Mehr Nervenfasern in Gebärmutter Einfacherer Endometriose-Test
24.08.2009, 10:22 UhrEin neuer Test weist Verwachsungen der Gebärmutterschleimhaut im Bauch (Endometriose) mit großer Zuverlässigkeit nach, ohne dass dafür ein Endoskop durch die Bauchdecke geführt werden muss. Stattdessen entnehmen Mediziner eine kleine Probe der Gebärmutterschleimhaut und prüfen diese auf das Vorhandensein von Nervenzellen. Dieser neue Test – derzeit noch im Experimentalstadium – liefert in fast 100 Prozent der Fälle eine korrekte Vorhersage. Das berichten zwei internationale Ärzteteams in Journal „Human Reproduction“.
In Zukunft ohne Narkose
Endometriose trifft zwischen 10 und 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. Dabei siedeln sich Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut zusätzlich im Bauchraum an und führen dort zu leichten bis schweren Verwachsungen. Je nach Stärke können Bauch- und Regelschmerzen bis hin zur Unfruchtbarkeit die Folge sein. Um die Diagnose sicher zu stellen, mussten bislang Endoskope über kleine Schnitte durch die Bauchdecke gesteckt werden – ein Eingriff unter Narkose mit Ärzten, Krankenschwestern und anderem großen Aufwand mehr (Laparoskopie, Bauchspiegelung).
Die erste Gruppe um Ian Fraser von der Universität Sydney in Australien nahm bei 99 Frauen, die mit Schmerzen im Unterleib oder Problemen mit der Empfängnis zum Arzt kamen, eine kleine Probe aus der Gebärmutterschleimhaut (Biopsie). Danach wurden die Frauen herkömmlich mit der Laparoskopie behandelt – dabei können die Verwachsungen zum Teil herausgeschnitten werden. Beim Vergleich der Resultate zeigte sich: jene 64 Frauen, die nach dem Blick in deren Bauch den Befund Endometriose erhielten, hatten mit nur einer Ausnahme zahlreiche Nervenbahnen in ihrer Gebärmutterschleimhaut. Von den 35 Frauen, die keine Endometriose hatten, hatten 29 auch keine Nervenfasern in der Biopsie.
Pilotstudie bestätigt
Die Analyse der Nervenfasern in der Gebärmutter-Probe habe das Vorhandensein von Endometriose mit einer Sensitivität von 98 Prozent (Anteil der korrekt identifizierten Fälle) ermittelt, heißt es daher in einer Mitteilung der Wissenschaftler. Diese Resultate bestätigten eine vorhergegangene Pilotstudie derselben Gruppe. Diese billigt ihrem Test große Aussagekraft zu – und das bei deutlich kleinerem Aufwand als mit dem Eingriff durch die Bauchdecke.
Die zweite, sehr ähnliche Studie stellt Thomas D’Hooge von der Universität Löwen in Belgien vor. Seine Gruppe hatte Proben aus der Gebärmutter von 40 Frauen analysiert, 20 von ihnen hatten Endometriose, 20 weitere nicht. Auch in diesem Fall wurde das Gewebe auf das Vorhandensein von Nervenzellen geprüft. Attila Bokor, der die Proben durchmusterte, sagte: „Wir haben Nervenfasern in 90 Prozent (18 von 20) der Frauen mit Endometriose beobachtet.“ Keine – oder nur sehr wenige – Fasern wurden hingegen in der Kontrollgruppe entdeckt. Brokor und D’Hooge wollen im September eine größere Untersuchung anschließen. Ziel aller Mediziner ist ein schnellerer und einfacherer Test für das Frauenleiden.
Quelle: ntv.de, dpa