Fragen klären: Soll es ein Sattel- oder ein Flachdach sein? Rollläden oder lieber Fensterläden? Wer auf dem Mond bauen will, kann über solche Fragen nur lächeln: Er hat ganz andere, grundlegendere Probleme. Er braucht erstmal die passenden Materialen und Werkzeuge. Und er muss ganz anders bauen, damit die Menschen dort überhaupt überleben können. Die Bedingungen auf dem Mond seien schließlich "alles andere als einladend", sagt der Vorstandschef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner. In Kaiserslautern beschäftigen sich seit Dienstag rund 200 Wissenschaftler mit der Frage, wie man auf dem Erdtrabanten bauen könnte.

Sprungbrett zum Mars

Alle Raumfahrtnationen zieht es wieder zum Mond. Fast 40 Jahre ist es her, dass mit Neil Armstrong erstmals ein Mensch den Himmelskörper betrat, 1972 war das letzte Mal jemand dort. Die Amerikaner peilen für 2020 eine bemannte Mission zum Mond an. Warum eigentlich? "Der Mond ist längst nicht so wissenschaftlich ergründet, wie man vielleicht denkt", sagt Wörner.

Von der weiteren Erforschung des Mondes erhoffen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über die Erde, neue Technologien sollen auf diesem Weg entstehen und zuletzt ist da auch die menschliche Neugier als Antriebsfeder. Außerdem gilt der Mond als "Sprungbrett" auf dem Weg zum Mars. Der Mond sei für eine bemannte Mars-Mission das ideale "technologische Testfeld", glaubt Wörner. Was dort funktioniere, könnte auch auf dem weit ferneren Mars klappen.

Die nächste Mond-Mission sieht erstmal nur einen Aufenthalt der Astronauten für einige Tage vor. Noch sind viele Fragen zu lösen, gebe es doch zum Beispiel derzeit kein Triebwerk, das für eine bemannte Mission zum Mond geeignet sei, so Wörner. Eines Tages wird es aber eine feste Station auf dem Mond geben, wo sich auch über einen längeren Zeitraum Menschen aufhalten können, ist der DLR-Chef überzeugt.

Es gibt viele Probleme, die die Forscher beim Bau erwarten: Die im Vergleich zur Erde extremen Temperaturen auf dem Mond, die für die Menschen gefährliche Partikelstrahlung der Sonne und die Gefahr durch Meteoriten sind nur einige davon. Es gibt zum Beispiel auch kein oder nur sehr wenig Wasser, um dort oben etwa Zement herzustellen. Kein Vergleich also zum Bauen auf der Erde. "Wenn auf der Erde ein Fenster nicht dicht ist, dichtet man es eben ab. Auf dem Mond ist das eine Frage der Sicherheit, sonst sind die Leute tot", sagt Wörner.

Häuschen aus Mondgestein

Bei der Tagung treffen sich Raumfahrt- und Bauexperten. Zu den Bauexperten gehört zum Beispiel Jürgen Schnell, Bauingenieur und Professor an der Technischen Universität Kaiserslautern. 80 bis 90 Prozent seiner Zeit verbringt der Mensch auf der Erde in Gebäuden, weiß er. Wie der Mensch hier bauen muss, ist bekannt. "Die Frage ist: Wie können wir das übertragen auf ganz andere Rahmenbedingungen?"

Die Forschungen in diesem Bereich stehen noch am Anfang, es gibt noch viele Rätsel zu lösen, das wird auf der zweitägigen Tagung schnell klar. Erste Ideen gibt es aber schon: Als Baustoff käme wohl am ehesten Mondgestein infrage, aus dem man vielleicht eine Art Baustein "backen" könnte, glaubt Wörner. 380 Kilogramm etwa gibt es davon auf der Erde, sie stammen von früheren Mond-Missionen. Mit einer guten Begründung bekomme man von der NASA ein paar Gramm für Forschungszwecke, sagt Wörner. Das koste nicht mal Geld.

Von Marc Strehler, dpa

Quelle: ntv.de

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